91 % der Schweizer Industrieunternehmen kämpfen laut Columbus Consulting mit niedriger bis mittlerer Reife bei Daten und KI – meist aufgrund von Datensilos und komplexer IT. Kann Microsoft Fabric als «All-in-One-Analyseplattform» hier Abhilfe schaffen?


Ein Beitrag der Firma pmOne Schweiz
Autor: Joël Zumstein, Consultant Business Intelligence, pmOne Schweiz

Unternehmen stehen kontinuierlich vor der Herausforderung, eine heterogene und komplexe Software- sowie Datenlandschaft zu managen. Fortschritte in Künstlicher Intelligenz und Analytics haben diesen Wildwuchs durch neue Tools teilweise noch verstärkt. Die Folgen sind ein eingeschränkter Datenfluss, eine unzureichende Vernetzung der Teams, hoher Aufwand für Integration und Verwaltung sowie Schwierigkeiten bei der Data Governance. Die Kostenkomplexität durch die Cloud-Migration und der wachsende Bedarf an KI-Integration erschweren die Situation zusätzlich.

Wie adressiert Fabric diese Herausforderungen?

Als webbasierte Software-as-a-Service (SaaS)-Lösung reduziert Fabric vor allem den hohen finanziellen sowie administrativen Aufwand für Implementierung, Updates, Infrastruktur und Rechenkapazitäten. Die Anbindung zusätzlicher Softwarelösungen ist unkompliziert, und innerhalb der Plattform können Teams durch gemeinsame Ressourcen und Arbeitsbereiche effizient zusammenarbeiten.

Dank der Integration in Office 365 und der benutzerfreundlichen Oberfläche sind zudem in der Regel nur geringe IT-Kenntnisse bei den Nutzern erforderlich. Darüber hinaus lassen sich viele Prozesse intuitiv per Low-Code oder No-Code umsetzen, was Abläufe beschleunigt und die IT-Teams entlastet.

Das Problem eines unternehmensweit einheitlichen Datenzugangs löst Fabric wiederum mit dem OneLake, der alle Daten zentral speichert, ohne sie zu replizieren und sie stets in aktueller Version bereitstellt. Im Bereich Data Governance gewährleistet Fabric mit rollenbasierter Zugriffskontrolle und der Unterstützung von Private Link eine sichere Datenverwaltung. Zudem sorgt die Einführung universeller Rechenleistung für verschiedene Anwendungen für eine transparente und nachvollziehbare Kostenstruktur.

Eine Lösung für alle Anforderungen

Fabric überzeugt vor allem durch das nahtlose Zusammenspiel seiner Komponenten. Dabei integriert es (weitestgehend) bestehende Microsoft-Lösungen in optimierter Form innerhalb der SaaS-Plattform und erleichtert so den Zugang für Endnutzer. Während vertraute Tools wie Power BI weiterhin eine zentrale Rolle spielen, werden bislang IT-Experten vorbehaltene Funktionen nun breiter nutzbar. Alle Features verfolgen ein gemeinsames Ziel: Unternehmen eine effizientere Verwaltung, Analyse und Nutzung ihrer Daten zu ermöglichen (siehe folgende Abbildung).

Die Schlüsselkomponenten von Microsoft Fabric (Quelle: Microsoft).
Die Schlüsselkomponenten von Microsoft Fabric (Quelle: Microsoft).

Da viele Komponenten bereits vor Fabric als eigenständige Lösungen existierten, fragen sich viele Unternehmen berechtigterweise, welche konkreten Innovationen Fabric nun eigentlich mit sich bringt.

Welche Neuerungen gibt es?

Ein zentrales Novum ist die Lizenzierung: Statt pro Azure-Dienst erfolgt sie bei Fabric auf Basis von Rechenkapazitäten, die sich flexibel innerhalb von Fabric für verschiedene Dienste nutzen lassen. Zudem stellt Fabric mit dem genannten OneLake eine einheitliche Datenzugangslösung bereit – vergleichbar mit OneDrive für Dateien.

Dies ermöglicht den Zugriff auf sämtliche Datenquellen ohne Verschiebung oder Duplizierung, unabhängig davon, ob es sich um strukturierte oder unstrukturierte Daten handelt. Darüber hinaus sind alle Softwarekomponenten von Fabric in einer aktualisierten und optimierten Version integriert – und nun eben gebündelt in einer übergreifend zugänglichen Plattform. Das sorgt durch die in Fabric veränderten Nutzerrollen für zusätzliche Vorteile, wie ein Blick auf einige typische Anwender zeigt.

Einfache Handhabung für Business Analysten und Fachanwender

Durch eine intuitive Benutzerführung und die nahtlose Integration etwa von Power BI und Office lassen sich beispielsweise Geschäftsanwender aktiver in Daten- und Analyseprozesse einbinden. Zudem erleichtern Domänen den Zugriff, indem sie relevante Organisationsdaten thematisch bündeln. Dank der Teams-Anbindung finden somit selbst nicht-technische Nutzer benötigte Daten auf Basis ihrer Domäne – etwa «Finanzen» oder «Produktion» – schnell im OneLake Data Hub. Hier können sie die Daten anschliessend eigenständig erkunden, analysieren und individuelle Berichte erstellen.

Ein echtes Highlight in Fabric ist jedoch der Data Activator: Er ermöglicht es auch Geschäftsanwendern ohne tiefgreifende IT-Kenntnisse, Prozesse automatisch auszulösen, sobald bestimmte Datenmuster oder Schwellenwerte erreicht werden.

Unterschiedlichste Einsatzmöglichkeiten für industrielle (Geschäfts-)Prozesse

Der Data Activator in Fabric kann Nutzer benachrichtigen oder gezielt Power-Automate-Workflows starten – beispielsweise, um Daten aus verschiedenen Produktionszentren zu kombinieren und hier jeweilige Ressourcenengpässe frühzeitig zu erkennen oder um mobile Echtzeit-Alerts bei unerwarteten Budget- oder Personaländerungen auszulösen. Ein weiteres typisches Einsatzszenario im industriellen Umfeld wäre die Unterstützung von Logistikunternehmen bei der proaktiven Suche verlorener Sendungen. Hier kann der Data Activator automatisch in Fabric einen Untersuchungsworkflow starten, sobald eine bestimmte Zeitspanne überschritten wird, in der keine Statusaktualisierung eines Versandpakets erfolgt ist.

An dieser Stelle bietet Fabric tatsächlich sehr viel Flexibilität und äusserst unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten in praktisch allen Unternehmensbereichen. Das liegt unter anderem daran, dass die Geschäftsobjekte, die Sie überwachen möchten, sowohl physische Objekte wie Gefriergeräte, Fahrzeuge oder Pakete sein können, aber auch deutlich abstraktere Dinge wie Werbekampagnen, Konten oder Benutzersessions.

Mehr Effizienz für Administratoren

Als SaaS-Lösung übernimmt Fabric viele Standardaufgaben automatisch, darunter Software-Updates sowie die Erweiterung von Rechen- und Speicherkapazitäten – und das ohne zusätzlichen administrativen Aufwand. Gleichzeitig bietet die Plattform ein durchgängiges Sicherheitskonzept mit Funktionen wie Data Lineage zur Nachverfolgung der Datenherkunft, unternehmensweiten Vertraulichkeitseinstellungen und einem zentralen Admin-Portal.

Mit Microsoft Purview ist zudem eine Suite von Lösungen für Data Governance, Risikomanagement und Compliance integriert, mit der Unternehmen ihren gesamten Datenbestand effizient steuern, schützen und verwalten können. Darüber hinaus ermöglicht Fabric beispielsweise die bereits genannte logische Gruppierung von Daten in Domänen, sodass jede Abteilung ihre Daten gemäss spezifischen Vorgaben und Anforderungen individuell verwalten kann.

Administratoren profitieren demnach insgesamt von einer zentralen Steuerung der Systemzuverlässigkeit und Compliance – und das, ohne sich wie in der Vergangenheit extra im Azure-Portal anmelden zu müssen. Zusätzlich können auch nicht-administrative Nutzer bestimmte Aufgaben, wie die Anbindung spezifischer Datenquellen, per Self-Service eigenständig erledigen.

