«Smart up your Automation» ist das Leitmotto der kommenden Sindex. Was bedeutet das für Ausstellende und Besuchende und warum hat das strategische Board dieses Thema gewählt? Ein dreiteiliges Interview mit Fernando Granados vom strategischen Board der Messe und Head of Business Development and Marketing bei Siemens Schweiz AG.


Eugen Albisser

Autor: Eugen Albisser, Chefredaktor Online und Digitales Storytelling
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  • Inhalt der drei Teile


Herr Granados, während wir dieses Interview über neue Wege in der Automatisierung und die Messe Sindex führen, ist das Thema ChatGPT in aller Munde. Zwar ist KI in der Industrie vor allem bei grösseren Unternehmen schon lange angekommen, aber jetzt hat sie die ganze Breite erfasst. Wie sind Ihre bisherigen Erfahrungen mit ChatGPT?

Ja, als neugieriger und wissbegieriger Mensch habe ich das natürlich sofort ausprobiert und war im ersten Moment geflasht. Das ist schon sehr beeindruckend - und zwar im positiven Sinne. Es wird sich weiterentwickeln und es zeichnet sich ab, dass es einen Umbruch auslösen kann. Aber es gibt natürlich noch viele Herausforderungen. Wir alle wissen, dass eine Software wie ChatGPT mit Wissen gefüttert werden muss. Da gibt es all diese Fragen rund um die Urheberrechte am Wissen, das verarbeitet wird, um nur eine der Herausforderungen zu nennen.

Können Sie sich eine industrielle Anwendung vorstellen, die eines Tages auf einer Sindex-Messe zu sehen sein wird und ChatGPT nutzt?

Davon bin ich überzeugt. Gerade im Bereich der Instandhaltung kann ich mir das sehr gut vorstellen. Augmented und Virtual Reality wird ja schon von vielen genutzt. Aber ich kann mir sehr gut vorstellen, dass man in Zukunft Servicetechniker zu einer Anlage schickt, wo es ein Problem gibt, und er kann dann vor Ort über eine Schnittstelle mit einer ChatGPT-ähnlichen Anwendung sozusagen beraten, wie er am besten vorgeht.


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Er stellt Fragen, erklärt, was er sieht, und bekommt auf seine Fragen gezielte Antworten. Das ist schon ein grosser Vorteil gegenüber der heutigen Vorgehensweise bei unklaren Problemlösungen. Das enorme Wissen einer solchen Software wäre jederzeit abrufbar. Entscheidend ist aber natürlich, dass er keine falschen Informationen erhält. Das ist bei dem heutigen Modell offenbar nicht der Fall. ChatGPT erfindet immer noch Dinge. Das wäre ein schwerwiegender Fehler bei der Wartung und könnte das gefundene Problem noch verschlimmern.

Die Fabrik der Zukunft gibt es bereits

Eigentlich sind wir schon mittendrin im Motto der Messe: «Smart up your Automation». Immer mehr Fertigungsunternehmen sehen als nächsten Schritt den Einsatz von KI in der Fertigung und Automatisierung. Wie weit ist diese Entwicklung fortgeschritten?

Ohne Zweifel sehr weit. Und vor allem, wenn wir zurückschauen, wovon wir vor rund 30 Jahren geträumt haben, als wir von der Fabrik der Zukunft sprachen und von diesem CIM, diesem «Computer Integrated Manufacturing», das damals in aller Munde war. Wir sahen bereits die Fertigungsindustrie durch Automatisierung so gestaltet, dass die Maschinen untereinander kommunizieren und wir eine vollkommene Datendurchgängigkeit haben. Das ist kein Traum mehr. Diese Fabrik der Zukunft gibt es, und jetzt kommt der nächste Schritt mit adaptiven Systemen und der künstlichen Intelligenz.

Die aber teilweise schon eingesetzt wird...

... und das durchaus erfolgreich. Ich kann da nur von unserer Vorzeigefabrik von Siemens berichten, wo KI eingesetzt wird, um die Qualität der Erzeugnisse hochzuhalten. Also immer mit der entsprechenden Hardware dazu, wie visuelle Sensoren. Dort erreicht man eine extrem niedrige Ausschussrate. In solchen Werken ist es klar, dass man diese Systeme weiter ausbauen wird, um die Automatisierung voranzutreiben, und um die Qualität und die ganzen Prozesse weiter zu verbessern. Und da könnte in Zukunft auch eine Anwendung auf Basis von ChatGPT eine Rolle spielen.


Die kommende Sindex findet vom 5. bis 7. September 2023 statt


«Smart» und die vielen Bedeutungen

Schauen wir uns das Leitmotto Smart up your Automation für einen Besucher der Sindex noch einmal genauer an. Was genau ist damit gemeint?

