
Der Smart-Home-Markt steckt voller Insellösungen und Inkompatibilitäten. Die neuen Kommunikationsstandards Matter und Thread können das nicht nur ändern, sondern bieten Elektroinstallateuren ausserdem die Chance, wieder zur zentralen Instanz für smarte Gebäudetechnik zu werden.
Die moderne Elektroinstallation ist im Wandel. Wo früher Schalter, Steckdosen und fest verdrahtete Systeme dominierten, erwarten Kunden nun vernetzte, erweiterbare und plattformübergreifende Lösungen. Gleichzeitig hat sich der Markt für Smart-Home-Produkte über Jahre hinweg fragmentiert. Verschiedene Geräte konkurrieren nebeneinander, viele sind proprietär, einige Cloud-gebunden und andere wiederum nur eingeschränkt kompatibel. Die Folge: Aufwendige Inbetriebnahmen, unsichere Konfigurationen und ein wachsender Frust auf Nutzerseite.
Zwei neue Technologien sollen das nun ändern: Matter und Thread. Matter ist ein neuer Standard für die Kommunikation zwischen smarten Geräten, Thread ein zugrundeliegendes Funknetzwerk. Beide verfolgen das Ziel, die Interoperabilität in der Gebäudeautomation neu zu definieren. Entwickelt wurden sie unter Federführung der Connectivity Standards Alliance (CSA) mit prominenter Beteiligung von Apple, Google, Amazon, Samsung und über 500 weiteren Mitgliedern. Gemeinsam sollen sie eine offene, stabile und einfach nutzbare Infrastruktur schaffen, die auch für Fachbetriebe attraktiv ist.

Manfred Lehmann, Marketing- und Digitalisierungsleiter bei der Wago Contact SA in Domdidier, weiss, warum sich gerade Elektroinstallateure mit dieser Entwicklung auseinandersetzen sollten. «Wenn ein Gebäude vom Keller bis zum Dach intelligent sein soll, müssen wir lernen, diese Systeme vertikal zu integrieren», sagt er und meint damit eine durchgängige Kommunikation zwischen den verschiedenen Ebenen und Zonen eines Gebäudes: von der technischen Infrastruktur im Untergeschoss über die fix installierten Komponenten bis hin zu den mobilen, vom Nutzer mitgebrachten Geräten.
Diese vertikale Integration war bisher kaum möglich. Das Smart Home hingegen ist geprägt von Vielfalt: Leuchten, Sprachassistenten und Zwischenstecker werden sehr häufig unkoordiniert in Betrieb genommen. Matter verbindet diese verschiedenen Welten, da es entsprechend zertifizierte Geräte unabhängig von Hersteller oder Plattform integriert. Thread sorgt als Funkprotokoll dafür, dass diese Geräte sicher und energieeffizient miteinander kommunizieren.
Zentrale Steuerung trifft auf dynamische Vielfalt
Matter zielt darauf ab, eine Brücke zwischen stabilen, immobilen Systemen sowie lebendigen, mobilen Smart-Home-Umgebungen zu schlagen. In der Praxis bedeutet das: Geräte diverser Hersteller, Bauart und Funktion sollen über eine gemeinsame Sprache verfügen – und zwar unabhängig davon, ob sie zur Haustechnik gehören oder vom Bewohner mitgebracht wurden. Das eröffnet neue Möglichkeiten für eine modulare Planung und spätere Erweiterbarkeit, ohne dass ganze Systeme ersetzt werden müssen.
Die Idee dahinter ist einfach: Ein Gebäude besteht aus drei technischen Zonen. Erstens die Infrastruktur, also Schaltschrank, Energiemanagement, Wärmepumpe oder Photovoltaikanlage. Zweitens die fest verbaute Gebäudetechnik, zu der unter anderem die Grundbeleuchtung, Rollläden oder Wandtaster gehören. Drittens die mobile Ebene, die typischerweise vom Nutzer mitgebracht und bei einem Umzug wieder mitgenommen wird. Dazu zählen beispielsweise Geräte wie Leuchten, Steckdosenadapter und Sprachassistenten.

