Empfehlung aus Süddeutschland

Über eine Empfehlung aus der süddeutschen Automobilindustrie lernt Jörg Gehrmann die HG Grimme SysTech GmbH aus Wiedergeltingen (Unterallgäu) kennen, die seit rund 35 Jahren CNC-Maschinen unter anderem zum Fräsen von Kunststoffen und zum Fräsen von Verbundwerkstoffen herstellt. So fräst ein bekannter Fahrzeughersteller mit mehreren Anlagen aus Wiedergeltingen bereits serienmässig CFK-Rahmenteile. Nach einem Benchmark mit Wettbewerbsprodukten entscheidet sich das CNC-Team der Germa Composite schliesslich für ein 5-Achsen-CNC-Gantry-Fräsanlage von HG Grimme SysTech mit einem in zwei Arbeitsbereiche teilbaren Tisch. Für sie spricht: Es ist eine freistehende Maschine, die sich ohne Bodenvorarbeiten installieren liess.

Zum Einsatz kommt eine Eigenentwicklung von HG Grimme: ein einseitig gelagerter Fräskopf mit hochdynamischen Drehachs-Getriebe. Beim Blick in den Maschinenraum fällt auf: Im Gegensatz zu anderen Maschinen bewegt sich der Balken mit dem Fräskopf nicht von vorne nach hinten und retour, sondern von links nach rechts. Für die Maschine sprach laut Jörg Gehrmann der kleine, flexible Fräskopf, der im Pendelbetrieb die Nachbearbeitung von zwei nebeneinander im Arbeitsraum auf zwei Vakuumspanntischen aufgespannten Werkstücken erlaubt. Als positiv bezeichnet er ausserdem, dass sich der Bearbeitungskopf um 550 Grad drehen lässt, sodass sich damit eigentlich fast alles in einer «Durchfahrt bearbeiten lässt».

Jörg Gehrmann, Geschäftsführer Germa Composite GmbH
«Mit seinen spezifischen Eigenschaften eignen sich Naturfasern für viele Anwendungen - nicht nur im Motorsport oder im Serienfahrzeug.» Jörg Gehrmann, Geschäftsführer Germa Composite GmbH aus Pulheim bei Köln. (Bild: HG GRIMME SysTech/Kai Rüsberg)

Saubere Schnittkanten und exzellente Oberflächen im Visier

Germa stellt aus Naturfasern vor allem Karosseriebauteile her. Bei diesen sogenannten Aussenhautteilen (Exterieur) ist ausser der präzisen Bearbeitung vor allem das Aussehen gefragt. «Wichtig sind für uns saubere Schnittkanten und qualitativ hochwertige Oberflächen», erläutert der Geschäftsführer. «Wir setzen dazu Spezialfräswerkzeuge ein, die aber nur mit hohen Drehzahlen optimale Ergebnisse liefern. Aktuell erzielen wir auf der HG Grimme-Maschine bei Drehzahlen von 15‘000 bis 25‘000 Umdrehungen pro Minute sehr gute Schnittkanten und Oberflächen.» Die Gantry-Maschine bietet bei einer Maximalspindeldrehzahl von 40‘000 min-1 und einem Vorschubtempo von 80 m/min. genügend dynamische Reserven.

Wie produktiv und ergonomisch die neue Investition arbeitet, zeigt ein Besuch in Pulheim: Ein Bediener legt zur Nachbearbeitung eine grosse Innenverstärkungsschale für eine Fahrzeug-Fronthaube auf eine Vorrichtung, die bereits in der Gantry-Anlage auf dem Vakuumspanntisch liegt. Während der Facharbeiter die Schale mit beiden Händen im Werkzeug positioniert, startet er die Vakuumpumpen mit einem Knieschalter: Der Spanntisch hält nun das Werkzeug mit der Schale vibrationsfrei fest, die Germa Composite in Losgrösse 500 bis maximal 1000 herstellt.

Sechs Minuten statt zwei Stunden Nachbearbeitung

«Das Nacharbeiten dauerte früher eineinhalb bis zwei Stunden», berichtet Gehrmann. «Nach Optimierung des CNC-Programms liegen wir aktuell bei unter sechs Minuten. Das sind eindeutige Vorteile bei der Geschwindigkeit und auch bei der Qualität.» In dieser knappen Zeit gilt es, eine komplexe Form mit einer rund sieben Meter langen Kontur zu besäumen, Löcher auszuschneiden und Bohrungen zum Anbringen von Bauteilen zu fräsen.

