Die Quantentechnologie kommt – auch für KMUs!
uptownBasel mit einzigartigem Zugang zu einem Quantenrechner
In uptownBasel sollen die weltweit besten Firmen angesiedelt werden, um dort in einem dynamischen Umfeld neue Technologien zu entwickeln. Dass dem Areal in Kürze auch der Zugang zu einem Quantenrechner zur Verfügung stehen wird, ist schlichtweg eine Sensation und ein weiterer USP für das Kompetenzzentrum in Arlesheim.
Ein Beitrag von Technik und Wissen
Autor: Eugen Albisser
Was für eine Sensationsmeldung – und niemand nahm sie zuerst so richtig wahr. Wie zufällig hingeworfen, standen die Worte in einem längeren Social-Media-Post: In uptownBasel soll die Quantentechnologie einziehen. Kurz darauf stand es auch in einem Zeitungsartikel – in einem Nebensatz. Niemand stellte gross Fragen. Warum auch, Quantentechnologie ist schwierig zu verstehen und zudem Lichtjahre weit weg vom Einsatz in der Industrie.
Stimmt natürlich nicht.
Die Quantentechnologie ist Teil der Gegenwart und steht auch vor den Türen der Industrieunternehmen – und sie pocht schon ziemlich heftig, wenn man genau hinhört. Die winzigen Wort-Meldungen waren also nichts weniger als eine Sensation: In uptownBasel, dem im Aufbau befindlichen internationalen Kompetenzzentrum für Industrie 4.0, soll es ein Zentrum für Quantentechnologie geben. Und ein kurzer Cliffhanger: Die noch grössere Überraschung gibt es für Firmen und innovative Start-ups, die von der überragenden Leistung eines Quantenrechners profitieren wollen. Aber davon etwas später im Text.
Quantentechnologie auch für KMUs
Die Schweiz ist durchaus gesegnet mit Quantenforschung: Das Paul Scherrer Institut kann man als Quantenhub bezeichnet und natürlich auch das CERN. Das ist für ein kleines Land ziemlich viel, aber verursacht natürlich noch kein Quanten-Dichtestress. Und nun kommt in Arlesheim ein Zentrum für Quantentechnologie hinzu. Die Schweiz entwickelt sich so langsam zur weltweiten Hochburg für Quantentechnologie.
Aber zuerst einmal: In Arlesheim soll Quantentechnologie für alle zugänglich werden. Also für die Industrieunternehmen, die das Pochen hören und wissen, dass der Einsatz von Quantentechnologie für die Entwicklung neuer Produkte der nächste gigantische Schritt bedeutet. Das wird das Zentrum unterscheiden vom PSI und vom CERN.
«Wir werden alles unternehmen, um die Quantentechnologie zu den Life-Science-Firmen und zu den KMUs der Schweizer Industrie zu tragen», sagt Hans-Jörg Fankhauser, CEO der Fankhauser Arealentwicklung und Visionär und Gründer von uptownBasel.
Das sind grosse Worte, wenn man bedenkt, dass beim Wort Quantentechnologie die meisten KMU-Chefs mit der Schulter zucken – und nicht wüssten, wie ihnen diese Technologie weiterhelfen kann.
Quantencomputer: Funktionsweise und Anwendungen
Quantencomputer: Funktionsweise und Anwendungen. (Quelle: Youtube-Kanal Fraunhofer-Institut für Angewandte Festkörperphysik IAF)
Fünf Prozent der Leistung allein für uptownBasel
Warum man ausgerechnet in Arlesheim auf die Idee gekommen ist, ein solches Zentrum aufzubauen, ist schnell erklärt. «Es begann so: Wir werden in Zukunft hier auf 100'000 Quadratmetern rund 3’000 Mitarbeitende haben, die sich alle mit der Digitalisierung auseinandersetzen und der Industrie 4.0 – also mit der vernetzten Industrie. Da gehörte die Frage nach Datensicherheit mit dazu und dass wir das in den Griff bekommen», erklärt Hans-Jörg Fankhauser. Bereits ist die Firma Vinci eingezogen und hat das SOC aufgebaut, das «Security Operations Center» mit Fokus auf Industrie 4.0.
Diese Welt der Cyberabwehr ist auf schnelle Rechner angewiesen. Je schneller, umso besser. Und über solche Rechner verfügt IBM. In New York zum Beispiel. Wer Hans-Jörg Fankhauser ein wenig kennt, der weiss, dass er das Unmögliche möglich machen kann. Und so kam es nach langen Verhandlungen zu einem gewissermassen sensationellen Deal für die Schweiz, respektive für uptownBasel und dessen Firmen, die sich dort ansiedeln werden im Gebäude fünf, wo das Rechenzentrum gebaut werden wird. «Wir haben ausgehandelt, dass wir fünf Prozent der Leistung bekommen von den jeweils schnellsten Rechnern», erklärt Fankhauser.
