«Die Quantentechnologie nicht mehr wegzudenken»
Da sprechen Sie einen wichtigen Punkt an: Einerseits gibt es einen Hype um die Quantentechnologie, andererseits gibt es auch viel Skepsis gegenüber der Technologie, weil die Entwicklung langsamer voranschreitet als erhofft.
Dennoch glaube ich, dass das Interesse in den letzten fünf Jahren stark zugenommen hat, so dass auch in schlechteren Zeiten eine kritische Masse vorhanden ist, um einen möglichen ‘Quantenwinter’ zu überstehen. Mit anderen Worten: Es gibt jetzt so viele Menschen, die sich dafür interessieren, dass die Technologie nicht mehr wegzudenken ist. Es gibt Zyklen, aber der Trend geht nach oben. In den letzten Jahren war die Entwicklung besonders rasant.
Der Fortschritt kommt manchmal unerwartet schnell, wie wir kürzlich von amerikanischen Start-up Quera gehört haben, die gerade mit 1000 Qubits aufgetaucht sind und grosse Fortschritte in der logischen Implementierung gemacht haben. Auch hier muss man zwischen den Zeilen lesen, aber man kann sagen, dass grosse Fortschritte gemacht werden.
Sie sind beratend für QuantumBasel tätig. Was beinhaltet diese Tätigkeit?
Ich bin vor allem für das Symposium verantwortlich. Ein Symposium entsteht nicht von heute auf morgen. Gerade im akademischen Bereich bekommen Topforscher sehr viele Einladungen, da muss man schon einen besonderen Anlass auf die Beine stellen, damit die Leute kommen und vor allem auch als Referenten auftreten. Aber das ist jetzt schon die zweite Veranstaltung, die wir hier organisieren. Wobei es beim ersten Mal noch schlicht und einfach US-Switzerland Quantum Symposium hiess. Aber der Auslöser, der zu dieser Veranstaltung geführt hat, ist erwähnenswert…
... weil Sie Industrie und Forschung zusammenbringen wollten?
Das auch, aber der eigentliche Auslöser war, dass wir in der Schweiz von vielen Bereichen der europäischen Forschung rund um die Quantentechnologien ausgeschlossen sind. Selbst wenn wir bezahlen wollen, kommen wir nicht mehr rein. Das ist extrem, und die Schweiz versucht natürlich, bilaterale Abkommen zu schliessen. So kam es auch zu einem mit den USA, und das war der Anlass für die erste Veranstaltung. Die Veranstaltung war ein Erfolg – und das ist auch der Grund, warum wir sie jetzt ausgeweitet und globalisiert haben. Aber das Alleinstellungsmerkmal ist geblieben: Wir wollen hohe akademische Qualität gemischt mit der Industrie.
Was macht die Quantentechnologie für Sie so spannend?
Für uns als Wissenschaftler ist es spannend zu sehen, wie sich alles entwickelt. Quantencomputing ist das Beste, was man prinzipiell machen kann, und ich sage das, weil es ein Gebiet ist, das an die Naturgesetze gebunden ist. Ich glaube auch, dass deshalb das Interesse an diesem Gebiet so konstant hoch ist: Es ist dermassen grundlegend, dass wir einfach verstehen wollen, ob es möglich ist.
Quantencomputing ist das Beste, was man machen kann, sagen Sie. Also sollte man sich auch als Industrieunternehmen damit beschäftigen – und zwar schon heute?
Ich glaube, niemand kann sich dem verschliessen. Wie bei der KI. Und da gibt es auch Parallelen: KI gibt es seit 30 Jahren. Es sind nicht viele neue Ideen dazu gekommen. Das Einzige, was neu ist, ist die physische Plattform, die sie ermöglicht. Aber die Idee war schon da. Sie hat erst jetzt den Durchbruch geschafft. Wenn das Quantencomputing den Durchbruch schafft, wird es noch viel grösser sein. Es wird eine Revolution sein – und ich denke schon, dass man darauf vorbereitet sein sollte. Und das geht natürlich am besten, wenn man sich jetzt damit beschäftigt.