Das Wissen wäre da…

Neulich im Zug unterhalten sich zwei Mitarbeiter aus der Fertigung: «Letzte Woche haben sie uns einen Zettel hingelegt, wir sollten ankreuzen, wie zufrieden wir sind.» Und dann weiter: «Das bringt doch eh nichts! Es gäbe genug, was wir tun könnten. Wenn wir zum Beispiel die beiden grossen Maschinen versetzt fahren würden, dann wären wir viel produktiver. Das macht aber keiner und wenn du was sagst, dann hörst du «ja danke» und es passiert nichts.»

Das Wissen, wie wir leistungsfähiger, innovativer und effizienter werden könnten, wäre also da. Aber die Frage ist: Nutzen wir es? Möglicherweise selbst dann nicht, wenn wir kontinuierliche Verbesserungsprozesse (KVP) im Unternehmen haben. In einem Workshop habe ich die Teilnehmer ihre Unternehmenswerte in eine Reihenfolge bringen lassen. Sie wurden danach sortiert, welche Werte am ehesten gelebt werden. Der Wert «Wir verbessern laufend unsere Prozesse» war im Schnitt auf dem vorletzten Platz und das obwohl KVP eingeführt ist.

Ich glaube, wir sollten besser auf das hören, was alle im Unternehmen wahrnehmen. Nicht nur weil es ein KV-Prozess so vorsieht, sondern weil es uns wichtig ist, was die Kolleginnen und Kollegen für Ideen und Gedanken haben.

Ja, das braucht Zeit. Was ist jedoch die Alternative? Wollen wir die Augen verschliessen und lieber wegschauen? Es erinnert mich an die Geschichte von den Männern mit der Schrotsäge, die sich vergeblich mit dem Baum abmühen, weil ihre Säge stumpf ist. Darauf angesprochen, warum sie nicht ins Dorf gehen, um die Säge zu schärfen, antworten sie, dass sie dazu keine Zeit hätten, denn sie müssten ja ihre Arbeit fertigbekommen.

Dr. Georg Michalik ist Coach und Buchautor. Er begleitet Unternehmen in Veränderungsprozessen.

Dr. Georg Michalik, cocreation.com [Linkedin]