Alfred Imhof AG hat sich vom reinen Produktanbieter zum Lösungsanbieter gewandelt. Warum das funktioniert und warum Einfachheit wichtig ist, erklärt Ralf Dröschel, Leiter Applikation & Service bei der Alfred Imhof AG.
Ralf Dröschel, Sie sind Leiter Applikation & Service bei der Alfred Imhof AG. Was genau machen Sie und was umfasst ihr Aufgabengebiet?
Zuerst einmal ist es generell gesehen ein sehr vielseitiger Job mit umfangreichen Aufgabengebieten -, welche dazu noch Spass machen. Denn einerseits habe ich täglich Kontakt zu Kunden und darf sie beraten. Anderseits gehört zum Aufgabengebiet auch das Berechnen von antriebstechnischen Problemstellungen und wir beraten Kunden auch bei Steuerungen, also Anlagen- oder Maschinensteuerungen. Das heisst auch, dass wir immer mehr Automatisierungsprojekte umsetzen. Und nebenbei geben mein Team und ich auch Schulungen für interne und externe Fachleute, bedienen die Hotline und unterstützen unsere Kunden vor Ort.
Sie sagen, dass Alfred Imhof immer mehr Projekte umsetzt. Ist Alfred Imhof also vollständig angekommen als Lösungsanbieter?
Es gibt schon Leute, die uns noch nicht als Lösungsanbieter kennen, sondern einfach als Produktanbieter. Aber wir haben bereits vor vielen Jahren diesen Weg eingeschlagen und profitieren nun davon. Hinzu kommt, dass mit stetig wachsendem Portfolio von SEW Eurodrive uns immer mehr Möglichkeiten zur Verfügung stehen, um in unseren Bereichen diese Dienstleistung zu erbringen. Wir stehen als Lösungsanbieter also nicht am Anfang.
Markteinführung des dezentralen Energiespeichersystems MoviDrive
Gibt es da ein Ende?
(lacht) Ha, nein, hoffentlich nicht. Ich bin jetzt seit 15 Jahren bei Alfred Imhof und es liegen zwei Welten vor mir, wenn ich die heutigen Technologien mit jenen von damals vergleiche. So wird sich das auch weiterentwickeln und ein Ende ist also nicht abzusehen. Wir haben als Produkt- und als Lösungsanbieter noch viel Potenzial, auch weil immer weitere Entwicklungsschritte hinzukommen.
Woran arbeiten Sie momentan?
Wir sind an der Markteinführung eines dezentralen Energiespeichersystems, dem MoviDrive modular Power and Energy Solutions. Dies ist eine modulare Energieversorgung für Mehrachssysteme. Mittels Speichertechnologie und intelligenter Energieverwaltung konnte zum Beispiel bei einem Regalbediengerät die Anschlussleistung von ca. 80 kW auf 12 kW reduziert werden. Dies hat auch Auswirkungen auf die Kabelinstallation, die Verteilstation oder den Einspeise-Trafo, die allesamt kleiner dimensioniert werden können.
«Power and Energy Solutions»: Energie sinnvoll einsetzen
Fabriken müssen in der Zukunft wandelbarer sein, als sie es heute sind. Die Digitalisierung, Losgrösse 1, sich verändernde Kundenwünsche und eine flexible Produktion sind nur ein paar Randbedingungen, die es zu erfüllen gilt. Ein weiterer Faktor, der einen Einfluss auf die technische Gestaltung von Maschinen und die Produktion hat, ist die Entwicklung der Energiekosten.
Mit «Power and Energy Solutions» bietet SEW-Eurodrive:
- Reduktion von Leistungsspitzen aus dem Versorgungsnetz
- Reduktion der Energiekosten durch Speicherkondensatoren im Zwischenkreis
- Anbindung an externe DC Versorgungsnetze
- Unterbrechungsfreier Anlagenbetrieb bei Netzausfall
- Leistungs- und Energiemessdaten für ISO 50001 Energiemanagementsysteme
- Reduzierte Oberwellenbelastung im Versorgungsnetz
Auch die Komponenten der «Power and Energy Solutions» bekommen Anwender bei SEW-Eurodrive als Baukastensystem und aus einer Hand: Movi-C-Controller, ein kompaktes Mehrachssystem Movidrive bestehend aus Versorgungs-, Kondensator- und Ein- oder Doppelachsmodule, optimiert mit Schaltnetzteilmodulen mit AC- und DC-Versorgung sowie dem passenden Speichermodul.
In fünfzehn Sekunden einen Motor in Betrieb zu nehmen
Kleiner – und auch einfacher?
Das ist ein gutes Stichwort. Denn Einfachheit ist nicht nur ein Motto von mir, sondern von SEW und Imhof. Wir sind alle daran interessiert, Komplexes einfacher zu gestalten. Wir wollen, dass Kunden schnell und unkompliziert die Produkte in Betrieb nehmen können. Wir bieten die entsprechenden Tools und auch die Manpower.
Haben Sie ein Beispiel für diese Einfachheit?
Unsere neue Umrichter-Generation Movi-C ist ein wunderbares Beispiel dafür. Es wurde sehr viel Wert auf die Benutzerfreundlichkeit gelegt. So ist es jetzt möglich, innerhalb von fünfzehn Sekunden einen Motor in Betrieb zu nehmen. Das ist eine extreme Vereinfachung für den Kunden, weil er sich nicht noch mit Motor-Parametern auseinandersetzen muss, sondern die Inbetriebnahme zum Beispiel über das elektronische Typenschild erfolgt. Der Kunde muss sozusagen den Motor nur noch einstecken und der Umrichter erledigt den Rest.