Eine Lösung mit Robotern nahmen die Pulheimer vorher ebenfalls unter die Lupe, entschieden sich aber aus Kosten- und Qualitätsgründen schliesslich für eine klassische Werkzeugmaschine. «Wir kamen mit dem Roboter nicht auf die Toleranzen und Wiederholgenauigkeit, die uns eine Gantry-Maschine bietet», sagt der Geschäftsführer. «Ausserdem ist eine Gantry-Maschine flexibler einsetzbar. So können wir auf ihr auch unsere Werkzeuge- und Vorrichtungen bearbeiten.»

HG Grimme-Anlage

Sechs Minuten statt zwei Stunden Nachbearbeitung

«Das Nacharbeiten dauerte früher eineinhalb bis zwei Stunden», berichtet Gehrmann. «Nach Optimierung des CNC-Programms liegen wir aktuell bei unter sechs Minuten. Das sind eindeutige Vorteile bei der Geschwindigkeit und auch bei der Qualität.» In dieser knappen Zeit gilt es, eine komplexe Form mit einer rund sieben Meter langen Kontur zu besäumen, Löcher auszuschneiden und Bohrungen zum Anbringen von Bauteilen zu fräsen.

Eine Lösung mit Robotern nahmen die Pulheimer vorher ebenfalls unter die Lupe, entschieden sich aber aus Kosten- und Qualitätsgründen schliesslich für eine klassische Werkzeugmaschine. «Wir kamen mit dem Roboter nicht auf die Toleranzen und Wiederholgenauigkeit, die uns eine Gantry-Maschine bietet», sagt der Geschäftsführer. «Ausserdem ist eine Gantry-Maschine flexibler einsetzbar. So können wir auf ihr auch unsere Werkzeuge- und Vorrichtungen bearbeiten.»

Ein Tag Einarbeitung für neue Gantry-Anlage

Auch die Mehrkosten für Gantry-Anlage, Programmiersystem sowie der anstehende Schulungs- und Ausbildungsaufwand waren keine Hürden. So ist die neue HG Grimme-Anlage mit demselben Programmiersystem wie die anderen Maschinen ausgestattet, sodass das Bedienungsteam sie sofort nutzen konnte. «Alles in allem fiel der Schulungsaufwand gering aus», stellt der Germa-Chef zufrieden fest. «HG Grimme hat unser Team so geschult, dass es die Maschine bereits am nächsten Tag produktiv bedienen konnte.» 

Dominik Münch, Teamleiter Assembly (li.), und Markus Schmaling, Abteilungsleiter CNC
Dominik Münch, Teamleiter Assembly (li.), und Markus Schmaling, Abteilungsleiter CNC, legen zur Nachbearbeitung eine grosse Innenverstärkungsschale für eine Fahrzeug-Fronthaube auf eine Vorrichtung, die bereits in der Gantry-Anlage auf dem Vakuumspanntisch liegt. (Bild: HG Grimme SysTech/Kai Rüsberg)
Markus Schmaling, Abteilungsleiter CNC (li) und Dominik Münch, Teamleiter Assembly,
Markus Schmaling, Abteilungsleiter CNC (li) und Dominik Münch, Teamleiter Assembly, schätzen an der HG Grimme-Maschine den grosszügigen Arbeitsraum, der effektives und ergonomisches Arbeiten erlaubt. (Bild: HG Grimme SysTech/Kai Rüsberg)

Den Einsatz erleichtert ein unauffälliger gelber Kasten, unten an der HG Grimme-Anlage. Es handelt sich um einen sogenannten PLS-Laserscanner, der den Gefahrenbereich der Maschine überwacht. Dr.-Ing. Ingo Gehlhaar, Kundenbetreuer bei HG Grimme SysTech: «Der optische Scanner stellt sicher, dass niemand im Arbeitsraum ist. Nach dem Einlegen des Teils drückt der Bediener «Zyklus Start»: Die Türen schliessen sich und die Bearbeitung startet automatisch. Das spart viel Zeit.» Ausserdem lässt sich die Maschine so auch von ungeschultem Personal bedienen.

Eine besondere Herausforderung sind bei der Composite-Bearbeitung Späne und Stäube: Damit sie nicht die Antriebstechnik blockieren, sitzt diese in der Gantry-Maschine oben. Das Bedienpersonal wird durch eine besondere Einhausung vor gesundheitsschädlichen Stäuben geschützt. Zusätzlich wurde eine leistungsfähige, horizontale Absaugung installiert.

