
Vom 25. bis 27. November 2025 trifft sich die Industrie zur SPS in Nürnberg. Inmitten wirtschaftlicher Unsicherheiten bleibt die Messe für viele Unternehmen gesetzt. Extrem ausgebaut wird der Fokus auf die künstliche Intelligenz.
Die Branche steht unter Spannung. Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sind volatil, die Nachfrage zögerlich. Und dennoch: Die SPS 2025 verzeichnet mit rund 1'150 Ausstellern eine leicht steigende Beteiligung gegenüber dem Vorjahr. Sylke Schulz-Metzner, Vizepräsidentin bei Mesago Messe Frankfurt GmbH, spricht an einer Pressekonferenz in Zürich von einer bewussten Entscheidung der Industrie:
«Auch wenn es schwierige Zeiten sind, muss man sich treffen. Man muss über Dinge sprechen, man muss über Aufträge, die zu erwarten sind, sich unterhalten und austauschen.»
Die Messe bleibt ein Fixpunkt. Die SPS wird also nicht in Frage gestellt, sondern priorisiert. Allerdings nimmt trotz mehr Ausstellenden insgesamt die Fläche leicht ab. Die Firmen nehmen offenbar kleinere Standflächen in Kauf, um überhaupt präsent zu sein. «Lieber sagen sie: Dann reduzieren wir die Catering-Fläche oder zeigen ein Produkt weniger. Aber die Entscheidung für die Messe wird nicht hinterfragt», so Schulz-Metzner.
Fokus klar gesetzt: Industrial AI
Der inhaltliche Schwerpunkt ist klar gesetzt: Industrial AI. Die SPS 2025 reagiert damit auf eine Entwicklung, die sich überraschend schnell manifestiert hat.
«Das Thema KI hat eine wahnsinnige Dynamik bekommen. Innerhalb eines Jahres sind die Anwendungen unglaublich gestiegen. Wir müssen das auf der SPS sichtbar machen», sagte Schulz-Metzner.
KI in Steuerungen, KI im Engineering, KI in der Qualitätssicherung: Die SPS versucht, diese Anwendungen nicht nur zu zeigen, sondern auch einzuordnen. Dafür steht der Themenblock auf der Technology Stage in Halle 3, gestaltet mit ZVEI und VDMA. Am Mittwochvormittag widmet sich ein kompletter Vortragsstrang dem Thema. Erwartet werden Beiträge aus Maschinenbau, Softwareentwicklung und Forschung.
Zusätzlich bieten die Guided Tours der SmartFactory Kaiserslautern eine kuratierte Form des Wissenstransfers. Die Touren verbinden technische Demonstration mit strukturiertem Dialog. Sie sollen zeigen, wie KI-Komponenten industriell eingesetzt werden. Zwischen Maschinenlogik, Datenmodellierung und betrieblicher Realität.
Internationale Konkurrenz: China differenziert betrachten
Die SPS war nie nur ein Schaufenster europäischer Anbieter. Doch das Gewicht der internationalen Akteure verschiebt sich. Vor allem zugunsten chinesischer Unternehmen.
«Die Chinesen sind längst auf Augenhöhe. Die kommen nicht mehr, um zu kopieren. Die kommen, um Märkte zu gewinnen. Strategisch, gefördert, ernst zu nehmen», sagte Schulz-Metzner.
Das hat Konsequenzen. China wird als Absatzmarkt für westliche Unternehmen schwieriger. Zugleich steigen die chinesischen Anbieter in Europa auf. Die SPS spiegelt diese Verschiebung. Die Zahl chinesischer Aussteller wächst. Ihre Produkte sind nicht mehr nur günstig, sondern zunehmend systemkompatibel. Auch im Bereich Robotik und Steuerung drängen neue Player nach vorn.
Für westliche Mittelständler entsteht daraus Druck. Aber auch die Gelegenheit, die eigene Relevanz in technischer Tiefe und systemischer Integration unter Beweis zu stellen.
Schweiz: Sichtbar überproportional
Mit einem stabilen Anteil von rund 1'000 Fachbesuchern und 25 Ausstellern zeigte im vergangenen Jahr die Schweiz erneut eine starke Präsenz - und das dürfte auch in diesem Jahr wieder so sein. Insbesondere für hochspezialisierte Unternehmen aus der Antriebs- und Steuerungstechnik bleibt die Messe relevant. Viele Innovationen entstehen in kleinteiligen Entwicklungszyklen. Die SPS fungiert hier als Referenzpunkt.
Dass die Schweiz dabei überproportional vertreten ist (6% der Aussteller kamen aus der Schweiz), hat auch strukturelle Gründe. Die Nähe zu Nürnberg zählt dazu. Ebenso die technologische Affinität zu deutschen Systemarchitekturen. Auch die Internationalität des Fachpublikums erhöht die Sichtbarkeit für Anbieter aus dem nicht deutschsprachigen Raum.
Formate, Struktur, Inhalt
Vier Foren, 150 bis 170 Vorträge, thematische Guided Tours und Begegnungszonen. Die SPS bietet ein klar gegliedertes Rahmenprogramm. Inhaltlich ist es kuratiert, nicht kurshalber. Auffällig ist die enge Verbindung zwischen Messehallen und Vortragszonen. Die Besucher sollen nicht nur sehen, sondern verstehen.
Die Technology Stage in Halle 3 bündelt aktuelle Entwicklungen. Verantwortlich für das Programm sind VDMA und ZVEI. Die angrenzenden «Meet the Speaker»-Zonen ermöglichen Rückfragen, technische Vertiefung und gezielte Kontakte. Sichtbarkeit wird hier nicht inszeniert, sondern funktional erzeugt.
In Halle 6 finden sich drei zentrale Gemeinschaftsflächen: «Automation meets IT», die internationale Start-up Area und «Young Innovators». Während «Automation meets IT» klassische Automatisierung mit Software, IT-Security und Edge-Plattformen verknüpft, dient die Start-up Area als Testfeld für neue Anbieter.
Dort treffen Systemideen auf industrielle Realität. Oft folgen daraus Kooperationen oder konkrete Entwicklungsaufträge. Die Messe bietet den Raum für diese Prozesse. Ohne Bühne. Ohne Etikettierung.
Nachwuchs: Arbeitskontakt statt Alibi
Der Nachwuchsbereich der SPS 2025 ist kein Zugeständnis. Sondern eine pragmatische Reaktion auf demografische Realitäten. Makeathon, Young Talents Day und Karriereberatung sind so angelegt, dass Interaktion zwischen Unternehmen und jungen Fachkräften entsteht. Hochschulen und Industrie begegnen sich hier nicht symbolisch, sondern auf Augenhöhe.
In Halle 5 entwerfen Schüler, Studierende und Berufseinsteiger in zweieinhalbstündigen Workshops funktionierende Prototypen. Direkt im Messegeschehen. Unterstützt von Unternehmen, die Material, Aufgabenstellung und Mentoren stellen. Die Konfrontation mit realen technischen Herausforderungen schärft Berufsbilder und Erwartungen.
Am Young Talents Day am 27. November sind gezielte Firmenführungen, eine Karriereberatung in Halle 3 sowie eine interaktive Rallye geplant. Das Konzept verzichtet auf pädagogische Metaphern. Es zielt auf Anschlussfähigkeit.
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Impressum
Text: Eugen Albisser
Bildquelle: Mesago
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