Sinumerik-Know-how aufgebaut
Die T1000 ist bisher die einzige Maschine von Kellenberger mit einer Siemens-Steuerung. Da das Personal am Standort Studen verständlicherweise den Umzug in die Ostschweiz nicht mitmachte, fehlte dieses Know-how vorerst in Goldach. Für Unterstützung in den Bereichen Siemens S7 Classic, TIA Portal und Sinumerik holten Stäheli und sein Team deshalb den Siemens-Solution-Partner AVM Engineering aus dem Toggenburg an Bord.
«Ein Kunde wünschte ein Retrofit für seine Kellenberger T1000-Maschinen. Dabei sollte die auslaufende Sinumerik 840D Solution Line durch die aktuelle Sinumerik One ersetzt werden», erinnert sich Stäheli. Neben der Modernisierung der für die Schleifwerkzeuge zuständigen CNC-Steuerung und weiterer Hardware musste auch die übergeordnete speicherprogrammierbare Steuerung (SPS) ins TIA Portal integriert werden – und das unter erheblichem Zeitdruck.
«Gleich zwei Maschinen sollten so schnell wie möglich ausgerüstet werden, doch sie waren noch nicht einmal vor Ort. Daher entschieden wir uns gegen eine vollständige Neuentwicklung der bestehenden SPS-Applikation und setzten stattdessen auf eine schrittweise Optimierung», so Stäheli.
Dazu analysierte das AVM-Team erst den bestehenden Source-Code der Steuerung und dokumentierte anschliessend mit «Reverse Engineering» den aktuellen Stand der Sicherheitsfunktionen, der SPS-Applikation und allen Schnittstellen, um schliesslich die Migration der Steuerung umzusetzen.
Hohe Effizienz dank paralleler Umsetzung
Nach der Projektmigration ins TIA Portal exportierte das Team von AVM mit dem selbst entwickelten Tool «TiaExchange» das gesamte Projekt über eine Openness-Schnittstelle in offene Textdateien. So liessen sich alle Anpassungen in einem Versionsverwaltungssystem lückenlos dokumentieren. «Der grosse Vorteil dieses sogenannten Quellcodemanagements war, dass unser Entwicklungsteam und AVM parallel arbeiten konnten», erklärt Stäheli. «Dadurch waren wir schneller, mussten uns weniger oft vor Ort treffen und konnten die hohen Qualitätsanforderungen jederzeit sicherstellen.»
Während des Aufbaus der ersten der vier Maschinen mit der neuen Steuerung bereinigten die Fachleute von Kellenberger und AVM das Zusammenspiel der speicherprogrammierbaren S7-Steuerung und der Sinumerik, integrierten die neuen Bedienelemente, die Maschinensteuertafel und das Handbediengerät. Mit der Software «Create MyVirtual Machine» (CMVM) und der neu erstellten SPS-IO-Simulation liessen sich alle Funktionen in der Sinumerik One bis hin zu Safety und Human-Machine Interface (HMI) mit integriertem Display Manager testen, bevor die Maschine vollständig aufgebaut war. Der so entstandene Digitale Zwilling wird auch in Zukunft laufend aktualisiert werden und kann bei Anpassungen wertvolle Dienste liefern, z. B. wenn die Maschine künftig doch einmal ein anderes Bauteil produzieren sollte.
Das Projekt nahm insgesamt fast zwei Jahre in Anspruch. Der Umstieg auf die neue Steuerung bereitet Freude: «Die TIA-Umgebung bietet deutlich verbesserte Konfigurations- und Diagnosemöglichkeiten und wir sind äusserst zufrieden mit der Leistung, Präzision, Prozessüberwachung und den Sicherheitsfunktionen der Sinumerik One», betont Stäheli. «Es freut uns, dass Kellenberger seine prozessspezifischen Maschinen künftig auch mit der Sinumerik One-Steuerung anbieten kann.»