Was ist die Zukunft der Automation?
Auf dem Prospekt von Movi-C steht der Slogan «Die Zukunft der Automation». Ganz generell gesprochen: Was ist die Zukunft der Automation?
Ich persönlich würde auf diese Frage nicht einmal mit technischen Aspekten antworten. Denn ich denke, dass die Zukunft der Automation darin besteht, dass der Mensch weiterhin im Mittelpunkt steht. Es geht also weniger um technische Höchstleistungen, sondern dass diese neu entwickelten Automationstechnologien dem Menschen helfen. In der Schaufensterfabrik bei SEW in Graben kann dies gut beobachtet werden. Dort haben die neusten Automationsschritte in der Produktion dazu geführt, dass die Arbeit der Mitarbeitenden körperlich einfacher und interessanter wurde. Dies bei einer stark gestiegenen Produktivität.
Für unsere Kunden widerspiegelt sich dies zum Beispiel einer verkürzten Inbetriebnahme oder dass der Unterhalt einfacher wird. Schlussendlich sind wir auch hier wieder bei dieser Einfachheit und dass wir gewillt sind, aus der wachsenden Komplexität die Komplexität herauszunehmen.
Movi-C, der modulare Automatisierungsbaukasten für Komplettlösungen aus einer Hand
Movi-C ist die Komplettlösung bei Automatisierungsaufgaben. Damit können Anwender Einachs- oder Mehrachsapplikation auf Basis von Standards realisieren. Oder individuelle, und/oder besonders komplexe Motion-Control-Anwendungen umsetzen. Der Vorteil: Movi-C ist der komplette Automatisierungsbaukasten von SEW-Eurodrive. Von der Software für Planung, Inbetriebnahme, Betrieb und Diagnose, über elektronische Steuerungs- und Regelungs-Geräte bis hin zum mechanischen Antrieb, dem Getriebemotor. Voll integrierbar in alle Automatisierungskonzepte, Feldbus-Topologien und Netzwerk-Standards. In der Kommunikations-Topologie sind Anwender dabei völlig frei.
Die vier Bausteine ...
- Engineering-Software
- Steuerungstechnik
- Zentrale und dezentrale Umrichtertechnik und
- Antriebstechnik
... bilden einen vollständigen und durchgängigen Automatisierungsbaukasten, dessen Devices und Feldgeräte optimiert auf die Anforderungen und Bustopologie kombiniert werden können.
Die Wichtigkeit des modularen Aufbaus
Wie wichtig ist eigentlich das Modulare, dieser modulare Aufbau einer Produktreihe, welche SEW Eurodrive immer wieder betont?
Man darf diesen modularen Aufbau nicht unterschätzen. Ich glaube, dass die meisten Anbieter das inzwischen auch erkannt haben. Der Kunde muss Bausteine zur Verfügung haben, die exakt zu ihm passen. Und dies nicht nur bei der Hardware, sondern auch bei der Software. Auch hier ist das Movi-C ein System, dass durchgängig modular aufgebaut ist.
Dezentral wäre ein weiterer Trendbegriff, der immer mehr Einzug gehalten hat.
Und das nicht ohne Grund – denn das Dezentrale ist heute mit viel weniger Aufwand umzusetzen. Wobei ich sagen muss, dass der Dezentralisierungstrend in der Antriebstechnik bereits etabliert ist. Was jetzt folgt, ist die Dezentralisierung der Intelligenz und des Energiemanagements.
Was sind die grossen Kundenfragen rund um Movi-C?
Die Fragen rund um die Schnittstellen stehen weit oben. Sie wollen also wissen, welche Schnittstellen SEW zum übergeordneten System anbietet. Da bieten wir definitiv ein breites Angebot und vielfältige Möglichkeiten (siehe auch Box Movi-C).
Was auch immer wieder gefragt wird, ist die Sicherheitstechnik. Wie kann eine sichere Antriebstechnik realisiert werden. Was auch immer gefragt wird: Wenn ein Kunde keine Steuerung hat, was wir dann anzubieten haben. Die Frage nach der Energieeffizienz wird zwar auch noch gestellt, aber sie hat in den vergangenen Jahren deutlich abgenommen, denn die Energieeffizienz ist zu einem State-of-the-art geworden. Das muss man einfach können.
Ich möchte zum Abschluss nochmals zurückkommen auf diesen Slogan «Die Zukunft der Automation». Wie erkennen Firmen, dass Produkte von SEW nicht an der Zukunft vorbeientwickelt wurden oder zu «futuristisch» sind?
Das kann tatsächlich eine Gratwanderung sein. Deswegen halte ich es für grossartig, dass SEW die eigenen Produkte in ihren Fabriken selbst anwendet. Kunden können zum Beispiel die «Schaufensterfabrik» in Graben besuchen und sehen dort, wie sich die Produkte einsetzen lassen und welchen Nutzen sie davon haben könnten. Dieses Vorleben ist wahrscheinlich das beste Argument, um zu zeigen, was wir unter «Zukunft der Automation» verstehen.
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Impressum
Autor: Eugen Albisser
Bildquelle: Technik und Wissen / Alfred Imhof
Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen
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Alfred Imhof
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