Workflows für Data Scientists und Data Engineers

Fabric bietet grundsätzlich eine leistungsstarke Umgebung für datengetriebene Prozesse. Beispielsweise können Data Engineers und Data Scientists mithilfe von Fabric-Notebooks Daten in ihrer bevorzugten Programmiersprache transformieren und bereinigen. Integrierte Visualisierungen und erläuternder Markdown-Text erleichtern zudem die Nachvollziehbarkeit, sodass auch weniger IT-affine Teammitglieder den Code verstehen können.

Fabric unterstützt zudem den Aufbau, die Bereitstellung und die Operationalisierung von Machine-Learning-Modellen sowie die Durchführung von Machine-Learning-Experimenten. Neben der reinen Analyse lassen sich Daten hierbei ausserdem auch direkt visualisieren und über SharePoint oder Teams zur weiteren Nutzung teilen – eine deutliche Erleichterung für die Zusammenarbeit zwischen IT- und Fachabteilungen.

Ein weiteres Thema, bei dem Fabric seine Stärken besonders gut ausspielt, sind Echtzeit-Analysen. Während herkömmliche Lösungen hierbei im Produktionsumfeld oft an ihre Grenzen stossen, ermöglicht Fabric die Verarbeitung und Analyse selbst grosser Mengen unstrukturierter Daten etwa aus Apps und IoT-Quellen ohne Einschränkungen.

Vorteile auf IT-Managementebene

Auch Führungskräfte wie CIOs profitieren an einigen entscheidenden Stellen von Fabric, da sie beispielsweise flexibel zusätzliche Ressourcen je nach Bedarf hinzufügen oder entfernen lassen können. So sind veränderte Datenanforderungen schnell und kosteneffizient zu bewältigen. Zudem minimieren integrierte Sicherheits- und Compliance-Funktionen Risiken im Verantwortungsbereich von CIOs, während OneLake die Entstehung von Datensilos verhindert – eine der noch immer grössten Bremsen für eine wertschöpfende Datennutzung.

Ein weiterer übergreifender Vorteil: Fabric stärkt eine unternehmensweite Datenkultur: Die nahtlose Integration von Office und Power BI erleichtert den Zugang zu Daten, während Copilot KI-gestützte Funktionen wie intelligente Codevervollständigungen, die Automatisierung von Routineaufgaben und die prompt-basierte Erstellung von Power-BI-Berichten ermöglicht (siehe folgende Abbildung).

Zusammenfassung eines Power BI Reports durch Copilot (rechter Bildrand) - Quelle: Microsoft.
Zusammenfassung eines Power BI Reports durch Copilot (rechter Bildrand) - Quelle: Microsoft.

Wie ist Fabric in der Technologielandschaft einzuordnen?

Fabric ist ein noch relativ neues Produkt, das jedoch durchaus das Potenzial hat, die Arbeitsweise in produzierenden Unternehmen zu verändern und sich breit durchzusetzen. Neben der Integration in das Microsoft-Ökosystem tragen vor allem die vielfältigen Vorteile für unterschiedliche Nutzergruppen dazu bei: eine erleichterte Administration, verbesserte Data Governance, intuitive Prozesse für Datenverarbeitung, Programmierung und Analyse sowie die Reduzierung von Datensilos und unkontrolliertem Software-Wachstum. Hierbei gilt jedoch eine Grundvoraussetzung: Damit Unternehmen das Fabric-Potenzial voll ausschöpfen können, brauchen sie eine entsprechend datengetriebene Unternehmenskultur und müssen sukzessive zumindest ein gewisses Mass an Fachwissen bei den Mitarbeitenden aufbauen.


Weiterführende Informationen

Whitepaper «Entscheidungshilfe Microsoft Fabric: Für wen sich der Umstieg lohnt»

Weitere Details zum Einsatz von Microsoft Fabric finden Sie im entsprechenden Whitepaper, das Sie kostenlos auf der Website von pmOne herunterladen können.


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Autor: Joël Zumstein, Consultant Business Intelligence, pmOne Schweiz,

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Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen

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