Hinter einer optimalen Instandhaltung steckt viel Vorbereitung und eine gute Software. Den Weg dazu erklärt in diesem Interview Beat Keller, Geschäftsführer der Firma EAM Swiss.
Zauberformel für die Instandhaltung: R = K ∙ r
Maintenance Schweiz und Solids Zurich mit 2350 Besuchern
Autor: Eugen Albisser
Zauberformel für die Instandhaltung: R = K ∙ r
Maintenance Schweiz und Solids Zurich mit 2350 Besuchern
Autor: Eugen Albisser
Es war bereits die elfte Austragung der Maintenance Schweiz und sie hatte mit den Vorträgen im ScienceCenter die ideale Mischung aus Messe und Rahmenprogramm. Rund 2350 Besucher kamen, um sich über Neuheiten auf dem Gebiet der Instandhaltung zu informieren und um die parallel stattfindende Solids Zurich zu besuchen.
Von der Instandhaltung werden wahre Wunder erwartet. Denn eine der am öftesten gestellten Fragen lautet: Wie kann man so kostensparend wie möglich die Anlagenverfügbarkeit erhöhen? Antworten darauf fand man auf der Fachmesse Maintenance Schweiz, die vom 07.-08. Februar zeitgleich mit der Solids Zurich stattfand.
Die Formel R = K ∙ r
Und wer an der Veranstaltung im so genannten ScienceCenter dem Vortrag von ZHAW-Professor Christoph Heitz zuhörte, der bekam sozusagen gratis und franko eine Formel zur Verfügung gestellt, wie man tatsächlich Kostenminimierung und Verfügbarkeitserhöhung kombiniert. Sie lautet: R = Konsequenz (K) ∙ Ausfallrate (r). Das Resultat zeigt in der Summe, wie schlimm der Ausfall einer Maschine sich auf die Produktion auswirkt. Wer diese Formel über alle Maschinen anwendet und daraufhin in einer Matrix mit den Zahlen aller Maschinen jongliert, wird einen der wesentlichen Grundsätze der Instandhaltung herausfinden: «Die richtigen Dinge tun», sagt Heitz, «und nicht einfach ‹Die Dinge richtig tun›, das ist der gravierende Unterschied.»
«Unsere Chance, gesehen zu werden»
Das Vortragsprogramm war eines der Highlights der Messe. «Es gibt sogar einzelne Besucher, die extra deswegen nach Zürich gekommen sind», sagt Easyfairs-Messeleiter David Henz. Der Besucherandrang beim ScienceCenter unterstützt diese Aussage. «Wir haben im Vorfeld der Messe mit Besuchern und Ausstellern lange über das Rahmenprogramm gesprochen und hier offensichtlich eine ideale Mischung gefunden», freut sich David Henz.
Riesiges Interesse an den Insights über #Datenanalyse vom Werksleiter aus dem #Siemens Elektronikwerk in Amberg #futurefactories pic.twitter.com/94y4y1J16I
— Mario Fürst (@mario_fuerst) 7. Februar 2018
Doch nicht nur das Rahmenprogramm zog die Besucher an. 2350 waren es insgesamt oder eingetragen auf die beiden Messen rund 1650 Besucher auf der Maintenance Schweiz und 700 Besucher auf der Solids. «Sehr gute Kontakte gab es», sagte Michael Kummer, Geschäftsführer der Firma Küffer Elektro-Technik AG, die seit der ersten Austragung der Maintenance Schweiz dabei ist und an keiner andere Messe ausstellt.
«Für uns ist es eine reine Kontaktmesse, wir zeigen nicht einmal Exponate», meint Kummer, der sich mit vier anderen Firmen zusammentat, um möglichst viele Synergien beim Kundenkontakt zu nutzen. Mit einem Wettbewerb, einem Fotoshooting und einer grossen Bar fiel man durchaus auf. «Und genau deshalb mögen wir das Konzept dieser Easyfairs-Messe», sagt Kummer. «An anderen Messen würden wir neben den grossen Playern verschwinden, aber hier haben alle eine Chance, gesehen zu werden.»
