Ohne Schulung geht es nicht

Beat Meili von Sigmatek im Interview zum Thema «Predictive Maintenance»

Ohne Schulung geht es nicht

Beat Meili von Sigmatek im Interview zum Thema «Predictive Maintenance»

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Bei der Implementierung von Predictive-Maintenance-Konzepten ist es entscheidend, die Mitarbeitenden mit ins Boot zu nehmen. Wieso das so ist, sagt Beat Meili von Sigmatek Schweiz im Interview und nennt in diesem ein Beispiel, in dem der ROI schon nach einem Tag erzielt sein kann.


Von Markus Back, Chefredaktor Print


Proaktive Wartungskonzepte werden insbesondere mit dem Maschinenbau in Verbindung gebracht. Was für Anwendungen fallen Ihnen darüber hinaus ein?

Vor zwei Jahren habe ich eine Wasser-Enthärtungsanlage angeschafft, welche mir mittels App frühzeitig mitteilt, wenn es Zeit ist, Salz im Regenerationsbecken nachzufüllen. Das ist sehr hilfreich, denn wer denkt schon daran, wenn die Anlage in einem dunklen Eck im Keller steht! Der tolle Nebeneffekt dabei ist, dass die Anlage auch einen überhöhten Wasserverbrauch meldet. So weiss ich jederzeit, ob mit der Wasserversorgung alles in Ordnung ist oder ein Rohrleitungsbruch stattgefunden hat, und kann so selbst aus der Ferne sofort darauf reagieren.

«Predictive Maintenance» und die fehlenden Ressourcen

Die Praxis zeigt, dass «Predictive Maintenance» in der Umsetzung oftmals an den fehlenden finanziellen und/oder menschlichen Ressourcen scheitert. Ab wann sollte sich ein Unternehmen dennoch mit diesem Thema befassen?

Ein wirtschaftlich denkendes Unternehmen sollte sich immer Gedanken zu vorausschauenden Wartungsmöglichkeiten machen, denn in der Regel sind die Reparaturkosten bei einem Maschinenbruch schlussendlich wesentlich höher; ganz zu schweigen von einem Produktionsausfall.


Bereits praktizierende Unternehmen überwachen meist nur kritische Maschinen- und Anlagenbereiche. Was ist von dieser Vorgehensweise zu halten?

Dies ist wohl ein alter Zopf, der in der heutigen Zeit von Industrie 4.0 und der damit zusammenhängenden Digitalisierung schon längst abgeschnitten gehört. Früher waren Predictive-Maintenance-Systeme sehr teuer. In der heutigen Zeit von modernen CPS-Systemen, EDGE-Computing und Smart-Devices sowie preiswerten Cloud-Anbindungen sollte jedes Produktionsunternehmen die smarten Lösungen nutzen.

Was raten Sie Unternehmen, die sich erstmals mit dieser Thematik befassen?

Es gibt zum Thema vorausschauende Wartung jede Menge interessante Veranstaltungen in Form von Seminaren, ERFA-Tagungen und auch kostenlose, öffentliche Ratgeber, wie zum Beispiel die www.Industrie2025.ch-Intitiative.


«Predictive Maintenance» und die Mitarbeiter


Welche Bedeutung kommen den Mitarbeitenden beim Thema «Predictive Maintenance» zu?

Das Wichtigste ist, dass die Mitarbeitenden für die optimale Nutzung solch intelligenter Systeme geschult werden. Es hilft nichts, wenn ein solches System wertvolle Datenanalyen und Wartungshinweise liefert, aber der Bediener nicht weiss, wie er diese Informationen nutzen kann, oder er die Warnhinweise schlichtweg ignoriert.

Durch die Korrelation verschiedener Messwerte lassen sich unter Umständen ganz neue Erkenntnisse gewinnen. Woher weiss der Anwender aber, welche Messdaten für seine Applikation beziehungsweise sein Unternehmen relevant sind?

An dieser Stelle sprechen wir nicht mehr unbedingt von Predictive Maintenance, sondern eher von Künstlicher Intelligenz. Dieses Feld verspricht für die Zukunft enormes Optimierungspotential im Bereich der Produktivität von Maschinen, Produktionslinien und schlussendlich ganzer Fabriken.

Hier stehen wir jedoch noch am Anfang des Lernprozesses, weil ein KI-Projekt oftmals ein Über-Jahre-Daten-sammeln beinhaltet und deren Auswertung eine sehr aufwendige Aufgabe darstellt. Stellen Sie sich vor, welche Einflüsse alleine die Betriebstemperatur bei einer Maschine haben kann! Solche und viele andere Messwerte und Parameter müssen bei der Analyse dauernd im Auge behalten und berücksichtigt werden.

«Predictive Maintenance» und der ROI


Ab wann sollte allerspätestens der ROI erzielt sein?

Diese Frage kann so nicht beantwortet werden, je nach Maschine/Anlage und dem damit verbundenen Produktionsprozess kann dies bereits am ersten Tag der Fall sein, an dem der Betrieb aufgenommen wird. So kostet speziell im Pharma-Bereich eine Stunde Betriebsausfall bis zu einigen hunderttausend Franken.


Wie können Sie Unternehmen unterstützen, die «Predictive Maintenance» implementieren wollen?

Gerne zeigen wir interessierten Firmen die Möglichkeiten auf. Wir können mit erfolgreich umgesetzten Referenzen aus der Praxis aufwarten. Ein bewährter Ansatz von Sigmatek ist, dass sich die Betreiber von solchen Systemen mit den möglichen, zukünftigen Anwendern an einen Tisch setzen und sich gegenseitig über Vor- und Nachteile miteinander austauschen.


Mehr zum Thema «Predictive Maintenance»

Lesen Sie die Zusammenfassung der Interviews mit vier Branchenexperten zum Thema «Predictive Maintenance» in der Printausgabe #007 von «Technik und Wissen». Dazu gibt es weitere exklusive Berichte zur Instandhaltung und auch zum weiteren Schwerpunktthema Lasertechnik. 

 

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Impressum

Autor: Markus Back

Bildquelle: Ruben Sprich, Technik und Wissen

Publiziert von Technik und Wissen

Informationen

Sigmatek Schweiz AG
www.sigmatek.ch

Veröffentlicht am: