Statt in weitläufigen Infrastrukturen ein Sensornetzwerk aufzubauen, kann eine autonome Drohne die Daten auf einer Inspektionstour erfassen. Mit ihrer Drohen-Lösung gewann die Tinamu Labs AG einen Award bei den i4Challenges. Ein Interview mit David Lanter, Mitgründer und CFO.
Artikelserie i4Challenge-Gewinner
In dieser Artikelserie werden die Gewinner der i4Challenge 2020 interviewt, um ihre Lösungen vorzustellen. Die i4Challenge findet jährlich statt und wird von Basel Area Business & Innovation organisiert. Diese Artikelserie beinhaltet (bisher) folgende Interviews:
BLP Digital AG – Relevante Infos extrahieren
Küffer Elektro-Technik AG - Intelligente Instandhaltung
Herr Lanter, können Sie ihr eingegebenes Projekt kurz erklären?
Tinamu entwickelt eine Lösung für die Automatisierung von Inspektionsabläufen mittels Drohnen im Inneren von weitläufigen Infrastrukturen. Vereinfacht ausgedrückt: Wir ersetzen statische Sensornetzwerke, welche beispielsweise aus fix installierten Kameras bestehen, durch einen fliegenden Sensor – die Drohne.
Unser System besteht aus einem Dashboard, welches die Informationen benutzerfreundlich visualisiert, aus Cloud-basierter Analytik-Software und dem Drohnensystem eines kommerziellen Drittherstellers – zum Beispiel des französischen Herstellers Parrot. Unsere Navigationssoftware und die Analytik sind drohnen-unabhängig und die Drohnenhardware kann somit den Kundenbedürfnissen entsprechend ausgewählt werden. Das Drohnensystem erfasst die Infrastruktur-Daten wie Bilder, Wärmebilder etc. und sendet diese über ein Kommunikationsnetzwerk [Anmerkung: 4G, WLAN] an die Cloud zur Verarbeitung der gewonnen Daten.
Was war bei der Entwicklung die grosse Herausforderung?
Wir konnten Piloten-lose Präzisionsflüge in weitläufigen Infrastrukturen durchführen. Dabei stellten sich diverse Herausforderungen in Umgebungen, welche hochdynamisch sind; Arbeiter und Materialien sind in ständiger Bewegung. In solchen Umgebungen müssen Daten schnell verarbeitet werden und der Drohneneinsatz muss in genau definierten Flugkorridoren erfolgen. Die jetzigen Gespräche mit Kunden drehen sich nun darum, wie man den Effekt der automatisierten, Cloud-basierten Datenanalyse maximieren kann.
Was hat die Jury besonders hervorgehoben?
Die i4Challenge-Jury hat insbesondere die Innovationskraft der Lösung und die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells hervorgehoben. Da wir keine eigene Hardware herstellen, können wir uns voll auf unsere Kernkompetenz fokussieren, nämlich auf die Softwareentwicklung.
In Echtzeit Einblicke über den Zustand von Anlagen erhalten
Wer profitiert von dieser Lösung?
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass durch den Einsatz unserer Lösung konsistentere Daten gesammelt, Inspektionskosten reduziert und kein menschlicher Inspektor gefährlichen Umgebungen ausgesetzt werden muss.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass durch den Einsatz unserer Lösung konsistentere Daten gesammelt, Inspektionskosten reduziert und kein menschlicher Inspektor gefährlichen Umgebungen ausgesetzt werden muss.
Wir konzentrieren uns stark auf Industrien, die weitläufige Anlagen wie Produktionsanlagen, Förderbänder und Warenlager betreiben. In Gesprächen mit potenziellen Kunden haben wir festgestellt, dass Drohnen die einzigartige Fähigkeit haben, als flexible und schnell platzierbare Sensoren zu agieren. Die mittels Drohnen gesammelten Daten liefern Infrastrukturbetreibern in Echtzeit Einblicke über den Zustand von Anlagen oder Warenbeständen.
Zusammengefasst kann gesagt werden, dass durch den Einsatz unserer Lösung konsistentere Daten gesammelt, Inspektionskosten reduziert und kein menschlicher Inspektor gefährlichen Umgebungen ausgesetzt werden muss.
«Heben uns ab durch vollständige Automatisierung»
Wie markttauglich ist die Lösung?
Wir haben einen funktionalen Prototyp entwickelt, mit welchem wir industrielle Machbarkeitsstudien abwickeln. Da geographische Nähe noch eine wichtige Rolle spielt, fokussieren wir uns hierfür vor allem auf die DACH-Region. In einem weiteren Schritt erhöhen wir die Robustheit unserer Lösung, um das erste Minimal Viable Product (MVP) mit globalen Kunden im Verlauf von 2021 zu lancieren.
Gibt es ein ähnliches Produkt auf dem Markt?
Im Vergleich zu manuell gesteuerten Ad-hoc Inspektions-Drohnen heben wir uns durch die vollständige Automatisierung ab. Der Anwender löst lediglich die gewünschten Aktionen auf einem Benutzer-Dashboard aus – die Inspektion wird im Anschluss selbständig ausgeführt. Dadurch definieren wir auch unseren USP: Die garantierte, konsistente Datenerfassung durch automatisierte und sichere Drohneneinstätze in weitläufigen und repetitiven Infrastrukturen wie Wasserdämmen, Warenlager, Tunnels, etc.
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Welche nächsten Schritte peilen Sie nun an bei der Weiterentwicklung der Lösung?
Die Transformation des Prototyps und Erhöhung der Robustheit, um erste Kunden mit System beliefern zu können.
Und betreffend Marktzugang?
Da steht zuoberst die Akquise von internationalen Kunden für die Abwicklung von Machbarkeitsstudien in Standorten im nahen Europa. Nach einem erfolgreichen Abschluss kann das MVP ausgerollt und durch den engen Kundenaustausch iterativ verbessert werden.
Noch eine Abschlussfrage zur i4Challenge: Warum haben Sie daran teilgenommen?
Wir haben hauptsächlich aus zwei Gründen an der i4Challenge teilgenommen. Erstens möchten wir mit Hilfe von Experten/Coaching Feedbacks unseren Business Case schärfen. Zweitens ist dieser Wettbewerb eine einzigartige Möglichkeit, um mit industriellen Partnern in Kontakt zu kommen und mögliche Anwendungsgebiete zu evaluieren.
Impressum
Autor: Eugen Albisser
Bilder: Tinamu Labs AG
Eine Publikation von Technik und Wissen
Informationen
Tinamu Labs AG
tinamu-labs.com
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