
Autor: Eugen Albisser
Die Firma Trumpf, weltweit einer der führenden Hersteller von Lasermaschinen und -technologien, könnte bereits in Kürze die beinahe hundertjährige Vision des englischen Bergsteigers Thompson R. Keystone umsetzen. Denn dieser wollte – in seinen Worten – «the bloody sad slanting mountain top» (frei übersetzt: «die verdammt traurig-schräge Spitze») des Matterhorns begradigen, hätte er damals Werkzeuge dafür gehabt.
Wobei Keystone mit diesem Traum nicht allein ist. Trotz aller Berühmtheit ärgern sich immer wieder Touristen, Bergsteiger, aber vor allem auch Maler und Fotografen, über den zwar markanten, jedoch merkwürdig geneigten Gipfel.
Inzwischen ist die Technologie offenbar so weit. Denn um diese technologisch höchst anspruchsvolle Arbeit zu vollenden, könnte Trumpf auf den weltweit stärksten Laser zurückgreifen, dessen Entwicklung bereits vor einigen Jahren begann und die im Herbst 2021 Serienreife erlangte.
Es ist davon auszugehen, dass das Matterhorn-Projekt ein ebenso eindrückliches Projekt wird, wie jenes, als Trumpf Mitte Juni 2021 zusammen mit der Uni Genf auf dem Säntis mit einem Superlaser ins Wetter eingriff und Blitze unschädlich machten.

Falsche Koordinaten auf Säntis Grund für Matterhorn-Projekt
«Eigentlich war dieses Blitzableiter-Projekt sogar ausschlaggebend für das Matterhorn-Projekt», sagt Thomas Metzger, der seit zwei Jahren prestigeträchtige Kampagnen für den deutschen Maschinenbauer eruiert und diese dann medientauglich umsetzt. Denn damals sei beim Testlauf zum Blitzableiter-Experiment auf dem Säntis versehentlich die falschen Koordinaten eingegeben worden: Anstatt auf die Gewitterwolken zielte die Laserkanone auf die Spitze des gegenüberliegenden, 2373 Meter hohen Wildhuser Schafbergs. Als der Laser gestartet wurde, kupierte er knapp einen halben Meter des Gipfels und zertrümmerte diesen.
«Einer unserer englischen Forscher im Team, ein begeisterter Bergsteiger, rief daraufhin, dass dies Thompson R. Keystone gefallen hätte – wäre der Wildhuser Schafberg doch nur das Matterhorn gewesen!»
So erfuhr Trumpf von der Vision Keystones, welche er in seinem Buch «I will never look at that mountain again» im Jahr 1923 veröffentlicht hatte. «Nachdem ich die Passage über seine Vision zum Matterhorn gelesen hatte, konnte ich mir das nächste prestigeträchtige Projekt geradezu bildlich vorstellen», erklärt Thomas Metzger.
«Nachdem ich die Passage über seine Vision zum Matterhorn gelesen hatte, konnte ich mir das nächste prestigeträchtige Projekt geradezu bildlich vorstellen.» Thomas Metzger
Projekt bekommt unerwartete Wende
Der Kanton Wallis wurde daraufhin kontaktiert. Dort war man vom Projekt nicht nur hell begeistert, sondern hievte die «Schönheitskorrektur» gleich in andere Sphären. Denn im Wallis ist ein anderes Matterhorn-Projekt seit Jahrzehnten schon im Gespräch. Touristisch wertvoller wäre für die Walliser nicht nur die «Verschönerung» des Spitzes, sondern gleich ein Abtrag. Die neu erzeugte Ebene, man rechnet mit 226 Quadratmetern, könnten dazu genutzt werden, um auf der Höhe ein zwar schlankes, aber mehrstöckiges Hotel zu betreiben. «Schöner könnten wir das Matterhorn wohl nicht gestalten als mit einem solchen – geraden – Bauwerk auf der Spitze», heisst es.

Noch einige Brocken aus dem Weg räumen
Bis die Arbeiten für dieses in Planung befindlichen Hotels beginnen können, müssen noch einige Bewilligungen eingeholt werden. Aber auch die Firma Trumpf müsste zunächst einige Brocken aus dem Weg räumen, um mit dem fast neun Meter langen und fünf Tonnen schweren Laser namens «TruGranite» überhaupt auf dem Matterhorn arbeiten zu können. Sämtliche Bewilligungen und Vorkehrungen sollen bis Mitte 2023 getroffen sein. Die Bearbeitung und Begradigung des «Horu» selbst soll dann ziemlich schnell gehen. «Nach einer Woche Laserschneiden auf höchstem Niveau sollten wir einen sauberen Schnitt durch das ‹Horu› gelegt haben», meint Andreas Conzelmann, CEO der Trumpf Schweiz AG. «Während dieser Bearbeitungszeit zerkleinern wir zugleich das abgetragene Gestein.»

«Nach einer Woche Laserschneiden auf höchstem Niveau sollten wir einen sauberen Schnitt durch das ‹Horu› gelegt haben.» Andreas Conzelmann
Dass die Arbeit am Berg nicht ungefährlich für die Mitarbeiter ist, ist man sich bei Trumpf bewusst. «Vorgesehen ist aber der Monat September. Dann ist der Schnee am Matterhorn weitgehend geschmolzen und es herrschen meistens stabile Wetterverhältnisse. Ausserdem ist die Hauptsaison der Alpinisten bereits vorbei. Wir können die Sicherheit aller Bergsteiger aber jederzeit garantieren und schalten den Laser jeweils ab, sobald sich Alpinisten im Gipfelbereich aufhalten», versichert Andreas Conzelmann, der das Matterhorn selber schon bestiegen hat.
Bergerfahrene Trumpf-Mitarbeitende von Projekt begeistert
Überhaupt kann Trumpf Schweiz bei diesem Projekt auf einige bergerfahrenen Mitarbeitende aus Graubünden zurückgreifen, die laut Conzelmann begeistert sind, vor Ort mitzuwirken: «Es werden rund um die Uhr jeweils zwei Mitarbeiter am Gipfel sein: ein Laserspezialist und ein Sicherheitsingenieur.
Alle beteiligten Mitarbeiter sind sehr schnelle und sichere Kletterer. Sie sind in der Lage, innerhalb von drei Stunden von der Hörnlihütte am Gipfel zu sein – ein etwas längerer Arbeitsweg als üblich – dafür aber den schönsten, den man sich vorstellen kann.»
«Mitarbeiter haben einen etwas längerer Arbeitsweg als üblich – dafür aber den schönsten, den man sich vorstellen kann.» Andreas Conzelmann
Rutsche für Gestein: Ostwand dafür prädestiniert
Während für den Bau des angedachten Hotels mit hoher Sicherheit Helikopter den Transport übernehmen werden, hat man für den Abbau andere, einfachere Pläne. Das von «TruGranite» herausgelöste Gestein soll über eine riesige Rutsche ins Tal transportiert werden.
Dazu Andreas Conzelmann: «Ich muss sagen, dass sich die Verantwortlichen beim Kanton und Trumpf in diesem Punkt schnell einig waren. Die Ostwand erlaubt es, die Steine über eine Rutschbahn gefahrlos auf den Zmuttgletscher zu entsorgen – so sind weder die Hörnlihütte noch das Solvay- beziehungsweise Bossi-Biwak in der Schusslinie.»
Noch ist das Projekt nicht in allen Details geklärt. Ein Punkt, der bei der Begradigung und dem Bau eines Hotels für Streit sorgen könnte, ist die Internationalität des Berges. Denn das Matterhorn verfügt über zwei Gipfel: den schweizerischen und den italienischen Gipfel. Es muss daher darauf geachtet werden, dass gleich viele Quadratmeter auf schweizerischem und italienischem Boden entstehen, um einen «gerechten Schnitt» zu machen.
Weitere Fragen zum Projekt betreffen die Endhöhe des neuen Matterhorns. Denn inklusive des Hotels könnte man natürlich ab einer Höhe von 4‘640 Metern zum höchsten Gipfel der Schweiz «aufsteigen». «Das ist sicher ein Thema, mit dem wir uns in einer nächstens Sondersitzung noch auseinandersetzen werden», ist dazu vom neu gegründeten Verein «New Matterhorn» zu vernehmen.

Bergerfahrene Trumpf-Mitarbeitende von Projekt begeistert
Überhaupt kann Trumpf Schweiz bei diesem Projekt auf einige bergerfahrenen Mitarbeitende aus Graubünden zurückgreifen, die laut Conzelmann begeistert sind, vor Ort mitzuwirken: «Es werden rund um die Uhr jeweils zwei Mitarbeiter am Gipfel sein: ein Laserspezialist und ein Sicherheitsingenieur.
Alle beteiligten Mitarbeiter sind sehr schnelle und sichere Kletterer. Sie sind in der Lage, innerhalb von drei Stunden von der Hörnlihütte am Gipfel zu sein – ein etwas längerer Arbeitsweg als üblich – dafür aber den schönsten, den man sich vorstellen kann.»
«Mitarbeiter haben einen etwas längerer Arbeitsweg als üblich – dafür aber den schönsten, den man sich vorstellen kann.» Andreas Conzelmann
Rutsche für Gestein: Ostwand dafür prädestiniert
Während für den Bau des angedachten Hotels mit hoher Sicherheit Helikopter den Transport übernehmen werden, hat man für den Abbau andere, einfachere Pläne. Das von «TruGranite» herausgelöste Gestein soll über eine riesige Rutsche ins Tal transportiert werden.
Dazu Andreas Conzelmann: «Ich muss sagen, dass sich die Verantwortlichen beim Kanton und Trumpf in diesem Punkt schnell einig waren. Die Ostwand erlaubt es, die Steine über eine Rutschbahn gefahrlos auf den Zmuttgletscher zu entsorgen – so sind weder die Hörnlihütte noch das Solvay- beziehungsweise Bossi-Biwak in der Schusslinie.»
Noch ist das Projekt nicht in allen Details geklärt. Ein Punkt, der bei der Begradigung und dem Bau eines Hotels für Streit sorgen könnte, ist die Internationalität des Berges. Denn das Matterhorn verfügt über zwei Gipfel: den schweizerischen und den italienischen Gipfel. Es muss daher darauf geachtet werden, dass gleich viele Quadratmeter auf schweizerischem und italienischem Boden entstehen, um einen «gerechten Schnitt» zu machen.
Weitere Fragen zum Projekt betreffen die Endhöhe des neuen Matterhorns. Denn inklusive des Hotels könnte man natürlich ab einer Höhe von 4‘640 Metern zum höchsten Gipfel der Schweiz «aufsteigen». «Das ist sicher ein Thema, mit dem wir uns in einer nächstens Sondersitzung noch auseinandersetzen werden», ist dazu vom neu gegründeten Verein «New Matterhorn» zu vernehmen.
02.04.2022 - April, April!
Matterhorn wird NICHT mit neuster Lasertechnologie von Trumpf bearbeitet. Aber wäre es möglich?
Diese Meldung war ein April-Artikel mit dem «Technik und Wissen» ihre Leserinnen und Leser in den April schickte. Aber dennoch: Wäre eine solche Bearbeitung von Gestein überhaupt möglich? Wir haben mit Andreas Conzelmann, CEO Trumpf Schweiz AG, und Thomas Metzger, Managing Director Trumpf Scientific Lasers, ein Interview geführt über die Bearbeitung von Gestein und warum solche Projekte wie «Säntis» oder «Matterhorn» für Trumpf wichtig sind. Hier geht es zum Interview: www.technik-und-wissen.ch/trumpf-laser-matterhorn-interview.html.
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Autor: Eugen Albisser
Bildquelle: Pixabay (Matterhorn), Trumpf (Säntis, Conzelmann)
Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen
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Trumpf
www.trumpf.com
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