Diese vertikale Integration war bisher kaum möglich. Das Smart Home hingegen ist geprägt von Vielfalt: Leuchten, Sprachassistenten und Zwischenstecker werden sehr häufig unkoordiniert in Betrieb genommen. Matter verbindet diese verschiedenen Welten, da es entsprechend zertifizierte Geräte unabhängig von Hersteller oder Plattform integriert. Thread sorgt als Funkprotokoll dafür, dass diese Geräte sicher und energieeffizient miteinander kommunizieren.
Zentrale Steuerung trifft auf dynamische Vielfalt
Matter zielt darauf ab, eine Brücke zwischen stabilen, immobilen Systemen sowie lebendigen, mobilen Smart-Home-Umgebungen zu schlagen. In der Praxis bedeutet das: Geräte diverser Hersteller, Bauart und Funktion sollen über eine gemeinsame Sprache verfügen – und zwar unabhängig davon, ob sie zur Haustechnik gehören oder vom Bewohner mitgebracht wurden. Das eröffnet neue Möglichkeiten für eine modulare Planung und spätere Erweiterbarkeit, ohne dass ganze Systeme ersetzt werden müssen.
Die Idee dahinter ist einfach: Ein Gebäude besteht aus drei technischen Zonen. Erstens die Infrastruktur, also Schaltschrank, Energiemanagement, Wärmepumpe oder Photovoltaikanlage. Zweitens die fest verbaute Gebäudetechnik, zu der unter anderem die Grundbeleuchtung, Rollläden oder Wandtaster gehören. Drittens die mobile Ebene, die typischerweise vom Nutzer mitgebracht und bei einem Umzug wieder mitgenommen wird. Dazu zählen beispielsweise Geräte wie Leuchten, Steckdosenadapter und Sprachassistenten.
In Lehmanns Vision übernimmt Matter die Funktion eines übergreifenden Protokolls, das diese drei Zonen logisch und sicher miteinander verbindet. Thread sorgt als darunterliegendes Mesh-Netzwerk für die Kommunikation: Jeder netzversorgte Knotenpunkt dient als Repeater und erweitert das Netz. Die Verbindung zur Aussenwelt, etwa für Fernzugriffe, wird über einen zentralen Matter-Controller hergestellt. Im Alltagsbetrieb ist das System jedoch lokal autonom und funktioniert auch ohne Internetzugang.
Besonders spannend ist dabei die Multi-Admin-Fähigkeit: Mehrere Benutzer oder Plattformen, etwa iOS und Android, können gleichzeitig auf dasselbe Matter-Netzwerk zugreifen. Das macht die Steuerung flexibel und ermöglicht zugleich eine einfache Koexistenz verschiedener Nutzergewohnheiten im selben Haushalt. Der Vater steuert das Licht mit Siri, die Tochter nutzt Google Home und der Sohn bedient die Heizungszonen über eine Drittanbieter-App – und alle greifen auf dieselbe technische Basis zu.
Aus Sicht des Elektrohandwerks ergeben sich dadurch neue Chancen: Statt sich zwischen proprietären Insellösungen entscheiden zu müssen, können Installateure künftig auf einen einheitlichen Standard setzen. Damit haben sie die Gewissheit, dass spätere Erweiterungen durch den Nutzer oder andere Gewerke technisch möglich und sicher integrierbar sind. So wird der Elektriker vom Verkäufer von Steuerungspaketen zum Integrator offener, zukunftssicherer Systeme.