Germa Composite stellt aus Naturfasern vor allem Karosseriebauteile her. Im Bild: eine Innenverstärkungsschale für eine Fahrzeug-Fronthaube. (Bild: HG GRIMME SysTech/Kai Rüsberg)
Germa Composite stellt aus Naturfasern vor allem Karosseriebauteile her. Im Bild: eine Innenverstärkungsschale für eine Fahrzeug-Fronthaube. (Bild: HG GRIMME SysTech/Kai Rüsberg)

Prognose: Naturfaser für viele Anwendungen geeignet

Die Investition in die neue Gantry-Fräsmaschine war für Germa Composite nur ein weiterer Schritt in eine nachhaltigere Zukunft. Gehrmann: «Wir brauchen jetzt auch biokompatible Harzstoffe, um damit echt nachhaltige Bauteile herzustellen. Mit verbesserten Eigenschaften eignen sich dann Naturfasern für viele Anwendungen – nicht nur im Motorsport oder im Serienfahrzeug.»

Technikwissen zu: HG 5-Achsen CNC Gantry-Fräsanlage

Technik im Detail: HG 5-Achsen CNC Gantry-Fräsanlage / G-S-F 24-13

Maschinentyp: Fräsanlage auf Gantry-Basis mit zwei Shuttle-Tischen zur Bearbeitung von Kunststoffen und Verbundwerkstoffen

Tischfläche: 2'450 mm x 1'250 mm (Ebenheit: ± 0,05 mm/m)

Tischrahmen: von 3 Seiten begehbar

Verfahrwege: 3'050 mm x 1'800 mm x 900 mm

Antriebe: Zahnstangenantrieb und Linearachsen mit gehärteten Präzisions-Linearführungen mit Abstreifern sowie Edelstahlband

Wiederholgenauigkeit: ± 0,03 – 0,055 mm          

Max. Beschleunigung: 4'000 mm/s2

Max. Geschwindigkeit: 80'000 mm/min (X/Y) bzw. 40'000 mm/min (Z)

Sonderausstattung: Mittentrennwand, Automatiktüren, Blechverkleidung rechts links am Tisch, Schallschutzkabine/-Dach, Maschineninnenraumbeleuchtung, Knieschalter, PLS-Scanner zur Überprüfung des Arbeitsraumes, externes Bedienpult

Weitere Artikel, die Sie interessieren könnten

Michael Zuber, CEO Bimu

Der Span und sein Meister

Eine gute Spanabfuhr ist das A und O beim Drehen. Das weiss auch der Werkzeughersteller Bimu, für den die Suche nach innovativen Spanbruch-Lösungen schon fast zum Alltag gehört. Eine Geschichte über Hochleistungsspanbrecher, Beschichtungstests und den Einsatz der Gravitation beim Drehen.

Planfräser NeoMill von Mapal

Turboladergehäuse wirtschaftlicher fräsen

Mapal hat sein radiales Standard-Fräsprogramm NeoMill erweitert mit einem Plan- und einem Eckfräser, um Turboladergehäuse wirtschaftlicher zu bearbeiten.

Gefräst mit Kugelfräser: Bauteil mit Hochglanzoberfläche, in dem sich ein Gesicht spiegelt.

Mit Kugelfräser grosse, spiegelnde Oberflächen fräsen

Seit Kurzem setzt ein Unternehmen zum Feinschlichten die neuen EPDBEH-Kugelfräser von Moldino ein. Jetzt wird nur noch ein einziges Werkzeug benötigt, um nahezu verschleissfrei auch eine grosse, spiegelnde Oberfläche fräsen zu können.

Gewindefräsen: Vorteile gegenüber Gewindebohren und -formen

Gewindefräsen: Vorteile und Technologien

Welche Vorteile hat das Gewindefräsen gegenüber Gewindebohren und Gewindeformen? Hier sind die Antworten und vier verschiedene Technologien zum Gewindefräsen.

Der Schweizer Maschinenbau

Der Schweizer Maschinenbau hat einen hervorragenden Ruf in der ganzen Welt. Diese Seite ist dieser grossen und wichtigen Branche gewidmet. Viele Artikel und eine interaktive Schweizer Maschinenbaukarte.

fühlende und autonome Maschine des IFW in Hannover

Auf der Suche nach der autonomen, fühlenden Maschine

Es ist ein grosser Traum, an dem in den Laboren des Instituts für Fertigungstechnik und Werkzeugmaschinen (IFW) an der Leibniz Universität Hannover geforscht und entwickelt wird: die fühlende und smarte Maschine. Was kann sie? Was wird sie können? Prof. Dr.-Ing. Berend Denkena, Leiter des Instituts gibt Antworten auf den grossen Traum.

Impressum

Autor: Nikolaus Fecht im Auftrag von HG Grimme SysTech

Bildquelle: HG Grimme

Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen

Informationen

Veröffentlicht am: