Schweizer Zuliefertag: 40 Jahre Brückenbau zu deutschen Unternehmen
Nächster Anlass am 19.03.24 in Neu-Ulm (D)
Der Schweizer Zuliefertag, der sein 40. Jubiläum feiert, zeigt die Kraft persönlicher Geschäftsbeziehungen auf. Was macht ihn einzigartig? Ein Gespräch mit Verena Stübner und Nancy Bänziger von der Handelskammer Deutschland-Schweiz, welche diesen Tag organisieren.
Autor: Eugen Albisser, Chefredaktor Online und Digitales Storytelling.
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Frau Stübner, da nicht alle den Schweizer Zuliefertag kennen, können wir ihn ja kurz spielerisch beschreiben, und zwar indem ich einen Satz beginne – und Sie sollen ihn beenden.
Der Schweizer Zuliefertag ist eine einzigartige Plattform, die sich von anderen Branchenveranstaltungen unterscheidet, weil...
… das Format mit max. 50 Ausstellenden kleiner und persönlicher ist,
… die Branchenvielfalt der Zulieferfirmen verglichen mit herkömmlichen themenfokussierten Messen grösser ist und sich die Aussteller komplementieren, statt zu konkurrenzieren,
… die IHK’s vor Ort und der BME als grösster Einkäuferverband Deutschlands als Partner mit direktem Kontakt zu den potenziellen Besuchern eingebunden sind,
… auch der Vorabendevent eine sehr persönliche Austauschmöglichkeit zwischen den Schweizer Firmen bietet, die sehr geschätzt wird.
Für mich persönlich symbolisiert der Schweizer Zuliefertag nicht nur eine geschäftliche Gelegenheit, sondern auch ...
… die Pflege langjähriger, persönlicher Kontakte, die daraus entstanden sind,
… die Gelegenheit, neue Freundschaften zu knüpfen,
… abseits der offiziellen Veranstaltung ein offenes Ohr zu haben für die individuellen Freuden, Sorgen und Herausforderungen in den Unternehmen,
… die Gelegenheit, Vorurteile zwischen Deutschen und Schweizern abzubauen und Kooperationen zwischen Deutschland und der Schweiz zu fördern.
Im 2024 kommt es zu einem kleinen Jubiläum: Der Schweizer Zulieferertag wird bereits das 40. Mal ausgetragen. Dieses Jubiläum ist für mich persönlich …
… ein erfolgreiches Ereignis, das auf Tradition aufbaut,
… eine Bestätigung dafür, dass das Format auf beiden Seiten stimmig ist,
… ein Beweis dafür, dass persönliche Kontakte immer noch eine herausragende Rolle spielen.
Impressionen Schweizer Zuliefertag 2023
Sie haben davor beschrieben, was den Schweizer Zuliefertag von anderen Veranstaltungen unterscheidet. Können Sie da noch konkreter auf das Ziel dieser Veranstaltung eingehen?
Verena Stübner: Schweizer Firmen sind gern gesehene Lieferanten für deutsche Unternehmen. Sie punkten mit Ihrer Zuverlässigkeit, hohen Qualität, einem herausragenden Servicelevel, Anpassungsbereitschaft, Innovationsfreude, Flexibilität und Beziehungstreue. Trotzdem werden sie nicht automatisch von den deutschen Unternehmen wahrgenommen. Hier soll die Veranstaltung Unterstützung bieten, um rascher mit neuen Partnern ins Gespräch zu kommen und sich zu vernetzen, dies bei vergleichsweise geringem Kosten- und Zeitaufwand.
Sie haben sicher Firmen, die immer wieder sich am Anlass beteiligen. Welches Feedback kommt von solchen Firmen?
Nancy Bänziger: Das schönste Feedback ist für uns, wenn eine Firma zum «Wiederholungstäter» wird und sich erneut zu unserem Zuliefertag anmeldet. So gibt es Firmen oder Aussteller (manchmal hat auch der Vertriebsverantwortliche die Firma gewechselt und nimmt mit dieser dann teil), die bereits seit Jahrzehnten dabei sind. Es freut uns auch immer sehr, wenn eine neue Firma von einem Altaussteller geworben wird.
