Mit fertigungsnaher Beratung aus den roten Zahlen
Wie die Formbar AG sich nach einem grossen Umsatzeinbruch neu aufstellte
Mit fertigungsnaher Beratung aus den roten Zahlen
Wie die Formbar AG sich nach einem grossen Umsatzeinbruch neu aufstellte
Wegen Auslandverlagerung sackt der Umsatz bei der Keller Model- und Formenbau AG (heute: Formbar AG) um 75 Prozent ein. Ärmel hochkrempeln, sagte sich der neue Geschäftsführer Hürlimann und holte sich Hilfe bei einem Beratungsunternehmen.
Kaspar Hürlimann hatte keinen leichten Start, als er 2012 die Geschäftsführung der Keller Modell- und Formenbau AG übernahm. Seine Hauptkunden verlagerten damals alles in Billiglohnländer und sein Umsatz brach um 75% ein. «Es war eine sehr schwere Zeit damals und viele sagten mir, dass ich es nicht schaffe», erinnert sich Hürlimann. Aber der gelernte Modellbauer, Maschinenbautechniker und Diplom-Wirtschaftstechniker krempelte die Ärmel hoch und die Ausrichtung des Unternehmens um. Unterstützung fand er in zuversichtlichen Investoren – und quasi zufällig stiess der Geschäftsführer auf Tebis Consulting. Tebis ist eine fertigungsnahe Unternehmensberatung des CAD/CAM-Softwareherstellers Tebis.
Analyse aller Prozesse und Abläufe
Hürlimann erzählt: «Ein Kunde von uns nutzte Tebis und erzielte schnellere und bessere Ergebnisse als andere Softwarelösungen, mit denen wir arbeiteten. Da weitere Kunden und Kollegen aus der Branche die gleichen Erfahrungen machten, entschieden wir uns, Tebis zu testen.» Hürlimann liess sich zusätzlich von Tebis Consulting hinsichtlich Prozessoptimierung und Management beraten. Das übernahm Markus Rausch, Berater bei Tebis Consulting, gelernter Werkzeugmechaniker und studierter Maschinenbautechniker mit Praxiserfahrung als Fertigungsleiter und stellvertretender Geschäftsführer einer mittelständischen Formenbaus. Zunächst analysierte er alle Prozesse und Abläufe des angeschlagenen Modell- und Formenbaus und sprach mit Mitarbeitern in Fertigung und Management.
Analyse eröffnet Potenziale
Rausch weiss aus Erfahrung, dass der unvoreingenommene Blick von aussen häufig nicht bedachte Chancen aufdeckt, aber auch Schwachstellen. Erste Ergebnisse der Analyse und des Benchmarks ergaben niedrige Maschinenauslastung und Spindelzeiten, unzufriedene Mitarbeiter sowie eine angespannte Markt- und Preissituation. «Trotz aller Schwierigkeiten sahen wir viel Potenzial, hochversierte Mitarbeiter und eine hervorragende Ausstattung. Es war eine grosse Aufgabe, das Unternehmen wieder in die Gewinnzone zu bringen, aber wir wollten es gemeinsam schaffen», sagt Rausch.
Anhand der umfangreichen Analysedaten ermittelte er, welche Prozessschritte wertschöpfend, notwendig oder überflüssig waren. Er sprach auch unangenehme Wahrheiten an: Etwa, dass gewachsene Strukturen und eingespielte interne Prozesse zu aufwendig und nicht mehr zeitgemäss waren. «Dort einen erfolgreichen Wandel anzustossen, erfordert viel Überzeugungsarbeit und Fingerspitzengefühl», erklärt der Consultant. Doch genau dafür hat er die passenden Massnahmen im Gepäck. Markus Rausch und Kaspar Hürlimann entwickelten ein Konzept zur Neupositionierung am Markt passend zu den vorhandenen Kernkompetenzen sowie zur Einführung klarer Strukturen und automatisierter Prozesse.