Marktentwicklung, Gerätevielfalt und neue Aufgaben
Die Marktdynamik bestätigt den Trend: Seit Veröffentlichung der ersten Matter-Spezifikation im Oktober 2022 steigt die Anzahl zertifizierter Geräte kontinuierlich. Unterstützt werden zunächst typische Anwendungen wie Lichtsteuerung, Jalousien, Steckdosen oder Türschlösser. Mit Version 1.4, die Anfang 2025 erschienen ist, sind nun auch Energiemanagementsysteme, Wechselrichter, E-Ladestationen und Wärmepumpen im Standard abgedeckt – zumindest theoretisch. In der Praxis hinkt der Gerätebau hinterher. Hersteller müssen ihre Produkte erst anpassen, entwickeln und zertifizieren lassen, was je nach Produktkategorie noch mehrere Jahre dauern kann.
Manfred Lehmann warnt hierbei vor überzogenen Erwartungen: «Die Integration bei Infrastrukturkomponenten wie PV-Wechselrichtern braucht wegen der Komplexität und den hohen Sicherheitsanforderungen Zeit.» Trotzdem zeigen erste Hersteller, wie es gehen kann: Aktoren und Taster mit Matter- oder Thread-Zertifizierung sind bei Grossisten bereits erhältlich. Kleine Spezialanbieter entwickeln indes innovative Zwischenlösungen, die herkömmliche Systeme Matter-kompatibel machen. So plant zum Beispiel Wago 2026 erste Produkte auf den Markt zu bringen – darunter eine intelligente Klemme zur unsichtbaren Integration hinter bestehenden Steckdosen. Das Ziel: Matter soll nicht nur für Neubauten interessant sein, sondern auch gezielt im Bestand nachgerüstet werden können.
Damit gewinnen Elektroinstallateure an Einfluss, nicht zuletzt deshalb, weil sie als zentrale Instanz zwischen Hardware, Protokoll und Nutzung stehen. Der Standard befreit sie von der Pflicht, sich auf einzelne Hersteller zu spezialisieren. Stattdessen eröffnet sich ein offenes Ökosystem, das durch Ausbildung, Erfahrung und strategische Beratungskompetenz aktiv mitgestaltet werden kann.

Marktentwicklung, Gerätevielfalt und neue Aufgaben
Die Marktdynamik bestätigt den Trend: Seit Veröffentlichung der ersten Matter-Spezifikation im Oktober 2022 steigt die Anzahl zertifizierter Geräte kontinuierlich. Unterstützt werden zunächst typische Anwendungen wie Lichtsteuerung, Jalousien, Steckdosen oder Türschlösser. Mit Version 1.4, die Anfang 2025 erschienen ist, sind nun auch Energiemanagementsysteme, Wechselrichter, E-Ladestationen und Wärmepumpen im Standard abgedeckt – zumindest theoretisch. In der Praxis hinkt der Gerätebau hinterher. Hersteller müssen ihre Produkte erst anpassen, entwickeln und zertifizieren lassen, was je nach Produktkategorie noch mehrere Jahre dauern kann.
Manfred Lehmann warnt hierbei vor überzogenen Erwartungen: «Die Integration bei Infrastrukturkomponenten wie PV-Wechselrichtern braucht wegen der Komplexität und den hohen Sicherheitsanforderungen Zeit.» Trotzdem zeigen erste Hersteller, wie es gehen kann: Aktoren und Taster mit Matter- oder Thread-Zertifizierung sind bei Grossisten bereits erhältlich. Kleine Spezialanbieter entwickeln indes innovative Zwischenlösungen, die herkömmliche Systeme Matter-kompatibel machen. So plant zum Beispiel Wago 2026 erste Produkte auf den Markt zu bringen – darunter eine intelligente Klemme zur unsichtbaren Integration hinter bestehenden Steckdosen. Das Ziel: Matter soll nicht nur für Neubauten interessant sein, sondern auch gezielt im Bestand nachgerüstet werden können.
Damit gewinnen Elektroinstallateure an Einfluss, nicht zuletzt deshalb, weil sie als zentrale Instanz zwischen Hardware, Protokoll und Nutzung stehen. Der Standard befreit sie von der Pflicht, sich auf einzelne Hersteller zu spezialisieren. Stattdessen eröffnet sich ein offenes Ökosystem, das durch Ausbildung, Erfahrung und strategische Beratungskompetenz aktiv mitgestaltet werden kann.
