Die Berner sind einer der weltweit führenden Hersteller von Präzisionsmaschinen für das Schleifen, das Erodieren, das Lasern, das Messen sowie die Kombinationsbearbeitung. Zur Gruppe gehören die Marken Mägerle, Blohm, Jung, Studer, Schaudt, Mikrosa, Walter und Ewag. Zudem wird ein Kompetenzzentrum für additive Fertigung unter der Marke IRPD betrieben.
Der Schweizer Maschinenbau hat viele Firmen mit Weltruf. Profitieren diese vom Label «Swiss Made»? Diese und weitere Fragen, welche Schweizer Maschinenbauer momentan beschäftigen müssen, haben wir Stephan Nell, CEO der United Grinding Group, gestellt.
Von Eugen Albisser, Chefredaktor Online
Der Schweizer Maschinenbau hat bereits im 19. Jahrhundert begonnen, einen hervorragenden Ruf aufzubauen, der immer noch anhält. Profitiert Ihre Firma mit den Marken Mägerle, Blohm, Jung, Studer, Schaudt, Mikrosa, Walter und Ewag eigentlich vom Label «Swiss Made»?
Wir sind eine international aufgestellte Gruppe mit globaler Kundschaft und Fertigungsstandorten weltweit. Unser Hauptsitz und einige Produktionsstätten befinden sich in der Schweiz. Im Zusammenhang mit dem «Swiss Made»-Label profitieren wir von dem weltweit anerkannten Image der Schweiz als Hochpräzisionsfertigungsstandort. Und Hochpräzision ist es auch, was unsere Werkzeugmaschinen auszeichnet. Hohe Präzision und Fertigungsqualität können wir aber nur mit gut qualifiziertem und engagiertem Personal erreichen. Auch hier profitieren wir vom Label «Swiss Made», da die Schweiz ein ausbildungsstarkes Land mit hohem Expertise-Niveau ist.
«10 Prozent der Belegschaft sollen Lernende sein»
«Ausbildung» ist ein gutes Stichwort, denn das hiesige Ausbildungssystem wird ebenfalls weltweit gelobt. Doch was würden Sie sagen: Sind die heutigen Lehr- und Studienabgänger genügend gut ausgebildet? Oder bräuchte es neue Ausbildungen, neue Berufe oder sonstige Änderungen im Ausbildungsbereich?
Zuerst einmal: Wir bilden sehr viele junge Leute selbst aus – aus Überzeugung: Wir sind überzeugt davon, dass man jungen Menschen die Chance geben muss, in den beruflichen Alltag einzusteigen und eine Ausbildung zu machen. In der Schweiz haben wir den Grundsatz festgelegt, dass rund 10 Prozent der Belegschaft Lernende sein sollen. Was die mechanischen Industrieberufe anbelangt, hilft uns dies sehr. Diese Investition zahlt sich auf jeden Fall aus.
Wir benötigen aber nicht nur Maschinenbauer, sondern auch IT-Spezialisten und zunehmend Fachkräfte, die sich in beiden Welten zu Hause fühlen, denn die Themen Digitalisierung und Maschinenbau wachsen immer stärker zusammen. Und hier sehen wir noch Entwicklungspotenzial im Ausbildungsbereich.
Und ganz generell: Vor welchen Herausforderungen steht der Schweizer Maschinenbau?
Was uns stark beschäftigt, ist der zunehmende Protektionismus. Die Schweiz ist zwar unser Heimmarkt, aber wir arbeiten exportorientiert. Rund 95 Prozent unserer Maschinen werden exportiert, wobei Europa rund die Hälfte des Umsatzes abdeckt. Sehr wichtig sind für uns die Märkte in Asien und Amerika. Wollen wir mittel- und langfristig erfolgreich bleiben, sind wir auf einen unkomplizierten, direkten und freien Marktzugang angewiesen. Deshalb beobachten wir mit Sorge, wenn neue Zollbarrieren entstehen oder ein Rahmenabkommen mit der EU scheitert.
Mit welchen Trendthemen befassen Sie sich, um ihre Produkte nachhaltig zu stärken und zukunftssicher zu gestalten?
Das Trendthema Nummer 1 ist die Digitalisierung und auch die damit verbundene Arbeitserleichterung und Effizienzsteigerung in der Produktion. So ist das Thema Vernetzung, Datenaustausch und intelligente Datenverarbeitung ebenso bedeutsam wie die User Experience. Damit ist das Benutzererlebnis gemeint, bei der Bedienung unserer Maschinen. Hier geht es um Bedienerfreundlichkeit an der Maschine, aber auch um einen schnellen und einfachen Überblick über die wichtigsten Informationen in der Produktion.
«C.O.R.E. greift diese Trends in revolutionärer Art und Weise auf»
Warum dieses Trendthema?
Die Trendthemen Digitalisierung und User Experience begegnen uns heute an vielen Stellen. Sie sind in der Konsumgüter- und Freizeitindustrie schon längst angekommen und erobern sich konsequenterweise nun auch ihren Platz im Maschinenbau.