Managementberatung zeigt schnell Wirkung
Waren ursprünglich Grossprojekte aus dem Giessereimodellbau das Standbein des Modell- und Formenbauers, erweiterte man das Angebotsportfolio und holte etwa Aufträge in der Luftfahrt und Rennsport. «So entzog sich Formbar nach und nach dem bestehenden Preisverfall im Giessereimodellbau, der sich durch die verstärkte Abwanderung der Produktion in den Osten Europas ergab», erläutert Rausch. Das Unternehmen erhielt auch viele Aufträge aus dem Ausland – an sich kein Problem. Aber die starken Währungsschwankungen des Euros gegenüber dem Schweizer Franken sorgten damals für zusätzliche Sorgen. «Deshalb wollten wir Formbar stärker auf dem Schweizer Markt etablieren», sagt Rausch.
Ganz wichtig für den Berater: Bei jeder Analyse und Umsetzung immer die Mitarbeiter einzubeziehen, deren Fragen zu beantworten und Bedenken zu diskutieren, um den Wandel erfolgreich zu gestalten. Führungskräfte und Geschäftsführung machte Rausch durch Coachings und Trainings sensibel für die Änderungen und damit einhergehende Bedürfnisse der Belegschaft. Hürlimann erinnert sich: «Die Gespräche und Schulungen brachten tatsächlich mehr Akzeptanz und unser neues Bonussystem motivierte zusätzlich.»
Konkrete Ergebnisse in der Prozessberatung
Auch die Implementierungsexperten von Tebis unterstützten die Formbar: Sie sorgten dafür, dass das Unternehmen die Vorteile der Tebis Software individuell gestaltet besser ausnutzen und mehr Automatisierung in die Fertigung einbringen konnte. Hürlimann investierte beispielsweise in diverse Schnittstellen. «Damit liessen sich Dateien aus anderen Systemen wie Catia oder Siemens NX inklusive aller Strukturen problemlos einlesen. Ein deutlicher Vorteil bei den grossen und komplexen Bauteilen, die wir mit höchster Präzision und Genauigkeit fertigen», sagt er.
Gleichzeitig hinterlegten die Tebis-Experten individuelles Facharbeiterwissen sowie sämtliche Informationen zu Werkzeugen und Maschinengruppen, zu Schnittwerten und Vorschüben sowie zum Rohling und Bauteil in virtuellen Datenbanken, den Tebis Bibliotheken. Jeder Programmierer kann so problemlos auf dieses Wissen zugreifen. Mit vordefinierten Programmier-Schablonen und Features geht die tägliche Arbeit deutlich einfacher von der Hand. Der Grund: Sie automatisieren und standardisieren Abläufe und beschleunigen so die sichere NC-Programmierung. «Unsere NC-Programmierer waren nach kürzester Zeit hellauf begeistert», erinnert sich der Geschäftsführer.
Investition steigert Flexibilität
Formbar investierte auch in eine neue maschinelle Ausstattung. Das Highlight der Neustrukturierung war die Anschaffung der 5-Achsen CNC-Portalfräsmaschine FZ 33 Compact. Sie war die Dritte im Bunde der CNC-Fräsmaschinen, zu dem bereits eine Zimmermann FZ30 5-Achsen CNC-Portalfräsmaschine und eine Quaser MV-304C 3-Achsen-Fräsmaschine gehörte. «Die Maschine ergänzt unseren Maschinenpark perfekt. Sie hat einen Verfahrweg von 4x2,5x1,5 Meter, ist sehr wendig und mehr als doppelt so schnell wie unsere bestehende 5-Achsen-Portalfräsmaschine», sagt Kaspar Hürlimann. Mit ihrem riesigen Leistungsspektrum lassen sich Bauteile für alle Industriebereiche fertigen.
Die neue FZ33 compact von Zimmermann.
Die getroffenen Massnahmen fruchteten: Innerhalb eines Jahres erarbeitete Formbar sich ein deutliches Plus an Effizienz und Prozesssicherheit. Die Maschinenlaufzeiten und der Umsatz haben sich seither verdoppelt bei gleichbleibender Mannschaft. Die gewonnene Flexibilität brachte viele Neukunden: Formbar ist nun am Schweizer Markt zukunftssicher positioniert. Heute fertigt die Firma neben Giessereimodellen auch Bauteile für den Rennsport, die Luftfahrt und die Automobilbranche. Sie profitiert vom enormen Erfahrungsschatz der Mitarbeiter und der Vielseitigkeit der Maschinen.
