Wo lädt man eigentlich sein Elektrofahrzeug, wenn man auf der Strasse parken muss? Dieser Frage hat sich der Industrie-Designer Damian Byland angenommen und eine Strassenbeleuchtung mit integrierter Ladesäule entwickelt. Im Gespräch erzählt er, was ihn dazu inspirierte und wie die Strassenbeleuchtungen von morgen aussehen könnten.
Von Markus Back
Sie haben sich mit der Frage befasst, wie Beleuchtungen für Strassen und Innenstädte zukünftig konzipiert sein sollten. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?
Die Strassenbeleuchtung von morgen ist multifunktional und deckt so verschiedene Bedürfnisse ab. Multifunktional wird sie durch die Kombination bewährter Einzelsysteme zu einem neuen Gesamtsystem. Das entscheidende Wort ist hierbei «bewährt». Es bringt nichts, zwei halbe Sachen zu etwas Ganzem zusammensetzen zu wollen. Das führt zu nichts und schafft keinen Mehrwert.
Ihre Konzepte wirken teilweise sehr utopisch. Wie realistisch sind die Chancen, dass wir eines Tages in unseren Innenstädten Strassenbeleuchtungen mit begrünbarem Dach oder integrierter PV-Anlage sehen werden?
Eines vorweg, alle meine Konzepte, so utopisch diese auf den ersten Blick erscheinen mögen, sind herstellungs- und systemtechnisch realisierbar. Inwieweit diese das Bild unserer Städte prägen werden, kann ich aber nicht vorhersagen. Wenn sich Investoren und Entscheidungsträger von meinen Ideen angesprochen fühlen, sind die Chancen jedoch nicht schlecht, dass der eine oder andere Entwurf zu sehen sein wird. Zudem wird das Projekt seit Anfang des Jahres von der Zürcher Kulturstiftung Pro Helvetia gefördert und dürfte damit weitere Aufmerksamkeit erhalten.
Sie sagen, alle Ihre Konzepte sind herstellungs- und systemtechnisch realisierbar. Was ist beispielsweise bei einer begrünbaren Strassenbeleuchtung entscheidend?
Bei dieser sind pflegeleichte Pflanzen und die richtigen Substrate entscheidend. Der Gedanke hinter diesem Konzept ist es ja, mit wenig Aufwand die Luftqualität in den Innenstädten zu verbessern und der öffentliche Raum bietet ausreichend Platz, um diese mit begrünbaren Strassenbeleuchtungen zu bespielen.

Wo lädt man eigentlich sein Elektrofahrzeug, wenn man auf der Strasse parken muss? Dieser Frage hat sich der Industrie-Designer Damian Byland angenommen und eine Strassenbeleuchtung mit integrierter Ladesäule entwickelt. Im Gespräch erzählt er, was ihn dazu inspirierte und wie die Strassenbeleuchtungen von morgen aussehen könnten.
Von Markus Back
Sie haben sich mit der Frage befasst, wie Beleuchtungen für Strassen und Innenstädte zukünftig konzipiert sein sollten. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen?
Die Strassenbeleuchtung von morgen ist multifunktional und deckt so verschiedene Bedürfnisse ab. Multifunktional wird sie durch die Kombination bewährter Einzelsysteme zu einem neuen Gesamtsystem. Das entscheidende Wort ist hierbei «bewährt». Es bringt nichts, zwei halbe Sachen zu etwas Ganzem zusammensetzen zu wollen. Das führt zu nichts und schafft keinen Mehrwert.
Ihre Konzepte wirken teilweise sehr utopisch. Wie realistisch sind die Chancen, dass wir eines Tages in unseren Innenstädten Strassenbeleuchtungen mit begrünbarem Dach oder integrierter PV-Anlage sehen werden?
Eines vorweg, alle meine Konzepte, so utopisch diese auf den ersten Blick erscheinen mögen, sind herstellungs- und systemtechnisch realisierbar. Inwieweit diese das Bild unserer Städte prägen werden, kann ich aber nicht vorhersagen. Wenn sich Investoren und Entscheidungsträger von meinen Ideen angesprochen fühlen, sind die Chancen jedoch nicht schlecht, dass der eine oder andere Entwurf zu sehen sein wird. Zudem wird das Projekt seit Anfang des Jahres von der Zürcher Kulturstiftung Pro Helvetia gefördert und dürfte damit weitere Aufmerksamkeit erhalten.
Sie sagen, alle Ihre Konzepte sind herstellungs- und systemtechnisch realisierbar. Was ist beispielsweise bei einer begrünbaren Strassenbeleuchtung entscheidend?
Bei dieser sind pflegeleichte Pflanzen und die richtigen Substrate entscheidend. Der Gedanke hinter diesem Konzept ist es ja, mit wenig Aufwand die Luftqualität in den Innenstädten zu verbessern und der öffentliche Raum bietet ausreichend Platz, um diese mit begrünbaren Strassenbeleuchtungen zu bespielen.
