Wer beim Schleifen auf höchste Präzision und Produktivität angewiesen ist, wird wohl irgendwann bei Agathon landen. Bei deren Maschinen lohnt sich ein Blick zu werfen auf die hervorragenden und einmaligen Programmierfähigkeiten. Ein Gespräch mit CTO Stephan Scholze.
Wir sind hier auf der GrindingHub 2024 und umgeben von unzähligen Schleifmaschinen. Man sieht deren Äusseres, aber lassen Sie uns auf einen inneren Wert dieser Maschinen eingehen, der oft vergessen wird: die Programmierfähigkeit, auf die Agathon grossen Wert legt.
Hervorragenden Programmierfähigkeiten sind tatsächlich ein wichtiger Aspekt, denn damit erst ist man in der Lage, komplexe Geometrien darzustellen, und das mit einer unglaublichen Wiederholgenauigkeit und Präzision. Wir haben über Jahrzehnte eine domänenspezifische Programmiersprache entwickelt. Es handelt sich um eine Programmiersprache, mit der das Hauptprodukt, das auf unseren Maschinen bearbeitet wird, nämlich Wendeschneidplatten, beschrieben werden kann. Unsere Kunden konstruieren Wendeschneidplatten in 3D und können dann alle relevanten Masse und Geometrien direkt in das Programm übernehmen. So ist es möglich, Geometrie und Prozess sehr flexibel und kompakt abzubilden.
Ist dies ein Alleinstellungsmerkmal?
Ja. Kein anderer Hersteller hat sich die Mühe gemacht, eine spezielle Programmiersprache zu entwickeln, um Wendeschneidplatten herzustellen. Das ist auch keine einfache Sache, die Leute, die das bei uns gemacht haben, sind promovierte Physiker oder Mathematiker. Man muss sich wirklich in der höheren Mathematik auskennen, um diese Komplexität herunterzubrechen, die die Maschine dann auch ausführen kann.
Können Sie eine Anwendung nennen, die ohne diese Programmierfähigkeit nicht möglich wäre?
Eine aktuelle Anwendung ist das Paket zur Herstellung von Kugelbahnfräsern. Kugelbahnfräser werden benötigt, um die Laufbahnen in den homokinetischen Gelenken herzustellen, die sich in jeder Antriebswelle befinden. Um diese Gelenke herzustellen, muss eine Bahn gefräst werden, in der sich eine Kugel bewegen kann. Die Anforderungen an diese Geometrie sind sehr hoch, und je genauer sie ist, desto ruhiger läuft das Auto und desto weniger Verschleiss und Geräusche entstehen.
Ist diese Entwicklung der Programmierfähigkeit ein laufendes Projekt oder abgeschlossen?
Die entwickelt sich weiter. Wir haben ein Team von etwa 15 Softwareentwicklern, die unter anderem auch diese Syntax, also die Agathon-Syntax, weiterentwickeln. Es kommen immer wieder neue Verfahrensmöglichkeiten dazu, die entsprechend abgebildet werden müssen.
Da ist sicher neben viel Software auch eine Portion Hardware dabei, um diese Bahnen zu realisieren.
Auf jeden Fall. Der Fräser besteht ja nicht aus einem Stück, sondern aus einem Grundkörper, auf den pCBN-Schneiden, aufgelötet werden. Das ist ein Prozess, der gewisse Schwankungen hat, und unser Verfahren erlaubt es nun, diese Schwankungen «on the fly» zu messen und zu berücksichtigen, so dass das geschliffene Ergebnis genau der Fräser ist, der die gewünschte Kontur erzeugt. Wir haben einen 3D-Messtaster, der dynamisch zugestellt werden kann. Wir haben ein spezielles Spannsystem und ein Patent für das Spannen und Messen, weil wir die Referenzflächen im gespannten Zustand des Rohlings messen. Ziel ist es, die höchste Genauigkeit zu erreichen und alle Abweichungen vom Ideal, die das Rohteil mit sich bringt, in diesem Bearbeitungsprozess zu berücksichtigen, um ein ideales Ergebnis zu erzielen.
Sind das Optionen oder sind dies Standards in den Maschinen?
Das sind Optionen. Wir haben auf der Messe eine Evo ausgestellt, die unsere leistungsstärkste Maschine ist. Wir haben drei Plattformen in unserem Portfolio und die Evo-Plattform bietet die meisten Optionen. Unter anderem den 3D-Messtaster, den man optional dazu nehmen kann, das entsprechende Spannsystem, das man braucht, um diese Kugelfräser-Rohlinge auf der Maschine zu handhaben, und ein Handlingsystem, das autonom be- und entlädt. Ausserdem gibt es Syntaxerweiterungen, also spezielle Befehle, die man zum Messen und Schleifen braucht, um die entsprechenden Schneidkanten und Fasen herstellen zu können.