«Die Geräte mögen smarter werden, aber sie brauchen jemanden, der sie sinnvoll integriert. Genau da liegt die grosse Chance für unser Gewerbe», betont Manfred Lehmann. Wenn Matter hält, was es verspricht, wird der Installateur nämlich vom Anschlussprofi zum Architekten digitaler Gebäudeintelligenz. Dies sorgt für ein neues Selbstverständnis und klarer, fachlicher Relevanz.
Kompetenz sichern, Zukunft gestalten
Ein zentraler Erfolgsfaktor wird die Weiterbildung sein. Denn mit der technischen Öffnung durch Matter und Thread wächst auch der Anspruch an Beratung und Umsetzung. Erste Anbieter wie Eco2Friendly oder unabhängige Fachtrainer wie Erik van Doorn bieten heute schon gezielte Schulungen zu Matter-Systemen an. Weitere Akteure dürften folgen, sobald der Markt grösser wird. Für Elektrofirmen eröffnet sich dadurch nicht nur technisches Neuland, sondern eine Chance zur Positionierung als kompetente Partner in der digitalen Gebäudetechnik.
Fürs Elektro-Handwerk bedeutet das, sich frühzeitig mit den Grundlagen der neuen Standards auseinanderzusetzen; nicht zuletzt, weil viele Endkunden bereits heute Matter-fähige Produkte im privaten Umfeld nutzen. Der klassische Weg, in dem Systeme exklusiv über den Elektriker laufen, ist Vergangenheit. Vielmehr gilt es, sich mit dem nötigen Fachwissen, der richtigen Infrastruktur und einem klaren Verständnis für übergreifende Integration als vermittelnde Instanz zwischen Nutzer, Technik und Systemlogik zu etablieren. Denn eines ist sicher: Wer Matter-fähige Systeme integrieren kann, gewinnt an Unabhängigkeit.
Matter und Thread
Matter ist ein herstellerunabhängiger Standard für Smart-Home-Geräte und wurde von der Connectivity Standards Alliance entwickelt. Er ermöglicht unabhängig von Cloud-Diensten eine sichere, lokale Kommunikation zwischen Geräten verschiedener Hersteller. Thread ergänzt Matter als technologische Grundlage für eine stabile und energieeffiziente Kommunikation. Technologisch handelt es sich um ein IP-basiertes Funknetzwerk für smarte Geräte, das auf dem Mesh-Prinzip basiert, bei dem jedes netzversorgte Gerät als Repeater dient. Damit reduzieren die beiden Technologien die Komplexität und erhöhen zugleich die Kompatibilität. Für Elektroinstallateure entstehen damit neue Chancen in Beratung, Planung und Umsetzung smarter Gebäude.
Die Entscheidung für bestimmte Plattformen, Marken oder Hersteller tritt dabei in den Hintergrund. Viel entscheidender ist zukünftig die Fähigkeit, stabile, sichere und vor allem erweiterbare Lösungen zu schaffen. Das bringt eine neue Professionalität in den Markt und stärkt die Rolle des Elektroinstallateurs in einem Bereich, der lange von Softwareanbietern und Gadget-Herstellern dominiert war.
Noch sind nicht alle Fragen beantwortet. Wie schnell werden zentrale Hersteller ihre Infrastrukturprodukte anpassen? Welche Rolle spielen nationale Normen und Sicherheitsvorgaben? Wie reagieren Bauherren, Architekten und Planer auf die Möglichkeiten? Doch eines ist klar: Die technische Grundlage ist gelegt. Wer sich jetzt vorbereitet, wird in den kommenden Jahren eine entscheidende Rolle spielen; nicht nur bei der Umsetzung, sondern auch bei der Gestaltung der smarten Gebäude von morgen.
Impressum
Text: Wago Contact SA
Bildquelle: Wago Contact SA, zVg
Informationen
Weitere Artikel
Veröffentlicht am: