«Wir brauchen mehr Kopfarbeit»
Im Gespräch mit den Fabrikplanern Erich Schmid und Christian Kalt
Effiziente Prozesse in der Produktion sind kein Zufall. Erich Schmid und Christian Kalt von der Resoplan AG weisen Unternehmen den Weg zur optimierten Fertigung.
Von Markus Back (Text) und Susanne Seiler (Fotos)
Lassen Sie uns mal träumen. Wenn Sie für einen Werkzeugmaschinenbauer auf der grünen Wiese eine Fabrik planen dürften, wie sähe diese aus?
Schmid: Vermutlich produziert dieser in Inselfertigung, die sehr grosse Ausmasse annehmen kann. Daher würden wir mit einer flexiblen Produktionsfläche planen, die sich jederzeit erweitern oder teilen lässt, dabei aber nicht von der Logistik unterbrochen wird. Diese würden wir so anordnen, dass die Wege kurz und die Fertigung flexibel bleiben. Denkbar wären aber auch zwei Produktionsbereiche, in deren Mitte sich eine flexible Fläche befindet, so dass von jeder Seite hinein gewachsen werden kann.
Bei Ihrer Arbeit geht es darum, die Prozesse in Unternehmen zu optimieren. Wie bereiten Sie die betroffenen Mitarbeiter auf diese neuen Abläufe vor?
Schmid: Das ist eine der schwierigeren Aufgaben bei unserer Arbeit. Im Idealfall wird der neue Prozess neben dem bestehenden aufgebaut und am Tag x die Produktion einfach umgestellt. So müssen die Mitarbeiter sofort mit dem neuen System arbeiten und sich mit diesem auseinandersetzen. Wird hingegen mit einer Zwischenlösung gearbeitet, tun sich die Mitarbeiter mit der Umstellung sehr schwer, da sie immer wieder in die alten Abläufe zurückfallen.
Kalt: Es gibt unterschiedliche Typen von Menschen. Manche sind offener für neue Dinge, während andere eher verschlossen sind. Bei einem solchem Prozess kann man nicht immer alle mitnehmen, weil sich ein Teil der Mitarbeiter nicht verändern will. Aber zum Glück sind die meisten Menschen ja für gute Argumente zugänglich.
Hintergrundbild: Erich Schmid (links) und Christian Kalt von Resoplan.
«Wir brauchen mehr Kopfarbeit»
Im Gespräch mit den Fabrikplanern Erich Schmid und Christian Kalt
Effiziente Prozesse in der Produktion sind kein Zufall. Erich Schmid und Christian Kalt von der Resoplan AG weisen Unternehmen den Weg zur optimierten Fertigung.
Von Markus Back (Text) und Susanne Seiler (Fotos)
Lassen Sie uns mal träumen. Wenn Sie für einen Werkzeugmaschinenbauer auf der grünen Wiese eine Fabrik planen dürften, wie sähe diese aus?
Schmid: Vermutlich produziert dieser in Inselfertigung, die sehr grosse Ausmasse annehmen kann. Daher würden wir mit einer flexiblen Produktionsfläche planen, die sich jederzeit erweitern oder teilen lässt, dabei aber nicht von der Logistik unterbrochen wird. Diese würden wir so anordnen, dass die Wege kurz und die Fertigung flexibel bleiben. Denkbar wären aber auch zwei Produktionsbereiche, in deren Mitte sich eine flexible Fläche befindet, so dass von jeder Seite hinein gewachsen werden kann.
Bei Ihrer Arbeit geht es darum, die Prozesse in Unternehmen zu optimieren. Wie bereiten Sie die betroffenen Mitarbeiter auf diese neuen Abläufe vor?
Schmid: Das ist eine der schwierigeren Aufgaben bei unserer Arbeit. Im Idealfall wird der neue Prozess neben dem bestehenden aufgebaut und am Tag x die Produktion einfach umgestellt. So müssen die Mitarbeiter sofort mit dem neuen System arbeiten und sich mit diesem auseinandersetzen. Wird hingegen mit einer Zwischenlösung gearbeitet, tun sich die Mitarbeiter mit der Umstellung sehr schwer, da sie immer wieder in die alten Abläufe zurückfallen.
Kalt: Es gibt unterschiedliche Typen von Menschen. Manche sind offener für neue Dinge, während andere eher verschlossen sind. Bei einem solchem Prozess kann man nicht immer alle mitnehmen, weil sich ein Teil der Mitarbeiter nicht verändern will. Aber zum Glück sind die meisten Menschen ja für gute Argumente zugänglich.
Hintergrundbild: Erich Schmid (links) und Christian Kalt von Resoplan.
.
Wie lange dauert es denn typischerweise, bis Mitarbeiter mit neuen Prozessen vertraut sind?
Schmid: Das lässt sich nicht pauschal beantworten. In einem Projekt haben wir von einem Tag auf den anderen auf eine papierlose Lagerverwaltungssoftware umgestellt. Das war eine riesige Veränderung für die Mitarbeiter, weil sie dieses Arbeiten nicht gewohnt waren. Wir hatten zwar alle Betroffenen geschult, dennoch vergingen fast drei Monate, bis alle Abläufe einwandfrei beherrscht wurden.
Planen Sie auch Fabriken im Ausland und was ist der Unterschied, wenn aufgrund der günstigeren Bodenpreise mehr Platz zur Verfügung steht?
Schmid: Wir betreuen im Moment ein Projekt im Elsass, waren vereinzelt aber auch schon in China, Italien und Skandinavien tätig. Wenn die Bodenpreise nebensächlich sind, wird sehr viel grosszügiger geplant – auch bei den Prozessen. In der Schweiz hingegen braucht es viel mehr Kopfarbeit, um trotz der Bodenpreise wirtschaftlich zu sein.
Wie lange dauert es denn typischerweise, bis Mitarbeiter mit neuen Prozessen vertraut sind?
Schmid: Das lässt sich nicht pauschal beantworten. In einem Projekt haben wir von einem Tag auf den anderen auf eine papierlose Lagerverwaltungssoftware umgestellt. Das war eine riesige Veränderung für die Mitarbeiter, weil sie dieses Arbeiten nicht gewohnt waren. Wir hatten zwar alle Betroffenen geschult, dennoch vergingen fast drei Monate, bis alle Abläufe einwandfrei beherrscht wurden.
Planen Sie auch Fabriken im Ausland und was ist der Unterschied, wenn aufgrund der günstigeren Bodenpreise mehr Platz zur Verfügung steht?
Schmid: Wir betreuen im Moment ein Projekt im Elsass, waren vereinzelt aber auch schon in China, Italien und Skandinavien tätig. Wenn die Bodenpreise nebensächlich sind, wird sehr viel grosszügiger geplant – auch bei den Prozessen. In der Schweiz hingegen braucht es viel mehr Kopfarbeit, um trotz der Bodenpreise wirtschaftlich zu sein.
Inwieweit spielen Fahrerlose Transportsysteme bei Ihren Planungen eine Rolle?
Kalt: Wir prüfen immer, ob das eine Möglichkeit sein könnte. Allerdings braucht es schon viele Fahrten, damit sich der Einsatz solcher Systeme rechnet. Zudem benötigen sie Platz. Wenn die Mitarbeiter jedes Mal zur Seite treten müssen, damit es vorbeifahren kann, macht es keinen Sinn.
Schmid: In einem aktuellen Projekt wollten wir ein solches System einsetzen, hatten dort aber die Problematik, dass es durch Zonen mit unterschiedlichen Temperaturen fahren musste, was zu angelaufenen Sensoren und damit zu Störungen führte. Also haben wir diesen Gedanken wieder verworfen. Selbst der FTS-Hersteller sagte uns, dass das nichts bringt und wir es bleiben lassen sollen.
Wie hat sich Ihre Arbeit durch das Aufkommen von Industrie 4.0 verändert?
