Nach erfolgreichem Studium der Volkswirtschaftslehre an der LMU München arbeitete der 39-Jährige ab 2005 als Strategieberater bei Roland Berger. 2007 wechselte er zu IWC Schaffhausen, wo er zunächst als Verantwortlicher für die Produktionsplanung begann. Danach verantwortete er bei dem Uhrenhersteller verschiedene Positionen, bevor er 2016 zum COO ernannt wurde. In seiner Freizeit steht seine dreijährige Tochter an erster Stelle, die er gemeinsam mit seiner langjährigen Partnerin erzieht. Zudem spielt der gebürtige Rosenheimer Tennis und musiziert sehr gerne (Klavier und Akkordeon).
Akribische Perfektion ist mit Anstrengung verbunden
IWC Schaffhausen und das agile Arbeiten
Akribische Perfektion ist mit Anstrengung verbunden
IWC Schaffhausen und das agile Arbeiten
Die IWC Schaffhausen versteht sich als jüngster Gewinner des GEO Award auf agiles Arbeiten. Wie man Mitarbeiter auf diesen Form des Arbeitens einschwört, sagt COO Andreas Voll im Interview.
Ein Beitrag von Technik und Wissen
Markus Back (Autor)
IWC wurde kürzlich für seine operative Exzellenz mit dem GEO Award ausgezeichnet. Wie haben Sie Ihre Mitarbeitenden auf die neuen Prozesse vorbereitet, die Ihnen nun diese renommierte Auszeichnung brachten?
Das Allerwichtigste ist das Vertrauen in seine Mitarbeitenden. Sie sind die Experten, die das Produkt am besten kennen. Und das ist entscheidend, wenn neue Prozesse aufzusetzen sind. Ein sehr gutes Beispiel dafür ist unser neues Manufakturzentrum. Dieses haben wir nicht auf dem Papier geplant, sondern sämtliche unserer Experten aus der Produktion miteinbezogen und deren Wissen und Erfahrung in die Planungen mit einfliessen lassen.
Kurzporträt Andreas Voll
Was braucht es über dieses Vertrauen in seine Mitarbeitenden hinaus?
Regelmässige Schulungen, damit diese die eingesetzten Werkzeuge verstehen und deren Vorteile nutzen können. Das bedarf jedoch Zeit, damit die Mitarbeitenden Dinge ausprobieren und testen können. Mit der entsprechenden Neugier und Offenheit stellen sich in aller Regel dann auch sehr schnell die Erfolge ein. Und falls etwas nicht funktionieren sollte, muss man auch dazu bereit sein, einfach etwas zu beenden.
Herausforderungen bei der Implementierung der agilen Prozesse
Mit welchen Schwierigkeiten beziehungsweise Herausforderungen wurden Sie bei der Implementierung der neuen Prozesse konfrontiert?
Die Uhrmacherei ist ein traditionelles Handwerk, in dem sich Abläufe über Jahrzehnte hinweg etabliert haben. Wenn diese nun plötzlich in Frage gestellt werden, kann das für manch Mitarbeitenden sehr schwierig sein. Daher braucht es Zeit, damit man diese Veränderungen gemeinsam angehen kann. Wir bei IWC hatten uns für diesen Weg entschieden und im Nachhinein war das richtig. Trotz diverser Herausforderungen blieb die Grundstimmung bei uns immer positiv und die Mitarbeitenden leben heute diese neuen Prozesse ganz selbstverständlich. Das macht mich unheimlich stolz.
Was hat sich für die Mitarbeitenden durch die neuen Prozesse verändert?
Das neue Fertigungslayout in unserem Manufakturzentrum brachte verschiedene Veränderungen mit sich. Die wohl bedeutendste ist aber die perfekte Anordnung unserer Prozesse mit sehr kurzen Wegen. Wenn es nun ein Problem gibt, sind es für die Mitarbeitenden nur ein paar wenige Schritte in die vor- oder nachgelagerten Prozesse und schon können sie das Problem erörtern und lösen. Zuvor war das nicht so einfach, da unsere Prozesse über verschiedene Gebäude und dort teils auch noch über verschiedene Stockwerke verteilt waren.
Sie bilden selbst die nächste Generation an Uhrmachern aus. Inwieweit spiegeln sich diese neuen Prozesse in der Ausbildung?
In der fachlichen Ausbildung ändert sich grundsätzlich nichts, da die Uhrmacherei ein Handwerk ist, an dem neue Prozesse nichts verändern. Was wir aber versuchen, ist unsere Lernenden schon während der Ausbildung einige Wochen Praxis in unserer Manufaktur zu ermöglichen. So lernen Sie, dass bei IWC Prozesse anders umgesetzt werden als sie das klassisch in der Theorie lernen.
Damit wir allen Mitarbeitenden das Thema «Lean» zugänglich machen können, bauen wir derzeit eine Lean-Learning-Akademie auf. Diese werden wir ebenfalls unseren Lieferanten zugänglich machen, da auch wir davon profitieren, wenn sich deren Qualität durch optimierte Prozesse verbessert.
Welchen Rat geben Sie Unternehmen, die den gleichen Weg wie IWC beschreiten wollen?
Operative Exzellenz ist kein Projekt, sondern eine Reise, die nie endet, und eine Kultur, die man leben muss. Diese Beständigkeit und Beharrlichkeit, diese akribische Perfektion bis ins letzte Detail, ist eine Sache, die sehr schön klingt, aber im täglichen Leben auch mit Anstrengungen verbunden ist. Und diese können immer wieder einmal zu Widerständen führen. Wichtig ist ausserdem, dass man sich auf seinem Weg nicht entmutigen lässt und diesen konsequent ohne Kompromisse weitergeht. Nur so stellt sich die Kultur ein, die es braucht, um erfolgreich zu sein.
Agiles Arbeiten - Schwerpunkt im Printmagazin #011
IWC und das agile Arbeiten
Erfahren Sie in unserer aktuellen Printausgabe, welche Vorteile sich für die IWC Schaffhausen durch agiles Arbeiten ergeben und wie davon Käufer deren Uhren profitieren.
Zum Schwerpunktthema «Agiles Arbeiten» gibt es weitere exklusive Artikel. Das zweite Schwerpunktthema der Ausgabe #011 ist der Nachwuchsmangel.
Impressum
Autor: Markus Back
Bildquelle: IWC
Publiziert von Technik und Wissen
Informationen
IWC Schaffhausen
www.iwc.com
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