Immer mehr Konsumenten fordern nachhaltige und recyclebare Produkte. Mit der Kreislaufwirtschaft besteht ein Ansatz, der die Nachhaltigkeit über alle Prozesse integriert. Auch in der Kunststoffindustrie wird dieses Modell zunehmend ein Thema, wobei das Start-Up Tide Ocean schon aktiv unterwegs ist – und seine Kompetenzen an der Swiss Plastics Expo 2020 präsentiert.
«Kunststoff ist der Werkstoff unserer Zeit»
Ein Interview mit Frank Ehrig, Institutsleiter am IWK an der HSR, Leiter Fachbereich Spritzgiessen/PUR
«Kunststoff ist der Werkstoff unserer Zeit»
Ein Interview mit Frank Ehrig, Institutsleiter am IWK an der HSR, Leiter Fachbereich Spritzgiessen/PUR
In Kürze steht der Kunststoff wieder im Fokus einer ganzen Messe – der Swiss Plastics Expo in Luzern. Wir haben den Kunststoffexperten Frank Ehrig nach Trends, dem Stellenwert von Kunststoff und den grossen Themen auf der Messe befragt.
Autor: Eugen Albisser, Chefredaktor Online
Herr Ehrig, Sie leiten an der HSR den Fachbereich Spritzgiessen am IWK (Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung). Welchen Stellenwert hat der Bereich Spritzgiessen am Institut?
Spritzgiessen ist das bedeutendste Produktionsverfahren in der Kunststofftechnik und dementsprechend hat es auch einen grossen Stellenwert am IWK, was anhand der sehr guten Infrastruktur und der Anzahl Projekte deutlich wird.
Wie sieht der Stellenwert bei den Studenten aus?
Das Spritzgiessen ein spannendes Gebiet, insbesondere für unsere Maschinentechnikstudierenden. Mit dem Spritzgiessen können aus dem Granulat direkt fertige Produkte hergestellt werden. Auch können Funktionen und Prozesse integriert werden. Dies bietet viele Betätigungsmöglichkeiten für die Studierenden, wie die Materialauswahl, die Konstruktion und Auslegung von Bauteilen und Werkzeugen, die Anwendung von Simulationstools, die Prozessführung bis hin zur Bauteilprüfung.
Sie sind ein Kenner der Branche. Welche Entwicklung zum Beispiel verfolgen Sie momentan gespannt bei der Kunststoffverarbeitung?
Neben Dauerthemen wie Funktionsintegration, Leichtbau, Material- und Oberflächenmodifikation sind sicherlich aktuell die Themen Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft (Recycling, Biopolymere, Ökobilanz) von grossem Interesse.
Wie geht die Entwicklung da weiter?
Die Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten sind in den letzten Jahren bei diesen Themenkomplexen verstärkt worden. Trotzdem sind beide Themen für die Unternehmen schwer zu packen. Es gibt keine Standardlösung, jedes Unternehmen muss für sich selber die Situation analysieren und bewerten. Bei der Kreislaufwirtschaft wird auch viel von der EU abhängen. Ich denke, insbesondere Fachhochschulen sind gute Ansprechpartner, die hier unterstützen können.
Wenn wir bereits bei den Trends gelandet sind, darf ich Ihnen kurz ein paar Stichworte sagen, auf die sie eine Antwort versuchen zu geben?
Gerne.
Additive Verfahren versus Spritzgiessen.
Beide Fertigungsverfahren ergänzen sich gut.
Nachhaltiger Ressourceneinsatz.
Das sollte schon immer so sein.
Apropos Nachhaltigkeit: Im Sommer fand bei Ihnen an der HSR die Mitgliederversammlung von Swiss Plastics statt und man entschied sich nun gegen Plastik und für Kunststoff. Deshalb auch noch diese Stichworte: Plastik versus Kunststoff.
Dies ermöglicht zumindest im deutschsprachigen Raum eine Differenzierung hinsichtlich der Wertigkeit eines Produktes.
Wie sieht es mit diesem Satz aus: «Das Zeitalter des Kunststoffes hat gerade erst begonnen.»
Der Kunststoff ist der Werkstoff unserer Zeit, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Beides bringt grosse Herausforderungen mit sich und damit aber auch neue Chancen.
Sie sind Mitglied im Messekomitee der Swiss Plastics Expo und die Messe selbst hat sich vieler grosser Themen angenommen – von neuen Materialien bis hin zum Einsatz von Blockchain-Technologien in der Kunststoffindustrie. Wo liegt der Fokus der kommenden Messe?
Ich denke nicht, dass man von DEM Fokus sprechen kann. Ziel ist, eine grosse Bandbreite von spannenden Themen zu präsentieren, so dass für jeden etwas dabei ist. Der Besucher kann im Vorfeld der Swiss Plastics Expo auf der Messewebsite schauen, welche Themen mit welchen Inhalten präsentiert werden. Zudem gibt es ein Innovation Symposium, in welchem über 100 Referate zu aktuellen Themen gehalten werden.
Weshalb haben sich diese Themen für diese Austragung angeboten?
Die Themen sind in einem iterativen Prozess ermittelt worden. Das Messekomitee versucht die grossen Trends, aber auch interessante Innovationen am Markt aufzugreifen und zu präsentieren.
Apropos Nachhaltigkeit: Im Sommer fand bei Ihnen an der HSR die Mitgliederversammlung von Swiss Plastics statt und man entschied sich nun gegen Plastik und für Kunststoff. Deshalb auch noch diese Stichworte: Plastik versus Kunststoff.
Dies ermöglicht zumindest im deutschsprachigen Raum eine Differenzierung hinsichtlich der Wertigkeit eines Produktes.
