Agile Methoden in der Praxis
Thomas Zehnder: Vor allem in der Softwareentwicklung und teilweise auch bei der Umsetzung von Kundenprojekten wird bei B&R der agile Ansatz (Scrum) gelebt. Heruntergebrochen vom Quartals-Release-Zyklus werden in den Entwicklerteams die Backlogs bearbeitet und in agiler Weise zweiwöchigen Sprints abgearbeitet.
Thomas Zentner: Als Lösungsanbieter hat Eplan vor 35 Jahren mit klassischen Projektmanagement-Methoden angefangen, die in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt um agile Methoden angereichert wurden. Im Bereich Customer Solutions beispielsweise, in dem wir individuelle Applikationen für Kunden entwickeln, werden bereits seit Jahren agile Methoden wie Scrum eingesetzt. Auch in unserer Kern-Produktentwicklung, konkret bei der Entwicklung von Eplan Pro Panel, wurde bereits vor mehr als zehn Jahren mit ersten agilen Ansätzen experimentiert.
Seit 2014 arbeitet der grösste Teil unserer Entwicklungsmannschaft in interdisziplinären Feature-Teams nach der Scrum-Methode. Auch unsere jüngste Unternehmenseinheit im Bereich Cloud-Business, Eplan Epulse, arbeitet nach agilen Grundsätzen. Wir sind dabei, Business, Solutions und Development in Produkt-Teams ganz nah zusammenzubringen.
Reiner Köttgen: Bei uns als grossem Unternehmen, das Produkte im Bereich Werkzeugmaschinen und Lasertechnik herstellt, aber auch im Bereich Software und Smart Factory tätig ist, ist das je nach Geschäftsbereich sehr unterschiedlich. Viele Bereiche haben wir bei Trumpf ganz klassisch organisiert. Ich gehöre zum Zentralbereich Forschung & Entwicklung und bin Experte für «Agile Transition». Das heisst, ich begleite Entwicklungsteams auf dem Weg zur agilen Organisation – das tue ich als Berater, Coach und Trainer. Vor allem in der Entwicklung des Werkzeugmaschinenbereichs wird mit Methoden aus dem agilen Umfeld gearbeitet. Hier wird zudem bereits seit einigen Jahren eine Veränderung in der Struktur hin zu einer agilen Organisation in einem erfolgreichen Pilotprojekt umgesetzt. Diese neue Struktur wird momentan auf den gesamten Entwicklungsbereich ausgerollt.
Boris Savic: Wir sind bei Weidmüller bereits seit einigen Jahren, so wie wir es nennen, auf dem agilen Weg. Wir arbeiten mehr und mehr mit agilen Arbeitsmethoden, da gerade in unserer Branche die zunehmende Digitalisierung eine grosse Rolle spielt. Die Digitalisierung, aber auch die Globalisierung und die hohe Markttransparenz, erfordern eine schnelle Anpassungsfähigkeit, um als Elektronikunternehmen weiterhin innovativ und erfolgreich zu bleiben.
Seit 2016 arbeiten wir in vielen Bereichen mit Scrum – einem Werkzeug für das Projektmanagement bei dynamischen Innovations- und Entwicklungsprojekten, in denen das endgültige Ziel zu Projektbeginn selten klar ist. Hier wird mit einer agilen Vorgehensweise gearbeitet: Das Projektteam liefert den Auftraggebern in kurzen Entwicklungsphasen immer ein bereits lauffähiges Produkt. Die Projektphasen, sogenannte Sprints, dauern in der Regel jeweils ein bis vier Wochen. Der interne Kunde hat in jeder Phase die Möglichkeit, das unfertige Produkt zu benutzen, zu beurteilen und Rückmeldung zu geben. Nach und nach werden weitere Anforderungen umgesetzt und hinzugefügt.
Diese Methode aus dem Projektmanagement kommt inzwischen auch in der Unternehmenspraxis an immer mehr Stellen an. Zahlreiche Projektteams bei uns haben inzwischen Scrum eingesetzt. Das Einkaufsinformationssystem und Teile des Production Dashboards wurden so entwickelt. Weitere Projekte, wie zum Beispiel u-Remote, Printjet oder Business Analytics, bedienen sich des Instrumentariums. Einzelne Bereiche wie Controlling Business Intelligence oder Automation Products & Solutions setzen an, ihre ganze Abteilung agil aufzustellen. Hierzu gehören der Aufbau cross-funktionaler Teams und die Implementierung einer neuen Arbeitsweise.