Instandhaltungswissen weitergeben mittels virtueller Umgebung
Vertreten waren aber selbstverständlich auch die grossen Unternehmen wie ABB, Suva, Endress + Hauser und Siemens: «Tolle Messe», meinte etwa Harald Strohbusch, Presales Consultant COMOS bei Siemens Industry Software AG. «Was für uns so wertvoll ist gegenüber den international ausgerichteten Messen, dass wir als Besucher Schweizer Fachleute haben, also genau die Kunden, die wir ansprechen wollen.» Siemens zeigte unter anderem die Plant Engineering Software COMOS. «Denn ein grosses Thema bei der Instandhaltung geht oft vergessen», sagt Strohbusch, «und das ist der Personalwechsel und dem damit verbunden Verlust von Wissen.» Um das Instandhaltungswissen zu speichern und neue Mitarbeiter zu schulen, kann man mit COMOS eine Anlage über vorhandene 3D-Daten oder mit einem Laserscanner als virtuelle Anlage aufbauen. Daraufhin lassen sich alle Instandhaltungsszenarien in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden durchspielen wie zum Beispiel bei einem Leck die richtigen Schritte einleiten.
COMOS und Bentley OpenPlant: Ein innovativer Anlagenengineering-Ansatz. (Youtube-Kanals Siemens)
Von «smart Maintenance» bis Explosionsschutz
Auch die digitale Transformation wurde als Thema aufgenommen. Sie lief unter «smart Maintenance» und dürfte in Zukunft wohl weiter ausgebaut werden. Firmen wie EAM Swiss GmbH, Cacotec, GreenGate, Coresystems oder IAS Mexis zeigten dort, was heutzutage mit intelligenten Tools bereits möglich ist auch hinsichtlich vorausschauender Wartung. In der Halle 4, wo gleichzeitig die Solids Zurich stattfand, die Fachmesse für Granulat, Pulver- und Schüttguttechnologien, war die Digitalisierung ebenfalls ein Thema. Eines unter vielen wie sich zum Beispiel bei den Vorträgen im ScienceCenter zeigte. Dort standen weitere gewichtige Themen oben auf der Agenda wie der Explosionsschutz, die flammenlose Druckentlastung oder das Inspektorat 4.0.
INSTANDHALTUNG IN ZEITEN DER DIGITALISIERUNG Interview mit Beat Keller, EAM Swiss GmbH
Instandhaltungs-Nachwuchs nicht vergessen
«Alles in allem ist die Messe hier eine zwar kleine, aber wirkungsvolle Plattform», meinte Rainer Artho, Geschäftsführer fmpro, des grössten Verbands der Schweiz im Bereich Facility Management und Maintenance. Rainer Artho setzte sich in einer Ansprache beim Branchenfrühstück am zweiten Messetag auch dafür ein, dass der Nachwuchs für die Branche gezielt ausgebildet wird und dass es dazu einen starken Verband braucht mit vielen Mitgliedsfirmen. Der Besuch der Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh zeugte von der Wichtigkeit der Branche und der Messe. Die FDP-Politikerin verwies ausserdem auf einen heiklen Punkt, mit dem sich die Instandhaltung immer wieder auseinandersetzten muss: «Auch wir Politikerinnen und Politiker eröffnen gerne neue Werke. Dann aber einen Kreditantrag zu stellen für den Unterhalt, fällt ungemein schwieriger», sagte sie.
Neue Geschäftsmodelle dank Instandhaltung
Aus diesem Grund sind Messen auch ein guter Ort, um sich einen Überblick zu verschaffen, wie die Instandhaltung nicht einfach ein Kostenfaktor ist, sondern richtig eingesetzt dem Betrieb enorme Kosten sparen kann. Und sogar mehr als dies. «Wir sehen ja schon heute, dass neue Geschäftsmodelle entstehen, deren Grundlage die Serviceleistungen rund um die Instandhaltung sind», meint Messeleiter David Henz. «Das wird der Instandhaltung einen weiteren Schub verleihen und sicherlich an den kommenden Veranstaltungen vermehrt in den Fokus rücken.»
Die nächste Maintenance Schweiz wird am 13. – 14. Februar 2019 stattfinden, dann zusammen mit der Fachmesse Pumps & Valves.
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Autor: Eugen Albisser
Bildquelle: Susanne Seiler/Easyfairs
Publiziert von Technik und Wissen (ea)
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