Wie sieht es mit diesem Satz aus: «Das Zeitalter des Kunststoffes hat gerade erst begonnen.»
Der Kunststoff ist der Werkstoff unserer Zeit, sowohl im positiven als auch im negativen Sinne. Beides bringt grosse Herausforderungen mit sich und damit aber auch neue Chancen.
Sie sind Mitglied im Messekomitee der Swiss Plastics Expo und die Messe selbst hat sich vieler grosser Themen angenommen – von neuen Materialien bis hin zum Einsatz von Blockchain-Technologien in der Kunststoffindustrie. Wo liegt der Fokus der kommenden Messe?
Ich denke nicht, dass man von DEM Fokus sprechen kann. Ziel ist, eine grosse Bandbreite von spannenden Themen zu präsentieren, so dass für jeden etwas dabei ist. Der Besucher kann im Vorfeld der Swiss Plastics Expo auf der Messewebsite schauen, welche Themen mit welchen Inhalten präsentiert werden. Zudem gibt es ein Innovation Symposium, in welchem über 100 Referate zu aktuellen Themen gehalten werden.
Weshalb haben sich diese Themen für diese Austragung angeboten?
Die Themen sind in einem iterativen Prozess ermittelt worden. Das Messekomitee versucht die grossen Trends, aber auch interessante Innovationen am Markt aufzugreifen und zu präsentieren.
Sie haben zuvor das «Innovation Symposium» angesprochen, das mit rund 106 Referaten sicherlich ein Muss ist für viele Besucher der Fachmesse. Worauf schaut man bei der Auswahl der Referate?
Wir haben je Fokusthema zwei Keynote-Speaker, die in das Thema einführen. Daneben haben die Aussteller die Möglichkeit in Kurzvorträgen aktuelle Showcases aus ihren Unternehmen vorstellen. So können die Aussteller ihre Kompetenzen gezielt dem Publikum präsentieren. Die Besucher wiederum sehen konkrete Anwendungsfälle und haben direkt die richtigen Ansprechpartner.
Das IWK an der HSR
Das Institut für Werkstofftechnik und Kunststoffverarbeitung (IWK) ist ein Institut der HSR Hochschule für Technik Rapperswil. Das IWK hat sich als Kompetenzzentrum für die wichtigsten Kunststoffverarbeitungsverfahren in der Schweiz etabliert. Es verfügt über eine ausgewiesene Fachkompetenz in der Materialwissenschaft, Kunststoffverarbeitung und Bauteilentwicklung.
Die Laboreinrichtungen des IWK decken das Spritzgiessen, die Polyurethanverarbeitung, die Faserverbundverarbeitung, das Compoundieren, die Extrusion und die Materialentwicklung ab. Das IWK wurde 2005 gegründet und beschäftigt heute rund 6 Professoren und rund 30 wissenschaftliche Mitarbeitende. Institutsleiter ist Prof. Dr. Frank Ehrig, sein Stellvertreter Prof. Daniel Schwendemann.
Sie engagieren sich im Messekomitee. Was sind da Ihre Aufgaben und warum sind Sie dieses Engagement eingegangen?
Im Messekomitee vertrete ich die Hochschulseite und bin vornehmlich für das Innovation Symposium zuständig. Es herrscht da eine gute Atmosphäre im Komitee, es sind dort motivierte Kolleginnen und Kollegen und es gibt konstruktive Diskussionen – alles in allem: das macht viel Spass.
Wir haben bei der Einstiegsfrage über den Stellenwert des Spritzgiessens geredet. Als Abschluss nochmals eine Frage über einen Stellenwert, diesmal jener der Swiss Plastics Expo. Wie sehen Sie diesen?
Die Swiss Plastics Expo ist die Branchen-Plattform für den persönlichen und informativen Austausch. Hierbei geht die Messe innovative, neue Wege, wie z.B. mit der Swiss Plastics Platform, dem digitalen Treffpunkt für alle, die mit Kunststoff arbeiten. Hier finden Expertinnen und Experten auch nach der Swiss Plastics Expo Lösungen und Projektpartner.
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Durch all die neuen Technologien ändert sich eine Messe inhaltlich ständig. Merken Sie auch sonst einen Wandel, den die Swiss Plastics Expo bisher durchgemacht hat – und vielleicht noch machen wird?
Die Messeleitung, allen voran René Ziswiler, ist sehr engagiert für die Branche. Aber nicht alle Ideen und Angebote werden wahrgenommen. Das kann verschiedene Gründe haben, der wichtigste ist wahrscheinlich fehlende Zeit, um die Vorteile eines Messeangebots zu erfassen und einschätzen zu können. So muss die Messeleitung stets schauen, welche Angebote in dieser schnelllebigen Zeit den Kunden den grössten Nutzen bringen. Das wird auch die Herausforderung für die Zukunft sein.
Swiss Plastics Expo und SHIFT
Vom 21. bis 23. Januar 2020 treffen sich bei der Messe Luzern alle, die mit Kunststoff arbeiten. Die Swiss Plastics Expo ist dabei weit mehr als eine Fachmesse mit rund 260 Ausstellern. Im Innovation Symposium finden über 100 Referate zu aktuellen Themen der Kunststoffindustrie statt.
Im Rahmen der Swiss Plastics Expo findet zudem die Premiere von SHIFT Switzerland statt. SHIFT bringt erstmals Akteure der Schweizer Kreislaufwirtschaft zusammen. Die 25 Aussteller stehen für innovative Businessmodelle und fokussieren sich auf Lösungen, welche die Kreislaufwirtschaft integrieren.
Informationen
Swiss Plastics Expo
visit.swissplastics-expo.ch
Datum: 21. - 23.01.2020
Ort: Messe Luzern
IWK an der HSR
iwk.hsr.ch
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