Es muss nicht immer eine Schleifmaschine sein, insbesondere beim Schruppen. Hier kann Agathon auf seine Lasermaschinen verweisen, die einen bis zu 100-fach höheren Materialabtrag haben. Wann ist die Lasermaschine besser geeignet?
Das ist abhängig vom Material. Bei polykristallinem Diamant, (PKD), der zunehmend als Schneidstoff eingesetzt wird, hat man einen hundertfach höheren Materialabtrag pro Zeiteinheit verglichen zur Schleifbearbeitung. Die auf den Grundkörper gelöteten PKD-Schneiden werden heute häufig drahterodiert. Das Drahterodieren ist zeitaufwendig und führt zu einer grossen Randzonenschädigung. Es muss ein grosser Überstand belassen werden, was bedeutet, dass beim Schleifen viel Material abgetragen werden muss. Diamant mit Diamant zu schleifen ist üblich, aber der Schleifbelag wird stark beansprucht. Wir empfehlen daher jedem Hersteller solcher Werkzeuge, den zusätzlichen Bearbeitungsschritt der Laservorbearbeitung in Betracht zu ziehen. Dadurch können Prozesszeiten beim Schleifen eingespart, der Schleifscheibenverschleiss reduziert und eine höhere Konstanz erreicht werden.
Die Konnektivität ist ein zentrales Thema für Maschinenbauer. Wie sieht die Entwicklung bei Agathon in diesem Bereich aus?
Für unsere Kunden wird der Zugang zu Maschinendaten tatsächlich immer wichtier. Wir bieten jetzt für alle Plattformen die Konnektivität über die Schnittstelle OPC UA an. Diese ist in der Industrie sehr verbreitet. Wir haben unsere Software um zahlreiche Funktionen erweitert, darunter Informationen über die Restlaufzeit, den aktuell bearbeiteten Job, die Restdauer des Schleifbelags und den verbleibenden Schleifbelag. Auf diese Weise können unsere Kunden sich beim Betrieb der Maschine ein Bild machen, wann die nächste Intervention nötig ist.
Apropos Instandhaltung: Agathon bietet mit ein «Service Care 360» an. Dieses ist in drei Bereiche gegliedert: Education, Application und Operation. Was sind die Unterschiede?
Beginnen wir mit Operation. Dabei geht es um den Betrieb der Maschine, das ist das typische, woran man denkt, wenn man an Service denkt. Das heisst, wenn ein Kunde eine Maschine kauft, muss diese aufgestellt und in Betrieb genommen werden. Im Falle einer Panne ist eine schnelle Diagnose und Hilfe nötig. Hier kommt der Teleservice ins Spiel. Mit Einwilligung des Kunden kann unser Service-Team sich remote auf die Maschine verbinden und umfangreiche diagnostische Massnahmen und Analysen durchführen. Wir haben auch begonnen, eine Maschinen-Cloud aufzubauen, die einen einfachen Datenaustausch zwischen den Maschinen im Feld und unserem Service ermöglicht – natürlich nur, wenn es vom Kunden gewünscht ist. Datenschutz hat bei unseren Kunden oberste Priorität.
Dann haben wir noch das Angebot «Education». Hier bieten wir den Kunden ein breites Spektrum an Schulungen an, die entweder bei uns im Hause oder beim Kunden stattfinden können. Die Schulung umfasst die Programmierung, den Betrieb und das Einrichten der Maschine. Dabei gehen wir auch auf Fragen wie nach der Verwendung der optimalen Syntax ein, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Darüber hinaus bieten wir auch Schulungen zur Wartung und Instandhaltung der Maschine an, sowohl mechanisch als auch elektrisch.
Der Bereich Application, also die Anwendungstechnik, rundet unser Leistungsspektrum ab. Unsere Anwendungstechniker, Spezialisten für Schleifaufgaben, arbeiten mit den Kunden zusammen, um neue Schleifprogramme zu entwickeln, bestehende zu optimieren oder besonders anspruchsvolle Schleifaufgaben gemeinsam zu lösen. Zu den Aufgaben zählt auch die Auswahl des geeigneten Schleifbelags und der Prozessparameter.
Zum Abschluss noch eine ganz generelle Frage: Wofür steht der Name Agathon?
Gute Frage, denn Agathon bedeutet wörtlich übersetzt «das Gute». Das ist ein altgriechischer Begriff, den uns unsere Gründerväter vor hundert Jahren mit auf den Weg gegeben haben und nach dem wir handeln. Unser Ziel ist es, die höchste Produktivität zu ermöglichen, nahe beim Kunden zu sein, ihn bei grossen Veränderungen zu begleiten und immer wieder die besten Produktionsmittel zu liefern. Wenn wir es auf drei Begriffe reduzieren wollen, dann stehen wir für Einfachheit, Autonomie und Produktivität. Ja, dafür steht Agathon.
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Impressum
Autor: Eugen Albisser
Bildquelle: Technik und Wissen (Bild 1), Agathon (Bilder 2 und 3)
Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen
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