Auf den bisherigen Erfolgen ruht sich der Geschäftsführer nicht aus und entwickelt das Unternehmen weiter. Seit Januar 2019 ist ein optisches Messsystem ATOS Compact Scan 12M von GOM im Einsatz. Auch dabei war Tebis einbezogen und Hürlimann plant die Zukunft weiter mit dem CAD/CAM/MES-Hersteller. Ganz neu steht seit diesem Monat eine der schnellsten Portalfräsmaschinen in der neu klimatisierten Produktionshalle zur Verfügung, eine Zimmermann FZU 4m x 3m x 1,5m.
Über die Formbar AG
Die Formbar AG entstand aus der «Keller Modell- und Formenbau AG» und liegt in Kirchdorf im Aargau. Sie wurde bereits 1911 gegründet und über drei Generationen als Familienbetrieb geführt. Dabei hat sich das Unternehmen von einer handwerklichen Sägerei zu einem modernen Modell- und Formenbauer entwickelt, der vollständig auf computergestützte Systeme setzt. Im Jahr 2014 hat sich die Keller Modell- und Formenbau AG in die heutige Formbar AG umfirmieren lassen.
Heute fertigt Formbar Giessereimodelle, Bauteile für den Rennsport, die Luftfahrt und die Automobilbranche. Von der Vorbereitung über die Programmierung, Montage und Produktion bis zur Veredelung geschieht alles hausintern. Mitarbeiter: 13 Mitarbeiter, davon 2 Lehrlinge.
Hinten (v.l.):
Cyril Schmid, CAD/CAM, Lehrlingsausbildner
Andreas Walter, Formenbauer CAD/CAM
Michael Hilpert, Stv. Leiter Produktion
Kaspar Hürlimann, Geschäftsführer
Victor Angst, Formenbauer CAD/CAM
Beat Gnepf, Modellbau AVOR
Vorne (v.l.):
Eliane Hehl, Formenbauerin (3. Lehrjahr)
Raoul Ganz, Stv. Geschäftsführer
Patrick Ronner, Formenbauer CAD/CAM
Adile Karatas, Formenbauerin CAD/CAM
Urs Friedrich, Leiter Produktion
Auf dieser Abbildung fehlen:
Gregor Dannenberger Formenbauer
Jann Meier, Formenbauer (1. Lehrjahr)
Über die Formbar AG
Die Formbar AG entstand aus der «Keller Modell- und Formenbau AG» und liegt in Kirchdorf im Aargau. Sie wurde bereits 1911 gegründet und über drei Generationen als Familienbetrieb geführt. Dabei hat sich das Unternehmen von einer handwerklichen Sägerei zu einem modernen Modell- und Formenbauer entwickelt, der vollständig auf computergestützte Systeme setzt. Im Jahr 2014 hat sich die Keller Modell- und Formenbau AG in die heutige Formbar AG umfirmieren lassen.
Heute fertigt Formbar Giessereimodelle, Bauteile für den Rennsport, die Luftfahrt und die Automobilbranche. Von der Vorbereitung über die Programmierung, Montage und Produktion bis zur Veredelung geschieht alles hausintern. Mitarbeiter: 13 Mitarbeiter, davon 2 Lehrlinge.
Hinten (v.l.):
Cyril Schmid, CAD/CAM, Lehrlingsausbildner
Andreas Walter, Formenbauer CAD/CAM
Michael Hilpert, Stv. Leiter Produktion
Kaspar Hürlimann, Geschäftsführer
Victor Angst, Formenbauer CAD/CAM
Beat Gnepf, Modellbau AVOR
Vorne (v.l.):
Eliane Hehl, Formenbauerin (3. Lehrjahr)
Raoul Ganz, Stv. Geschäftsführer
Patrick Ronner, Formenbauer CAD/CAM
Adile Karatas, Formenbauerin CAD/CAM
Urs Friedrich, Leiter Produktion
Auf dieser Abbildung fehlen:
Gregor Dannenberger Formenbauer
Jann Meier, Formenbauer (1. Lehrjahr)
Impressum
Textquelle: Tebis
Bildquelle: Formbar
Publiziert von Technik und Wissen
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