Endress+Hauser fertigt mit einer durchschnittlichen Losgrösse von 1 bis 2. Bei Milliarden Kombinationsmöglichkeiten, welche sich über die verschiedenen Produktfamilien ergeben, bedarf es dazu durchdachter Abläufe. In diesen nehmen Assistenzsysteme, Fahrerlose Transportsysteme und Cobots eine immer wichtigere Rolle ein.

Das Endress+Hauser Werk im süddeutschen Maulburg liefert täglich 5000 verschiedene Produkte aus. Diese gehen direkt zum Kunden oder als halbfertige Komponenten zur Weiterverarbeitung in die internationalen Produktionsstätten.
Die Herausforderungen bei der Fertigung solcher Losgrössen sind vielseitig. Die aus Sicht von Holger H. Stephan grösste Schwierigkeit ist hierbei die Verfügbarkeit der benötigten Bauteile, ohne hierfür zu viel Kapital binden zu müssen. «Für einen Lean-Menschen wie mich ist das nicht so schön», so der Director Operations.

Allerdings bedürfe es eines gewissen Spagats, da ohne Lagerbestand die Lieferzuverlässigkeit von 97 Prozent nicht zu halten sei. Als weitere Herausforderung nennt er die Sicherstellung der Qualität trotz linienübergreifender Flexibilität seiner Mitarbeitenden. Eine wichtige Rolle nehmen hierbei mittlerweile Assistenzsysteme ein, welche die Mitarbeitenden in der Produktion bei der Herstellung der unterschiedlichen Messgeräte anleiten.

Wird als eine Art Kollege betrachtet

Für Effizienz und Flexibilität sorgt darüber hinaus der Einsatz Fahrerloser Transportsysteme (FTS). Probleme oder gar Berührungsängste gibt es nicht. «Viele Mitarbeitende haben selbst zu Hause einen Roboter-Rasenmäher oder -Staubsauger und sind daher solche autonomen Systeme gewohnt», so Holger H. Stephan. Im Werk Maulburg geht es sogar soweit, dass das FTS mittlerweile als eine Art Kollege betrachtet wird. «Fridolin» fährt die leeren Magazine aus der Elektronikfertigung und spart so seinen menschlichen Kollegen Laufwege. Im nächsten Schritt soll dieser nun auch volle Magazine in die Fertigung fahren.

Und auf was ist sonst noch bei der Integration eines FTS in eine bestehende Infrastruktur zu achten? «Wenn Sie einen unebenen Boden haben, müssen Sie diesen unter Umständen glätten», weiss Holger H. Stephan. In Maulburg ist das nicht der Fall. Dafür gibt es hier zwischen den Produktionsbereichen Brandschleusen, die «Fridolin» zunächst suspekt waren, so dass er deshalb die Durchfahrt scheute. «Aber auch das bekommt man hin», versichert der Director Operations und ergänzt: «Da braucht man clevere Leute, die sich mit so etwas beschäftigen. Aber die haben wir zum Glück mit an Bord.»