Zwei bewährte Systeme zu einem neuen Gesamtsystem zusammengefügen
In Ihren Konzepten haben sie auch der zunehmenden Elektromobilität Rechnung getragen. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Als Industrie-Designer ist man auf die Bedürfnisse einer Gesellschaft sensibilisiert und versucht diese zu befriedigen. Wenn man nun die Elektromobilität nimmt, weiss man, dass diese rasant zunimmt – an dieser Information kommt man gar nicht vorbei! Ich selbst kam durch ein ähnliches Konzept, dass ich gesehen habe, auf die Idee, eine Strassenbeleuchtung und eine Ladesäule für Elektrofahrzeuge zu kombinieren. Der Mehrwert entsteht durch die eingangs besprochene Multifunktionalität, in dem hier zwei bewährte Systeme zu einem neuen Gesamtsystem zusammengefügt werden.
Wie garantieren Sie die Konnektivität Ihrer Lösung?
In meinem Konzept ist nicht definiert, welcher Steckertyp verbaut wird. Hauptaufgabe einer Beleuchtung ist zunächst einmal, Licht zu spenden. Und dieses Licht braucht es an verschiedenen Orten, die mit unterschiedlichen Elektro-Fahrzeugen angefahren oder befahren werden. Daher ist das Design dieses Konzeptes so gewählt, dass sich die Ladebuchsen über ein Klicksystem einfach auswechseln und so individuell auf die jeweiligen Bedürfnisse anpassen lassen.

Einfache Fertigung und Serientauglichkeit

Eine Strassenbeleuchtung, an der sich Elektrofahrzeuge aufladen lassen, dürfte vor allem in Wohnquartieren auf breite Zustimmung stossen. Was halten die örtlichen Energieversorger von Ihrer Idee?
Ich habe diesbezüglich unter anderem mit den Industriellen Werken Basel gesprochen und diese versorgen interessanterweise die öffentlichen Strassenbeleuchtungen erst nachts mit Strom. An diesen könnte man also tagsüber ein Elektrofahrzeug gar nicht aufladen. Es wäre jetzt aber unrealistisch zu glauben, dass Städte nun reihenweise auf multifunktionale Strassenbeleuchtungen umrüsten. Mein Konzept adressiert neue Bauprojekte, bei denen Parkplätze eingeplant werden, weil es dort keine aufwendigen Massnahmen für die Anpassung der Infrastruktur bedarf. Ausserdem wären Firmen- oder allgemeine Parkplätze im öffentlichen Bereich beispielsweise Orte, an denen die Strassenbeleuchtung sinnvoll zum Einsatz kommen könnte.
Für den Erfolg Ihrer Konzepte ist auch eine kostengünstige Fertigung relevant. Wie stellen Sie diese sicher?
Das Konzept von Vision Orion beruht auf zylindrischen Formen, die ineinandergesteckt und verschraubt werden. Das garantiert eine leichte Fertigung und Serientauglichkeit. Wenn sich ein Hersteller findet, wird das Produkt natürlich weiter optimiert, zum Beispiel welche Wandstärke die Beleuchtungen tatsächlich benötigen oder welche Gewindeart sich am besten eignet.
Die Problematik der Lichtverschmutzung
Sie haben sich während Ihrer Konzeptphase unter anderem auch intensiv mit dem Thema «Lichtverschmutzung» auseinandergesetzt. Wie lauten Ihre Erkenntnisse?
Die künstliche Beleuchtung trägt erheblich zur Lichtverschmutzung bei und hier vor allem die Privatanwender. Heute kann jeder eine LED-Beleuchtung kaufen und diese installieren, ohne zu wissen, wie eigentlich das Licht eingestellt wird. Im öffentlichen Bereich geht das nicht. Dort gibt es klare Richtlinien, die vorschreiben, wie ein Licht installiert werden muss, wie lange und wie hell es brennen darf und ob es überhaupt eine Lichtquelle braucht. Im privaten Bereich gibt es das alles nicht und so stört sich höchstens einmal ein Nachbar, wenn ihn das Licht blendet.
Sie plädieren für eine stärkere Reglementierung des privaten Bereichs. Wieso?
Es gibt diverse Studien, die sich mit den Auswirkungen der blauen Lichtanteile von künstlichen Beleuchtungen auf den Menschen befassen. Der Sonnenuntergang ist eine warme Lichttemperatur und darauf ist die innere Uhr und das Schlafhormon Melatonin eingestellt. Die blauen Lichtanteile blockieren aber das Melatonin, so dass der Mensch künstlich wach bleibt. Die Folgen sind Schlaflosigkeit, Übermüdung und Krankheit.
Nun wirkt sich die Lichtverschmutzung ja nicht nur auf den Menschen, sondern auch auf nachtaktive Tiere und Insekten aus. Was können Sie hierzu sagen?
Die Lichtverschmutzung hat einen massiven Einfluss auf den Orientierungssinn vieler Tiere. Besonders schlimm ist die Lichtverschmutzung bei hoher Luftfeuchtigkeit, weil diese wie ein Diffusor wirkt und die Tiere aus dem Gleichgewicht bringt. Es gibt das erschreckende Beispiel von Meeresschildkröten, die nach dem Schlüpfen anstatt ins Meer in die Städte wandern und auf ihrem Weg dorthin umkommen. Ein weiteres Bespiel sind die Insekten, von denen sich jedes Jahr Milliarden an Strassenlaternen verfangen und nicht mehr aus deren Zog herauskommen. Dieses Insektensterben beeinflusst wiederum die Pflanzenwelt, weil die Bestäubung zu kurz kommt und damit schlussendlich die Lebensgrundlage von uns Menschen.

Die Problematik der Lichtverschmutzung
Sie haben sich während Ihrer Konzeptphase unter anderem auch intensiv mit dem Thema «Lichtverschmutzung» auseinandergesetzt. Wie lauten Ihre Erkenntnisse?
Die künstliche Beleuchtung trägt erheblich zur Lichtverschmutzung bei und hier vor allem die Privatanwender. Heute kann jeder eine LED-Beleuchtung kaufen und diese installieren, ohne zu wissen, wie eigentlich das Licht eingestellt wird. Im öffentlichen Bereich geht das nicht. Dort gibt es klare Richtlinien, die vorschreiben, wie ein Licht installiert werden muss, wie lange und wie hell es brennen darf und ob es überhaupt eine Lichtquelle braucht. Im privaten Bereich gibt es das alles nicht und so stört sich höchstens einmal ein Nachbar, wenn ihn das Licht blendet.
Sie plädieren für eine stärkere Reglementierung des privaten Bereichs. Wieso?
Es gibt diverse Studien, die sich mit den Auswirkungen der blauen Lichtanteile von künstlichen Beleuchtungen auf den Menschen befassen. Der Sonnenuntergang ist eine warme Lichttemperatur und darauf ist die innere Uhr und das Schlafhormon Melatonin eingestellt. Die blauen Lichtanteile blockieren aber das Melatonin, so dass der Mensch künstlich wach bleibt. Die Folgen sind Schlaflosigkeit, Übermüdung und Krankheit.
Nun wirkt sich die Lichtverschmutzung ja nicht nur auf den Menschen, sondern auch auf nachtaktive Tiere und Insekten aus. Was können Sie hierzu sagen?
Die Lichtverschmutzung hat einen massiven Einfluss auf den Orientierungssinn vieler Tiere. Besonders schlimm ist die Lichtverschmutzung bei hoher Luftfeuchtigkeit, weil diese wie ein Diffusor wirkt und die Tiere aus dem Gleichgewicht bringt. Es gibt das erschreckende Beispiel von Meeresschildkröten, die nach dem Schlüpfen anstatt ins Meer in die Städte wandern und auf ihrem Weg dorthin umkommen. Ein weiteres Bespiel sind die Insekten, von denen sich jedes Jahr Milliarden an Strassenlaternen verfangen und nicht mehr aus deren Zog herauskommen. Dieses Insektensterben beeinflusst wiederum die Pflanzenwelt, weil die Bestäubung zu kurz kommt und damit schlussendlich die Lebensgrundlage von uns Menschen.
Unerwünschtes Streulicht und Blendung zu vermeiden
Also kurz gesagt, künstliches Licht ist für das Insektensterben verantwortlich…
Die Schuld für das Insektensterben allein hier zu suchen, wäre zu einfach gedacht. Aber es hat sicherlich einen erheblichen Einfluss darauf. Es ist erwiesen, dass die alten Natriumdampfleuchten mit ihrem gelb-rötlichen Licht nicht diese Magnetwirkung auf Insekten hatten wie moderne Beleuchtungen.
Wie begegnen Sie in Ihren Konzepten dem Thema «Lichtverschmutzung»?
Entscheidend ist, dass das Licht nur dahin strahlt, wo es gebraucht wird. Es gilt also, unerwünschtes Streulicht und Blendung zu vermeiden. Bei Vision Orion wird das unter anderem durch Reflektoren erreicht, welche die Lichtverteilung und die Abstrahlwinkel beeinflussen. Weitere Faktoren, um die Lichtimmissionen zu reduzieren, ergeben sich während der Betriebsphase, zum Beispiel durch die Einstellung der Helligkeit mit einem dynamischen Dimmer, so dass sich die Lichtstärke entsprechend anpasst.
Gibt es Vision Orion schon irgendwo zu sehen?
Interessierte können im Museum der Kultur in Basel noch bis Februar 2024 ein Modell der Strassenbeleuchtung im Massstab 1:4 sehen. Dort gibt es auch die Möglichkeit zum direkten Austausch. Ich bin froh, wenn ich mein Wissen in diesem Bereich weiter vertiefen und in die weitere Optimierung von Vision Orion einfliessen lassen kann.
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Impressum
Textquelle: Markus Back
Bildquelle: Damian Byland
Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen
Informationen
Vision Orion
www.damianbyland.ch
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