Seit dem Jahr 2009 fungierte die Elektro Datenbank Schweiz ELDAS als ETIM Stabsstelle Schweiz für den Sektor Elektro. Am 04.09.2020 wurde der Verein «ETIM Schweiz» gegründet. Vereinsgründung ETIM Schweiz mit den Aktivmitgliedern IGH und ELDAS. Erweiterung mit der Stabsstelle für den Sektor HVAC durch die IGH. Somit deckt ETIM Schweiz die Bedürfnisse des Gewerbes und der Industrie nach einem starken und gut etablierten Klassifizierungssystem noch besser und breiter ab. ETIM Schweiz bietet den Mitgliedern Beratung und Unterstützung in der Umsetzung von ETIM an. Weiter steht den Mitgliedern die Mitarbeit bei der Weiterentwicklung des Klassifizierungssystems offen. So können Mitglieder zum Beispiel Change Requests an die Stabsstelle eingeben, welche dann international abgestimmt werden.
Vorbei sind die Zeiten, als es für Hersteller reichte, Artikel in einem Katalog abzubilden und auf Fax-Bestellungen der Händler zu warten. Heutzutage erwarten Geschäftspartner die Produktdaten in digitaler Form. Doch dafür braucht es eine Datenstrategie. Daten müssen strukturiert und klassifiziert werden. Mit ETIM zum Beispiel.
Wenn es um die Präsentation, den Verkauf oder die Recherche und Suche von Produkten geht, so spielt das Internet die Hauptrolle. Auch wenn in der Industrie der Katalog und das Faxgerät nach wie vor präsent sind. Doch bereits werden schätzungsweise 20-30 % aller Bestellabläufe online vollzogen – Tendenz steigend.
Die heutigen Prozesse zwischen Herstellern und Händlern sind suboptimal bis katastrophal. Man wendet Stunden für Excel-Files auf, verschickt unvollständige Datensätze, verwendet unterschiedliche Dateiformate oder nutzt schlichtweg falsche oder veraltete Angaben. Doch der Handelskanal braucht ideal vorbereitete digitale Daten (Produkt, Katalog, Bild, etc. -, um diese in Katalogen und im Webshop einzusetzen. Das heisst in anderen Worten: Als Hersteller kommt man nicht mehr am Thema E-Commerce vorbei. Sei es indirekt oder direkt. Es gilt somit in der Industrie die Grundlagenarbeit zu erarbeiten. Um dem Handel die Produktdaten strukturiert zur Verfügung zu stellen, gibt es verschiedene Formate. Eines davon ist ETIM.
Was ist ETIM?
ETIM ist ein offener Standard für die eindeutige Gruppierung und Spezifizierung von Produkten durch ein einheitliches Produktklassifikationsmodell. Diese Klassifikation verwendet:
- Produktklassen (product classes)
- Merkmale (features)
- Werte (values)
- Synonyme (synonyms)
ETIM (Europäisches Technisches Informations Modell) und eCl@ss sind standardisierte Austauschformate von Produktdaten zwischen Lieferanten und Kunden im Bereich Elektrotechnik (Elektroinstallationsprodukte, Haushaltsgeräte, Heimelektronik, Werkzeuge, Baustellenmaterial, Heizung-Lüftung-Klima, Sanitär u.v.m.), egal, ob es um Schalter, Leuchte, Kabel, Waschbecken, Rohre oder eine Duschabtrennung geht.
ETIM Schweiz
Wozu ETIM?
Mit ETIM nutzen alle Beteiligten dieselbe Produkt- und Katalogdatenbasis. Diese vereinfachen es das richtige Produkt zu finden. Die ETIM-Klassifikation ist zudem mehrsprachig, medienneutral und anbieterneutral. Nach einer Klassifizierung sind auch Dubletten und Datenleichen endlich mal für immer entsorgt.
«Jeder Schweizer Hersteller, der die europäischen Märkte beliefert, muss zwingend in den Kompetenzaufbau ‹Datenstrategie› investieren.»
Weil der Aufbau und die Beschreibungsstruktur gleich sind, entfallen alle bisher notwendigen und aufwändigen Datenformatierungen und -anpassungen. Auch gibt es eine Zusammenarbeit mit anderen Klassifikationssystemen wie e-cl@ss oder BIM. ETIM-Daten sind somit die ideale Basis für optimale IT-Prozesse und -Strukturen im eigenen Unternehmen. Und natürlich können ETIM-Daten für den eigenen Handelskanal genutzt werden.
Die Produktklassifikation ist kein "Endprodukt", sondern bietet eine Struktur und wird primär für die folgenden vier Bereiche eingesetzt:
A) Stammdaten in ERP-/MDM-/PIM-Systemen
B) im Webshop und
C) für elektronische und analoge Produktkataloge
D) Konfigurationssoftware
Hersteller und Händler müssen unter anderem die Frage des Datenaustausches zentral und insbesondere in Vorprojekten diskutieren. Ansonsten läuft ein davon abhängiges Projekt aus dem Ruder und scheitert.
Es sind Fragen zu klären wie:
- Welche Produktdaten werden für welche Zwecke benötigt?
- Welche der benötigten Produktdaten sind vorhanden? In welchem System?
- Wie vollständig, wie korrekt, wie verlässlich sind diese Daten?
- Wer ist für die Pflege der Daten zuständig? Gibt es dafür dokumentierte Prozesse?
Herausforderung
Im Online-Elektrogrosshandel gelten für Produktdaten der Klassifikationsstandard ETIM und das Katalogaustauschformat BMEcat als gleichermassen wichtig. Anwender müssen also mindestens zwei Standards beherrschen und liefern können.
Die technischen Daten der Produkte müssen einerseits dem Standard ETIM entsprechen, andererseits müssen Produktdaten aufgrund der Vorgabe BMEcat sehr viele verschiedene weitere Bereiche abdecken. Dazu gehören typischerweise:
- Preise, Preisgruppen, Rabatte, Rabattgruppen etc.
- Lieferzeiten, Lieferkonditionen, Verpackungseinheiten etc.
- GTIN, Artikelnummer etc.
- RoHS erfüllt, REACH, Zuschläge etc.
- Produktserien, ist Bestandteil von, passt zu etc.
3 Tipps
- Planen Sie genügend Zeit für das Datenmodell ein und analysieren Sie ausgiebig. Degradieren Sie die Wichtigkeit nicht ab und legen Sie kein «Go Live» Datum für einen Webshop, Konfigurator, oder ähnliches, bevor das Datenmodell definiert ist.
- Holen Sie sich externe Profis, welche dieses Thema bereits anderweitig bewältigt haben. Damit werden sie grundlegende Entscheide eher richtig fällen und künftig in weniger Sackgassen enden.
- Denken Sie daran: Das Nachziehen von Informationen ist immer möglich. Ein Start mit 100 % ist unmöglich.
Impressum
Textquelle: François Geers und Kevin Klak, Digitalrat, www.digitalrat.ch
Bildquelle: Stockfoto (Symbolbild), Digitalrat (Grafik)
Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen
Eine Publikation von Technik und Wissen
Informationen
ETIM Schweiz
https://etim.ch
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