Schmid: Manche Unternehmen machen das bereits seit 20 Jahren, nur nannte man es früher anders. Von daher ist dieses Thema für uns nicht wirklich etwas Neues.
Kalt: Der Einsatz Software-basierter Systeme hat spürbar zugenommen – auch bei uns. In diese werden heute beispielsweise historische Prozessdaten geladen, um die zukünftigen Abläufe zu simulieren. So können schon sehr früh mögliche Engpässe erkannt und bei der Planung entsprechend reagiert werden.
Inwieweit spielen Fahrerlose Transportsysteme bei Ihren Planungen eine Rolle?
Kalt: Wir prüfen immer, ob das eine Möglichkeit sein könnte. Allerdings braucht es schon viele Fahrten, damit sich der Einsatz solcher Systeme rechnet. Zudem benötigen sie Platz. Wenn die Mitarbeiter jedes Mal zur Seite treten müssen, damit es vorbeifahren kann, macht es keinen Sinn.
Schmid: In einem aktuellen Projekt wollten wir ein solches System einsetzen, hatten dort aber die Problematik, dass es durch Zonen mit unterschiedlichen Temperaturen fahren musste, was zu angelaufenen Sensoren und damit zu Störungen führte. Also haben wir diesen Gedanken wieder verworfen. Selbst der FTS-Hersteller sagte uns, dass das nichts bringt und wir es bleiben lassen sollen.
Wie hat sich Ihre Arbeit durch das Aufkommen von Industrie 4.0 verändert?
Schmid: Manche Unternehmen machen das bereits seit 20 Jahren, nur nannte man es früher anders. Von daher ist dieses Thema für uns nicht wirklich etwas Neues.
Kalt: Der Einsatz Software-basierter Systeme hat spürbar zugenommen – auch bei uns. In diese werden heute beispielsweise historische Prozessdaten geladen, um die zukünftigen Abläufe zu simulieren. So können schon sehr früh mögliche Engpässe erkannt und bei der Planung entsprechend reagiert werden.
Erich Schmid
Nach einer Ausbildung in Betriebswirtschaft ging Erich Schmid in die Beratung, wo er sechs Jahre lang tätig war, bevor er sich vor 30 Jahren selbstständig machte. Durch seine Erfahrung bei ABB, das Unternehmen unterhielt zu dieser Zeit ein Team mit rund 50 Beratern, das auch externe Aufträge wahrnahm, verfügte er bereits über sehr gute Kontakte in die Branche. Dies erleichterte ihm den Start in die Selbstständigkeit und so baute der 61-Jährige sein Einmannunternehmen langsam, aber sukzessive auf. Heute beschäftigt die Firma fünf Mitarbeiter.
Christian Kalt
Der Wirtschaftsingenieur startete nach dem Studium an der FHNW seine berufliche Laufbahn bei Resoplan, wechselte aber bald in die Industrie, um seinen Horizont zu erweitern. So führte er bei einem Hersteller für Prozessautomation weltweit Kanbansysteme ein, befasste sich bei einem Medizinaltechnikunternehmen mit der Verkleinerung der Losgrössen und wechselte von dort in den öffentlichen Sektor, wo er ein grosses Umbauprojekt mit automatisiertem Lager und dazugehöriger Lagerverwaltungssoftware betreute. Seit Juni 2019 ist er wieder für Resoplan tätig, wo er im kommenden Jahr die Nachfolge von Erich Schmid antreten wird.
Grosses Interview in der Printausgabe #005Lesen Sie in der neuen Print-Ausgabe von Technik und Wissen, welches die Pfeiler einer modernen Produktion sind und wie Resoplan dabei hilft, den Fertigungsfluss zu optimieren. Sie haben noch kein Abonnement? Wir freuen uns, wenn Sie dabei sind und unseren Fachjournalismus mit einem Abo unterstützen. Vielen Dank! www.technik-und-wissen.ch/abo |
Impressum
Autor: Markus Back
Bilder: Susanne Seiler
Publiziert von Technik und Wissen
Informationen
Resoplan AG
www.resoplan.ch
Weitere Artikel
Veröffentlicht am: