Andreas Hug, Mitglied der Geschäftsleitung der Zahner Electronic AG
Andreas Hug: «Retrofit ist zu einer sinnvollen Alternative geworden zum Neukauf von Maschinen und diese Tendenz hat mit der Digitalisierung noch zugenommen.»

Ein Retrofit an einer Maschine durchzuführen, ist mehr als das Auswechseln von alten Komponenten. Das wissen die Experten der Zahner Electronic AG ganz genau. Sie haben gelernt zuzuhören, was verändert werden soll, und ebenso wichtig: Was nicht verändert werden soll.


Ein Beitrag von Technik und Wissen
Text und Bilder: Eugen Albisser

Andreas Hug, Mitglied der Geschäftsleitung der Zahner Electronic AG, hält einen Prospekt in der Hand, den er eben erst von der Druckerei zugestellt bekommen hat. «Machen Sie Ihre Maschinen eFit» steht auf dem Cover. Was hinter diesem «eFit» steckt, wird auf den nächsten Seiten erklärt. Die Kurzversion lautet: Das «e» steht für «efficient» und das «Fit» ist ein Wortspiel, aber hauptsächlich ein Wortteil von Retrofit: efficient retrofit.

Wenn Maschinen von hoher Qualität ins Alter kommen

Warum Zahner gerade nun einen neuen Prospekt erstellen liess, hat einen tieferen Grund. «Wir sind daran, den Engineering-Bereich und daher auch das Retrofit-Angebot weiter auszubauen», sagt er. Nicht, dass Retrofit neu wäre für die Firma aus Kaltbrunn. Seit über zehn Jahren werden immer wieder Umbauten vorgenommen, ältere Maschinen wieder fit für die Gegenwart und die Zukunft gemacht. Doch in den letzten Jahren hat sich auch im Zuge der Digitalisierung herumgesprochen, dass Retrofit eine valable und sinnvolle Alternative ist zum Neukauf einer Maschine. «Zudem kommen nun auch die Maschinen aus den 80er- und 90er-Jahren in ein Alter, da man sie ersetzen sollte», meint Andreas Hug, «aber diese Maschinen sind oft von hoher Qualität. So einfach trennt man sich nicht von ihnen.»

Der Bediener kennt die Geheimnisse der Maschine

Aber einfach mal so ein Retrofit durchzuführen, kann auch nicht die Idee sein. Denn einerseits gibt es verschiedene Ziele, die man sich setzen kann, wie höherer Ausstoss, bessere Energieeffizienz oder höhere Anlagenverfügbarkeit. Anderseits muss das beauftragte Retrofit-Team mehr verstehen unter einem Umbau, als einfach Komponenten auszuwechseln. «Wer gutes Retrofit anbieten will, muss offen an eine Anlage oder Maschine herangehen, die richtigen Fragen stellen und gut zuhören können», meint Nic Oberholzer, der das Engineering bei Zahner Electronic leitet. Denn es seien die Bediener an der Maschine, die wichtige Inputs liefern könnten. «Man merkt dann bald einmal, was man verbessern soll, aber eigentlich genau so wichtig: Was man genau gleich machen soll», sagt Oberholzer.

Nic Oberholzer, Leiter Engineering bei Zahner Electronic
Nic Oberholzer: «Man muss offen an eine Anlage oder Maschine herangehen, die richtigen Fragen stellen und gut zuhören können.»

Ein Retrofit soll nicht überfordern

Allein schon der Austausch der Bedieneinheit kann grosse Folgen haben. Hatte der Bediener früher Schalter, Knöpfe und Regler zum Anfassen, kann er nun plötzlich vor einem Touch-Panel stehen und vor lauter Visualisierungen überfordert sein. Hier heisst es Grenzen ausloten, wie weit man gehen soll und was Sinn macht. «Bei einem Retrofit führen wir meistens ein Vorprojekt durch, bei dem auch solche Fragen bis ins letzte Detail erörtert werden», meint Oberholzer. In einem solchen Vorprojekt wird aber auch geschaut, welche Unterlagen noch verwendet werden könnten, «denn es macht keinen Sinn, ein Elektroschema neu zu erstellen, wenn man 80 Prozent oder mehr als Vorlage verwenden kann», sagt Oberholzer. Sowieso: Ein Retrofit muss schlussendlich kosteneffizient sein.

Die Maschine als Blackbox

Doch während man einige Unterlagen wiederverwenden kann – und daraus das Grundwissen über die Anlage oder Maschine zusammenstellt –, gibt es einen Knackpunkt, der häufig bei einem Retrofit auftritt: «Eine Firma hatte eine Maschine vielleicht 20 Jahre in Betrieb, kennt jede Einstellung und jede Macke und wir müssen dieses Wissen, das oft wie eine Blackbox vor uns liegt, innerhalb von zwei Monaten aufbauen und neu programmieren», sagt Oberholzer.

Auch hier spielt insbesondere der Maschinenbediener eine tragende Rolle und wie er befragt wird, um sozusagen an den «Code» zu gelangen. Doch alle Geheimnisse der alten Maschine kann auch er nicht weitergeben. «Wir führten kürzlich ein Retrofit-Projekt bei einer Anlage durch, die Styroporblöcke schneidet», gibt Andreas Hug ein Beispiel. Die Einstellungen für die Temperatur der Heizdrähte bei unterschiedlichen Materialien und Schnittgeschwindigkeiten kannten die Bediener aus dem Effeff und unter Einrechnung aller Macken und Eigenarten der Maschine – aber sie lagen nicht als Parameter vor. «Wir mussten in wochenlangen Test alle Parameter fein säuberlich erarbeiten, aber nun sind sie in der neuen Steuerung und sind für alle zugänglich.»

Nic Oberholzer und Andreas Hug
Nic Oberholzer und Andreas Hug sind überzeugt: Ein Retrofit muss effizient und wirtschaftlich sein und das gelingt, in dem man es in sechs dossierten Schritten durchführt.

Retrofit bei Neumaschinen

Der Grund für das Retrofit der Styroporanlage – es ging um den Erhalt der Anlagenverfügbarkeit – ist einer der am häufigsten genannte, wenn es um den Umbau alter Maschinen geht. Denn irgendwann werden bei alten Maschinen die Ersatzteile nicht mehr hergestellt und der Ausfall eines solchen Teils würde einen teuren Stillstand bedeuten. Doch es sind durchaus nicht immer ältere Maschinen, die ein Retrofit brauchen. «Es ist gar nicht so selten, dass Firmen eine Maschine kaufen, die einen wichtigen Teil der Bedürfnisse abdecken. Doch dann braucht es Anpassungen, um exakt so zu produzieren, wie man es möchte», sagt Andreas Hug.

Eine solche Neumaschine hatte die Firma Zahner Electronic kürzlich zum Umbauen in ihren Werkshallen. Es war eine kleine und einfache Neumaschine mit einer eingebauten Relais- und Schützensteuerung. Doch damit liess sich keine variable Vorschubgeschwindigkeit einstellen – was aber ein Kundenbedürfnis war. So kam auf die kleine Maschine eine SPS, alle Taster wurden durch ein HMI ersetzt und für eine gewünschte Drehzahlregelung der Spindel baute man noch einen Frequenzumrichter ein. «Sie sehen also», sagt Andreas Hug, «ein Retrofit kann eine ziemliche Bandbreite haben: Alte Maschine werden wie neu und selbst neue Maschinen können wir noch besser machen.»

In sechs Schritten zum effizienten Retrofit

Die Firma Zahner Electronic AG – ein Unternehmen der Murrelektronik AG – hat sich mit einem Teil des Teams auf das Retrofit von Anlagen und Maschinen spezialisiert. Sie gehen dabei in sechs wohldossierten Schritten vor, die auch beim Retrofit eine Wirtschaftlichkeit garantieren.

Schritt 1: Retrofit-Check

Die Experten prüfen die Maschine und erstellen einen Plan, wie diese am effizientesten modernisiert werden könnte. Damit ist bereits eine fundierte Entscheidungsgrundlage vorhanden.

Schritt 2: Engineering

Das Engineering entwickelt eine Gesamtlösung für den Retrofit der Maschine oder Anlage, die sich nahtlos in das Gesamtfertigungskonzept einfügt. Von der Automatisierung und Steuerung über eine IoT-Anbindung bis zur passenden Installationstechnik.

Schritt 3: Elektrotechnik

Kostensparende und hochwertige Elektrotechnik sind die Grundlage, um zukunftssichere und perfekt abgestimmte Komponenten zu erhalten.

Schritt 4: Fertigung und Konfektion

Die Firma Zahner verfügt über einen eigenen Schaltanlagenbau und Kabelkonfektionierung, so dass hier effiziente Lösungen angeboten werden können, die genau auf die Kundenanforderungen zugeschnitten sind und zudem die Installation beschleunigen.

Schritt 5: Installation

Gute Spezialisten in der Industrieinstallation sind das A und O einer Firma. Diese montieren vor Ort die neue Technik. Mit Vorkonfektionierung, guter Planung und systemischer Installationstechnik können die Kosten und der Zeitaufwand reduziert werden.

Schritt 6: Service und Inbetriebnahme

Hochwertige Lösungen senken den Wartungsaufwand und ermöglichen vorausschauende Instandhaltung oder Fernwartung. Gleichzeitig machen sie die Fehlersuche oder den Austausch von Komponenten extrem einfach.

Impressum

Text: Eugen Albisser

Bilder: Eugen Albisser

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Informationen

Zahner Electronic AG
Grabackerstrasse 5
8722 Kaltbrunn
zahner-electronic.ch

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