Als Maschinenhändler hat die Firma Newemag auch hybride Werkzeugmaschinen im Angebot: Fräsen-Drehen, Fräsen-Drehen-Schleifen, Fräsen-3D-Druck. Doch wenn nach einer Analyse des Teilesortiments zu wenige Vorteile für den Kunden entstehen, dann wird davon abgeraten.
Wie würden Sie den Begriff «hybride Werkzeugmaschine» definieren?
Das sind Maschinen, die mehrere Technologien, zum Beispiel Fräsen und Drehen, in einem Bearbeitungsprozess vereinen.
Drehen-Fräsen ist sicherlich die Kombination, die zwar «nur» zwei zerspanende Verfahren zusammenbringt, dafür am weitesten verbreitet und erprobt ist. Newemag bietet einige dieser Maschinen für diese Komplettbearbeitung an. Bewegt man sich hier noch in einer Nische?
Man muss ein wenig unterscheiden. Unser Angebot, nämlich Fräsen-Drehen, bietet sich perfekt als Ergänzung zum heute bekannteren Drehen-Fräsen an. Je nach Bearbeitungsanforderung ist unsere Alternative bei viel Fräsanteil die effizientere. Diese Fräs-Dreh-Lösung entwickelt sich aktuell aus der Nische in einen eigenen Markt.
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Ein Besuch beim Maschinenhändler Newemag in Eschenbach
Bearbeitungsschwerpunkte der Hybridmaschine spielen eine Rolle
Die bekannten Marken in Ihrem Sortiment mit einer Fräs-Dreh-Kombination stammen von den Herstellern Brother und Matsuura, oder?
Ja, und um genauer zu sein, sind es die Brother Speedio M200X3 und M300X3 sowie die Matsuura Cublex-35 und Cublex-63. Wobei zu erwähnen ist, dass das 5-Achsen-Multitask-BAZ von Matsuura optional noch die Bearbeitungsmöglichkeit «Schleifen» hat, also Fräsen-Drehen-Schleifen in einer einzigen Werkzeugmaschine versammelt. Hervorzuheben gilt es auch die beiden 5-Achsen-BAZ aus dem Hause Brother, die Speedio M200X3 und M300X3.
Warum würden Sie diese Maschinen hervorheben?
Weil es bei Hybridmaschinen einen Unterschied macht, wo die Schwerpunkte bei den Bearbeitungsprozessen liegen. Eine Brother-Maschine wählt man dann, wenn viel Fräsanteil vorhanden ist. Denn dann sind diese beiden Speedio-Modelle den Dreh-Fräs-Lösungen eindeutig überlegen. Sie sind bekannt für ihre ultrakurzen Span-zu-Span-Zeiten von 1,5 Sekunden und gelten gemeinhin als «Weltmeister im Gewindeschneiden».
Wann raten Sie generell zum Kauf einer solchen Werkzeugmaschine mit zwei kombinierten Verfahren? Gibt es eine Faustregel?
Im Detail suchen wir immer eine gemeinsame Lösung mit dem Kunden und stimmen uns auf deren Bedürfnisse ab. Bei einigen Kombinationen, wie den erwähnten Maschinen von Brother, kann man grob mit einer Faustregel arbeiten und da gilt für uns, wenn der Kunde viel Fräsanteil und wenig Drehanteil hat und gleichzeitig eine schnelle Maschine sucht, dann bietet sich diese Kombination perfekt an.
Wann raten Sie generell ab vom Kauf einer Hybridmaschine?
Die Vorteile müssen deutlich überwiegen. Wenn nach der Analyse des Werkstücks zu wenige Vorteile für den Kunden entstehen, dann raten wir davon ab und bieten Alternativen an. Zum Beispiel, wenn das Werkstück mehr Drehanteil hat oder einen Zwischenprozess benötigt. Für solche Situation haben wir auch eine Lösung im Angebot, das modulare Automationskonzept «Pallet in motion». Das «Pallet in motion» vereint je eine Dreh- und Fräsmaschine zu einer Produktionszelle. Die Werkstücke werden auf einer Drehmaschine der Miyano BNA- oder BNJ-Serie gedreht und im Prozess lageorientiert in einem Alu-Pallet platziert. Dasselbe Pallet gelangt anschliessend auf die 5-Achsen-BAZ Brother Speedio der S-Serie und kann dort gefräst werden. So werden die Kernkompetenzen und Stärken der beiden eingesetzten Maschinen genutzt.
Spanendeund nichtspanende Verfahren vereint
Sie haben auch Maschinen im Portfolio, die spanende und nichtspanende Verfahren vereinen wie die Lumex von Matsuura, die Fräsen und additive Verfahren kombinieren. Was hebt diese Maschine von ähnlichen Maschinen ab, die ebenfalls fräsen und 3D-Druck kombiniert haben?
Mit der Hybridlösung von Pulverbettverfahren kombiniert mit der integrierten Fräsbearbeitung können Produktionsteile mit sehr hoher Präzision und Oberflächengüte auf der Lumex Avance-25 und der Avance-60 hergestellt werden. Unser Teil kommt präzis und fertig aus der Maschine, weil wir während des additiven Prozesses auch die Oberflächen fräsen können. So können wir zum Beispiel optimale Kühlkanäle für Spritzgusswerkzeuge herstellen. Das Werkstück muss nicht mehr nachbearbeitet werden.
Noch herrscht eine gewisse Zurückhaltung gegenüber solchen Kombinationen. Was könnte der Grund dafür sein?
Wir sagen immer: Additive Fertigung beginnt im Kopf. Bestehenden Konstruktionen müssen neu hergestellt werden. Das könnte ein Grund sein.
Wie wichtig ist dieses «additive Denken» selbst bei einer Lumex, welche ja dennoch ein subtraktives Verfahren in sich vereint?
Ich würde sagen, da ist normalerweise kein Unterschied zu einem reinen 3D-Drucker. Wer ein solches Verfahren zu sich holt, sollte unbedingt die Bereitschaft haben, die Konstruktion der Bauteile zu überdenken. Ansonsten empfehlen wir den bewährten, konventionellen Prozess beizubehalten.
Und zum Schluss eine nur halbernst gemeinte Frage. Wenn Sie draussen bei Kunden Wünsche hören, welche Super-Hybridmaschine mit welchen Kombinationen wäre eigentlich der absolute Traum?
Gute Frage und wir haben tatsächlich schon einige verrückte Wünsche gehört. Aber der grösste Traum ist, dass wir den fachkundigen Bediener auch gleich mitliefern sollen.
Impressum
Autor: Eugen Albisser
Bildquelle: Newemag
Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen
Eine Publikation von Technik und Wissen
Informationen
Newemag
www.newemag.ch
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