Was uns immer wieder gleichzeitig erstaunt und verwundert, ist das Argument, dass nur schon der Vorabendevent für unsere Aussteller eine rentable Investition ist, da der Austausch der Schweizer untereinander genauso geschätzt wird. Wo sonst haben Vertriebler die Gelegenheit, sich ungezwungen darüber auszutauschen, welche «best practices» sie anwenden, neue Inspirationen auf gleicher Stufe zu erhalten oder auch hier innovative Kooperationen einzugehen.
Ort und Auswahl des Veranstaltungsortes
Wo wird der nächste Schweizer Zuliefertag stattfinden und was waren die Gründe für die Wahl dieses speziellen Ortes?
Nancy Bänziger: Die Veranstaltung am 19.03.24 wird in der Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm stattfinden. Auch wenn sehr viele praktische Faktoren eine Rolle bei der Auswahl gespielt haben, wie die Verfügbarkeit einer geeigneten Location, die Kosten, die Unterstützung durch Partner vor Ort, wurde Ulm auch als Standort von unseren altausstellenden Firmen bei der Abfrage favorisiert. Für unsere Ausstellenden sind neben einer guten Erreichbarkeit des Standortes die Kunden in ihren Zielmärkten von entscheidender Bedeutung.
Ratiopharm-Arena in Neu-Ulm. (Foto: Photo/Map: Arne Müseler / arne-mueseler.com / CC-BY-SA-3.0)
Wie wichtig ist der Standort für den Erfolg und die Attraktivität des Anlasses?
Verena Stübner: Die Wahl des Standortes hat einen grossen Einfluss darauf, welche und wie viele teilnehmende Aussteller und Besucher wir für die Veranstaltung gewinnen können. Zum einen sollte der Ort nicht zu weit entfernt liegen, damit die ausstellenden Firmen im besten Fall theoretisch am gleichen Tag hin und retour fahren können. Zum anderen sollte ein dichtes Einzugsgebiet an potenziellen Kunden vorhanden sein, die ein grosses Interesse am Besuch des Zuliefertages haben.
Nicht für jeden Zulieferer in der Schweiz ist auch jeder Ort in Deutschland von wichtiger Bedeutung. Entsprechend wechseln wir die Standorte jeweils in den Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg ab, um verschiedene Zulieferbranchen zu berücksichtigen.
Nancy Bänziger: Gelegentlich probieren wir auch neue Bundesländer aus – aber bisher war das Interesse der Schweizer Firmen hier weniger gross. Hintergrund dafür könnte sein, dass unter den Ausstellenden vor allem kleine bis mittelgrosse Firmen vertreten sind, die die Marktbearbeitung Deutschlands von der Schweiz aus verrichten und deshalb ihre Kapazitäten und Ressourcen auf eine überschaubare regionale Grösse begrenzen müssen.
Erwartungen und Angebote
Welche Art von Zulieferern sind besonders eingeladen, sich am Schweizer Zuliefertag zu beteiligen?
Nancy Bänziger: Wir richten unser Angebot v.a. auf kleine bis mittelgrosse Unternehmen aus, die ihren Sitz in der Schweiz haben und ihre Produkte oder Dienstleistungen in die Zielbranchen Maschinen- und Anlagenbau, Nutzfahrzeug- und Apparatebau, Metallverarbeitung, Automotive, Feinmechanik, Mess-, Steuer-, Regeltechnik, Verfahrens- und Elektrotechnik, Medizintechnik, Holz-, Energie- und Umwelttechnik, Biotechnologie und IuK-Technologie, Gummi- und Kunststoffproduktion vertreiben möchten.
Was können die teilnehmenden Zulieferer vom Schweizer Zuliefertag erwarten? Welche Möglichkeiten bietet die Veranstaltung für sie?
Verena Stübner: Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht der persönliche Austausch zwischen potenziellen Kunden und Zulieferern, das in Form einer Mini-Messe (die Produkte, Muster, Kataloge können an einem Stand mit Tisch und Stühlen ausgestellt werden) aufgebaut ist. Die Ausstellungsbedingungen sind für alle Ausstellenden gleich.
Am Morgen erfolgt eine offizielle Begrüssung seitens aller Kooperationspartner und ein spannendes Referat zu einem aktuellen Thema, welches bevorzugt von einem renommierten Unternehmen aus der Region gehalten wird. Für den Vorabend planen wir ein Jubiläumsprogramm mit Firmenbesuch, Apéro und Abendessen.