Definition Quantentechnologie
Quantentechnologie ist ein relativ neues Gebiet der Ingenieurwissenschaften, in dem spezifische Eigenschaften und Freiheitsgrade der Quantenmechanik ausgenutzt werden. Dazu gehören etwa diskrete Energieniveaus, Zustandsüberlagerung, Quantenverschränkung oder der Tunneleffekt. Die hier entwickelten oder noch zu entwickelnden Technologien werden mit Begriffen wie Quanteninformatik und Quantencomputer, Quantensensoren und -metrologie, Quantenkryptographie und -kommunikation sowie Quantensimulation beschrieben. (Textquelle: Wikipedia)
Ein USP für Start-ups und innovative Firmen
Der Deal fusst auf zwei Versprechungen, welche uptownBasel an IBM abgeben musste: Sie müssen einerseits Leute ausbilden und anderseits Firmen nach Arlesheim holen, die Quantenrechner nutzen wollen. Letzteres dürfte weniger ein Problem sein. Denn Quantenrechner sind derart schnell, dass zum Beispiel Simulationen und Tests hundertfach schneller erledigt werden können als zum Beispiel mit einem ebenfalls nicht langsamen Superrechner, wie unter anderem einer in Lugano steht. «Diese Rechner haben das Potenzial, disruptive Technologien entstehen zu lassen», sagt Fankhauser. «Denn nicht nur werden Produktentwicklungen enorm viel schneller abgeschlossen. Man kann sich erlauben, Fragen zu stellen, die man bisher aufgrund der Langsamkeit der Rechner schlicht nicht stellte – und Antworten erhalten, die wir so noch nicht kennen.» Wer damit unterwegs ist, hat die Zukunft auf seiner Seite. Ein Dutzend Lizenzen stehen zur Verfügung, von denen zukünftige Mieter profitieren können.
Intermezzo: Aufbau einer Quantenökonomie!
Eine Quanten-Ausbildung
Etwas schwieriger als Firmen anzulocken, dürfte die Ausbildung sein. Doch auch hier haben die Macher und Macherinnen von uptownBasel bereits alles in die Wege geleitet. Eine mehrjährige Professur an der FHNW wird von uptownBasel finanziert. Aber auch uptownBasel wird selber zu einem Ausbildungskurs. Ein IBM-Kurs ist aufgegleist und kann jeden Moment starten. Er dauert sechs Monate und zehn Leute können sich für jeden Kurs – von denen es vorerst drei geben wird – einschreiben. Sechs Monate lang erhalten dann junge Leute mit einer Software-Ausbildung komplett kostenlos eine Schulung in der fortschrittlichsten Technologie, die man sich ausdenken kann. «Firmen, die sich dafür bewerben wollen, können sich direkt bei mir melden», sagt Fankhauser.
Das Zentrum für Quantentechnologie
Zwar hatte man in Arlesheim damit gerechnet, dass IBM noch etwas Zeit benötigt, um den 1’000-Qubit-Computer – dessen Leistung man versprochen bekommen hat – zu Ende zu entwickeln. Nun aber ist er schneller fertig als gedacht. «Und wir haben unser Gebäude, in welches das Quantentechnologie-Zentrum kommen wird, noch nicht gebaut», lacht Fankhauser. Es wird ein 36 Meter hohes Gebäude sein, zuoberst vier Stockwerke nur für Firmen und Start-ups reserviert, die unter anderem auf den Quantenrechner zugreifen möchten. Darunter ein Stockwerk mit 3500 Quadratmetern, in denen die Highperformance-Rechner stehen und das Datencenter inklusive der dazugehörigen Arbeitsplätze. Und dann zwei Stockwerke, die vorerst als Kongresszentrum dienen werden und später umgebaut werden, wenn weitere Rechner und Datencenter hinzukommen. Alles selbstverständlich nachhaltig gebaut, wie es in uptownBasel der Standard ist.
Artikelserie zu uptownBasel und die Quantentechnologie in der Schweiz
«Technik und Wissen» wird in den nächsten Monaten eine ganze Serie starten mit Artikeln über Quantentechnologie besonders im Zusammenhang mit uptownBasel. Bereits eingerichtet ist eine Sonderseite uptownBasel und die Quantentechnologie in der Schweiz.
Teil 2 dieses Berichts folgt hier im Onlinemagazin am 20. Dezember 2022 mit den weiteren Themen: Ein Fond für Quantentechnologie-Firmen, warum Grenchen eine Rolle spielen könnte und wie es bereits um den Quantenrechner in Arlesheim steht.
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Autor: Eugen Albisser
Fotos: Eugen Albisser
Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen
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Informationen
uptownBasel
www.uptownbasel.ch
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