
Malcolm Werchota begeistert am Swiss Medtech Day mit einem radikalen Vorschlag: Redet mit der KI – und zwar so, wie ihr mit Menschen redet. Und erstellt unbedingt sexy Dashboards.
Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen und KI
«Good morning everybody.»
So beginnt ein Vortrag, der sich bald eher wie ein Stand-up-Set anfühlt – nur mit mehr Tiefe. Werchota ist ein Mann mit Energie, Humor und einer Mission: Er will, dass wir alle aufhören, wie KI-Höhlenmenschen zu denken.
«99 Prozent der Menschheit sind immer noch AI cavemen.»
Sein Ansatz: Nicht Technik ist das Problem, sondern wie wir sie nutzen.
Statt Schulungsunterlagen, Kommandos und Klick-Interfaces brauche es eine neue Kultur im Umgang mit Künstlicher Intelligenz.
«Speak. Use emotions. Make sexy dashboards.»
Das ist sein dreistufiges Framework – simpel, effektiv, menschlich.
Warum wir mit 90 % Wissensverlust keine Innovation schaffen
Zu diesem dreistufigen Framework kommt er natürlich nicht ohne Grund. Malcolm Werchota macht in seinem Vortrag unmissverständlich klar, woran Innovation in vielen Organisationen tatsächlich scheitert – nicht an Technologie, sondern am menschlichen Vergessen.
Er verweist auf den Psychologen Hermann Ebbinghaus, der bereits im 19. Jahrhundert zeigte: 60 % des Gelernten sind nach einer Stunde wieder vergessen. Werchota setzt noch einen drauf: In der heutigen, digital überladenen Welt seien es realistisch 90 % – selbst nach inspirierenden Vorträgen oder teuren Workshops.
Die Folgen sind gewaltig: Laut Studien verlieren Fortune-500-Unternehmen jährlich rund 31,5 Milliarden Dollar durch Wissensverlust nach Meetings, Schulungen und Konferenzen.
Werchotas These: Solange wir Wissen nicht systematisch mit KI festhalten, verarbeiten und weiterverwenden, stranguliert unser eigenes Gehirn jede Form von Innovation – nicht aus bösem Willen, sondern aus kognitiver Begrenzung.
Deshalb plädiert er dafür, mit der richtigen Prompting-Strategie und visuellen Dashboards die KI zu unserem Gedächtnis und Handlungsverstärker zu machen.
So geht pures Storytelling zusammen mit der KI
Und wie er das demonstriert, ist pures Storytelling. Sein Beispiel handelt davon, wie er wöchentlich von Bregenz nach Barcelona reisen muss und wie man daraus eine eindrückliches, erinnerungswürdiges Dashboard erstellen kann.
Er spricht also lebendig in die KI ein, live auf der Bühne, die KI nimmt also auf, während er in seinem Vortrag weiterfährt:
«I live in Bregenz – it's fantastic. But I need to be in Barcelona every Monday morning. So here's the deal: the train costs me 40 euros, because I’ve got like a half-tax. Then I stay at the Hyatt at Zurich Airport, very expensive hotel – 240 euros, but my tax advisor says it's good for the tax burden. Then I fly Swiss – expensive, yes, but I get a lot of miles. I land in Barcelona and first thing I buy are cigarettes – they're Dutch, 4 euros. Then a taxi – 35 euros. And I buy cookies for my developers, because, you know, developers work faster when they have cookies – that’s another 25 euros. Now, what have we done? We’ve spoken into it. Remember: speak.»
So redet er immer weiter zum Publikum und natürlich im Hintergrund auch zur KI, die alles aufnimmt und kommt irgendwann zu diesem Abschluss:
«Hey man, I’m standing in front of loads of people today. This is really important for my job. I need you to make a good analysis for me. Make a table. In the first column, you put the number one to three. In the second column, you put the explanation. In the third column, you put the cost. In the fourth column, you put the sum. Then I need to impress all these people. So let’s make some diagrams. A pie chart, a bar chart, a cumulative cost diagram over time, a radar plot.
And look [er zeigt auf die Leinwand, auf der der Bildschirm zu sehen ist]: «Within seconds, the AI generates a complete dashboard – with all the charts, diagrams, quotes, cost breakdowns, and summaries, neatly arranged and ready to present. Just like that.»
So also klingen Prompts bei Werchota. Nicht steril, sondern emotional, kontextreich, mit einem Augenzwinkern – aber zielorientiert. Und: effektiv. «Es gibt Studien von Microsoft und Hongkong, die zeigen: Wenn man KI emotional anspricht, bekommt man bessere Ergebnisse.»
Warum? Ganz einfach:
«The AI will remember the people who were not friendly to it.»
Ein Scherz, klar. Aber die Botschaft dahinter: Wer mit KI interagiert wie mit einem Menschen, bekommt mehr als generische Antworten.
Selbst seine Kinder – sieben und neun Jahre alt – nutzen diese Methode.
«If a seven- and a nine-year-old can prompt better than 99% of all cavemen, so can you.»
Datenschutz? Sucht Lösungen dafür!
Werchota bringt das Publikum zum Lachen – und zum Nachdenken. Etwa mit der Geschichte vom Datenschutz-Dinosaurier: «Viele Firmen verstecken sich hinter dem Datenschutz-Dinosaur.»
Seine Lösung? Lokale, sichere KI-Systeme – auf Azure, on premise, verschlüsselt.
«Wenn Banken das können, dann können wir das auch.»
Die Kraft der gesprochenen Sprache zieht sich durch seinen ganzen Auftritt. Er fordert alle auf, bei Sitzungen das Aufnahmegerät laufen zu lassen. Geht natürlich nicht immer, aber zumindest dann dies:
«Wenn du aus einem Kundenmeeting kommst, dann geh raus und sprich zehn Minuten für die KI: Das wurde besprochen, das war das Problem, so können wir helfen.»
Werchotas Mission: Schluss mit Angst, Unsicherheit und Bedienungsanleitungen. Und vor allem:
«Don’t click – speak.»
Und am Ende bleibt ein Gefühl: Wer mit dieser Art von KI-Umgang beginnt, verändert nicht nur seinen Workflow – sondern auch die eigene Haltung zur Technologie.
Die Zukunft ist nicht einfach ein Interface. Sie ist ein Gespräch.
Prompt-Takeaways von Malcolm Werchota:
- «das ist jetzt sehr wichtig für meinen Job!»
- «Mach ein sexy Dashboard»
- «Bitte» und «Danke» – auch zur KI sagen.
- Meetings und Präsentationen? Mitschneiden oder danach einsprechen.
- KI nicht tippen. Mit ihr sprechen.
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Autor: Eugen Albisser
Bildquelle: Eugen Albisser
Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen
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