Hier hat United Grinding mit C.O.R.E. definitiv solche Trendthemen wie Digitalisierung und User Experience aufgegriffen.
Ja. Unsere Neuentwicklung C.O.R.E.- Customer Oriented REvolution – greift diese Trends in revolutionärer Art und Weise auf. Ziel und Kern der Entwicklung von C.O.R.E. war es, die zunehmende Konnektivität, also den Datenaustausch zwischen Menschen, Maschinen und des Produktionsumfelds, zu gewährleisten und die Basis für den Betrieb moderner IoT-Anwendungen zu schaffen. Ausserdem sollte eine intuitive Bedienung ermöglicht werden, die sämtlichen Nutzerinnen und Nutzern bei der Einrichtung, der Maschinenbedienung sowie der Instandhaltung die Arbeit erleichtert. Mit C.O.R.E. ist diese Vision Wirklichkeit geworden.
Integrierte Frontkamera für Video-Calls mit Remote Service
Können Sie ein paar technische Highlights zu C.O.R.E. aufzählen?
Da gibt es einiges aufzuzählen! Zu den Highlights gehört die Vernetzung aller Maschinen mit C.O.R.E.-Technologie der gesamten Gruppe – und über implementierte Schnittstellen, wie Umati, auch mit Drittsystemen. Ein Highlight ist auch der direkte Zugang zu den Angeboten unserer Digital-Solutions-Angebote an der Maschine – vom Remote Service über den Service Monitor bis zum Production Monitor. Des Weiteren die Unterstützung durch unser «Customer Care»-Team direkt am C.O.R.E.-Panel und dank der integrierten Frontkamera auch über Video-Calls.
Printausgabe #016, Schwerpunkt «Schweizer Maschinenbau»
Lesen Sie auch den Trendbericht in unserem Printmagazin, Ausgabe #016, zum Thema «Schweizer Maschinenbau», indem neben Stephan Nell weitere Experten eine Einschätzung geben zur Branche.
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Auch das Display ist ziemlich ungewöhnlich.
Ja, es ist ein 24 Zoll grosses Full-HD-Multitouch-Display, das sich wie ein Smartphone über «touch» und «swipe» bedienen lässt. Es lässt eine individuelle Konfiguration der Benutzeroberfläche zu, verfügt über ein neues sichereres Zugangssystem mit personalisiertem RFID-Chip. Man kann auch die Komplexität der Anzeige reduzieren durch hinterlegtes Rollenprofile, zu dem nur die jeweils relevanten Informationen angezeigt werden. Diese neue Hard- und Softwarearchitektur von C.O.R.E. schafft die Grundlage für eine neue Generation von Werkzeugmaschinen und ebnet den Weg in die digitale Zukunft. Eine Zukunft, in der auch die Bedienung deutlich einfacher ist.
Wie sieht es aus mit neuen datengetriebenen Geschäftsmodellen?
Datengetriebene Geschäftsmodelle setzen voraus, dass Maschinendaten systematisch erhoben und ausgewertet werden. Das machen wir nur dann, wenn unsere Kunden bereit sind, uns auf die Daten zugreifen zu lassen. Ein Beispiel dafür ist der Production Monitor aus unseren Digital Solutions Produkten. Bei anderen digitalen Lösungen, wie z.B. Remote Service, erfolgt der Online-Zugriff auf die Maschine nur nach Einladung des Kunden. Das heisst Daten werden nur mit Zustimmung unseres Kunden ausgetauscht und auch nur jene Daten, die wir unbedingt benötigen, um den gewünschten Service erbringen zu können – natürlich über eine TÜV-geprüfte sichere Verbindung.
Relevante Fachmessen für Schweizer Maschinenbauer United Grinding
Und noch als Abschlussfrage und weil wir wohl alle wieder mal Fachmessen besuchen möchten und weil sich Schweizer Maschinenbauer einem weltweiten Publikum auch immer wieder zeigen wollen: Welche Fachmessen sind für ihre Firma relevant?
Die EMO, als weltweit grösste Messe für Metallbearbeitung, hat für uns sicher eine grosse Bedeutung. Aber auch die IMTS in den USA, die CCMT und CIMT in China, die IMTEX in Indien, die Metallobrabotka in Russland und die JIMTOF in Japan sind für uns als international tätiges Unternehmen wichtige Messen.
Im Mai 2022 werden wir ausserdem die GrindingHub mit aus der Taufe heben. Wir begrüssen die Kooperation des deutschen VDW (Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken), unserem schweizerischen Verband Swissmem und der Messe Stuttgart und blicken mit Spannung und freudiger Erwartung dieser zukunftsträchtigen Messe entgegen.
Die United Grinding Group
Impressum
Autor: Eugen Albisser
Bildquelle: Untited Grinding Group
Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen
Eine Publikation von Technik und Wissen
Informationen
United Grinding Group
www.grinding.ch
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