Daneben erstellen wir ein Ausstellungsverzeichnis, in dem jeder Aussteller seine Produkte und Dienstleistungen präsentieren kann. Dieses verbleibt für knapp ein Jahr auf unserer Homepage und wird auf Wunsch allen Interessenten, die Zulieferer suchen, elektronisch zugesandt.
Wie unterstützen Sie die Zulieferer dabei, ihre Ziele durch die Teilnahme am Anlass zu erreichen?
Nancy Bänziger: Neben einer anziehenden und attraktiven Ausgestaltung der Veranstaltung legen wir einen starken Fokus auf die Bekanntmachung und Mobilisierung potenzieller Besucher auf der deutschen Seite.
Wir bewerben die Veranstaltung mit Direktmailings an ca. 10‘000 passende Firmen (dies sind industrielle Hersteller, technische Händler, Konstrukteure und Planer) im Einzugsgebiet Ulm. Daneben schalten wir Inserate in geeigneten regionalen oder überregionalen Zeitungen oder Zeitschriften und setzen soziale Medien ein. Daneben unterstützen uns unsere Kooperationspartner vor Ort durch Direktmailing, die Aufschaltung auf ihrer Homepage und den Newsletterversand.
Abschluss und Ausblick
Wer sich nun eine Teilnahme überlegt: Wie muss man vorgehen? Was kann eine Firma erwarten? Wie sieht der Ablauf aus?
Nancy Bänziger: Zu den detaillierten Informationen und unseren Flyer gelangt man bequem via QR-Code oder Link. Hier ist auch direkt eine Online-Anmeldung möglich. Die Unternehmen dürfen gerne auch den traditionellen Weg wählen, indem sie beigefügte Anmeldung im Flyer (auf der Homepage unter dem Link) ausfüllen und per Mail an nancy.baenziger@handelskammer-d-ch.ch senden. Anschliessend prüfen wir die Anmeldung und versenden eine Anmeldebestätigung mit den entsprechenden Hotellinks, die wir vorreserviert haben. Ebenso senden wir die Vorlagen für das Ausstellerverzeichnis zu, die fristgerecht zu retournieren sind. Mitgliedsfirmen bei der Handelskammer Deutschland-Schweiz, bei Swissmechanic oder SMZ erhalten eine Ermässigung auf den Teilnehmerbeitrag.
Zeitnah erhält jeder Ausstellende eine Einladung zum Vorabendevent, zu dem eine separate Anmeldung erforderlich ist. Ausserdem unterstützen wir auch die Ausstellenden in ihrer individuellen Besucherbewerbung, indem wir ihnen die Unterlagen an die Hand geben.
Rund zwei Wochen vor Veranstaltungsbeginn senden wir nochmals detaillierte Informationen zu, mit dem genauen Ablauf, damit nichts schiefgehen kann. Unser dreiköpfiges Organisations-Team steht jederzeit für Auskünfte, Feedback oder Anregungen sehr gerne zur Verfügung.
Zum Abschluss: Gibt es etwas, das Sie den potenziellen Teilnehmern und Besuchern des nächsten Schweizer Zuliefertags mit auf den Weg geben möchten?
Verena Stübner: Wir sind uns dessen bewusst, dass die derzeitigen abgekühlten wirtschaftlichen Zeiten für nahezu jedes Unternehmen zahlreiche Herausforderungen mit sich bringen, die bewältigt werden müssen. Neue strategische Stossrichtungen müssen eingeschlagen, Umsatzrückgänge aufgefangen, neue Geschäftsfelder, Kunden und Lieferanten anvisiert, die Wertschöpfung neu überdacht werden usw.
Wir können die Probleme nicht für sie lösen, aber wir können eine Plattform anbieten, die ihnen einen inspirierenden Austausch, neue Ideen oder den Kontakt zu neuen Geschäftspartnern schaffen kann.
Albert Einstein hat es mal so formuliert: «In der Mitte von Schwierigkeiten liegen die Möglichkeiten.» Wieso sie nicht ergreifen?
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Autor: Eugen Albisser
Bildquellen: Pixabay (Bild Startseite), Handelskammer (Foto 1 und Sliderfotos), Arne Müseler (Arena in Neu-Ulm)
Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen
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