Eigentlich bedeutet es einfach, dass wir weitergehen müssen, um die nächste Stufe zu erreichen, um all die Herausforderungen, die vor uns liegen, zu bewältigen. Ich möchte an dieser Stelle aber noch etwas hinzufügen, was für mich direkt dazu gehört, aber oft vergessen wird: Durch die vielen neuen Technologien, die rund um die Automatisierung und Digitalisierung auf den Markt gekommen sind, ist es wichtig, dass man alle Schritte darauf prüft, ob sie auch Sinn machen. Sie müssen einen Sinn erfüllen und nicht einfach eingesetzt werden, nur weil man es kann oder dies so geraten wurde.

Das ist in der Tat ein spannender Punkt und ich sehe da auch einen Zusammenhang mit einem kleinen Definitionsproblem. Ähnlich wie bei «Sinn machen» ist es wahrscheinlich auch bei dem Wort «smart», das wir jetzt sehr oft verwendet haben, schwierig, sich auf eine klare Definition zu einigen. Oder was verstehen Sie unter «smart»?

Es gibt für dieses «smart» tatsächlich keine normierte Definition, tatsächlich. Es hängt sehr stark vom jeweiligen Wertschöpfungsprozess, der Branche und der Grösse des Unternehmens ab. Für das eine Unternehmen ist smart bereits erreicht, wenn es bestimmte Prozesse papierlos gestalten kann. Für ein anderes Unternehmen ist diese Papierlosigkeit erst die Voraussetzung, um weitere Schritte auf dem Weg zur «smarten Fabrik» zu gehen. Es gibt also keinen Standard und somit auch kein Patentrezept.

Aber sollte smart nicht zumindest etwas damit zu tun haben, dass wir bessere Entscheidungen treffen?

Natürlich. Aber das geschieht automatisch. Mit der Digitalisierung - auch der Automatisierung - kommen wir an Daten, an Fakten, auf deren Basis wir Entscheidungen treffen können. Oder anders gesagt: Wer digitalisiert, kommt automatisch zu Daten und damit zu Fakten, die er für weitere Optimierungen nutzen kann.

«Smart» und die vielen Bedeutungen

Schauen wir uns das Leitmotto Smart up your Automation für einen Besucher der Sindex noch einmal genauer an. Was genau ist damit gemeint?

Eigentlich bedeutet es einfach, dass wir weitergehen müssen, um die nächste Stufe zu erreichen, um all die Herausforderungen, die vor uns liegen, zu bewältigen. Ich möchte an dieser Stelle aber noch etwas hinzufügen, was für mich direkt dazu gehört, aber oft vergessen wird: Durch die vielen neuen Technologien, die rund um die Automatisierung und Digitalisierung auf den Markt gekommen sind, ist es wichtig, dass man alle Schritte darauf prüft, ob sie auch Sinn machen. Sie müssen einen Sinn erfüllen und nicht einfach eingesetzt werden, nur weil man es kann oder dies so geraten wurde.

Das ist in der Tat ein spannender Punkt und ich sehe da auch einen Zusammenhang mit einem kleinen Definitionsproblem. Ähnlich wie bei «Sinn machen» ist es wahrscheinlich auch bei dem Wort «smart», das wir jetzt sehr oft verwendet haben, schwierig, sich auf eine klare Definition zu einigen. Oder was verstehen Sie unter «smart»?

Es gibt für dieses «smart» tatsächlich keine normierte Definition, tatsächlich. Es hängt sehr stark vom jeweiligen Wertschöpfungsprozess, der Branche und der Grösse des Unternehmens ab. Für das eine Unternehmen ist smart bereits erreicht, wenn es bestimmte Prozesse papierlos gestalten kann. Für ein anderes Unternehmen ist diese Papierlosigkeit erst die Voraussetzung, um weitere Schritte auf dem Weg zur «smarten Fabrik» zu gehen. Es gibt also keinen Standard und somit auch kein Patentrezept.

Aber sollte smart nicht zumindest etwas damit zu tun haben, dass wir bessere Entscheidungen treffen?

Natürlich. Aber das geschieht automatisch. Mit der Digitalisierung - auch der Automatisierung - kommen wir an Daten, an Fakten, auf deren Basis wir Entscheidungen treffen können. Oder anders gesagt: Wer digitalisiert, kommt automatisch zu Daten und damit zu Fakten, die er für weitere Optimierungen nutzen kann.

Konsequent weiter intelligent digitalisieren

Und dann stellt sich die Mutter aller Fragen zu «Smart up»: Warum soll man da mitmachen? Reicht nicht eine kleinere Form, ein Anfang, eine Basis?

Die Antwort ist einfach: Weil es nicht anders geht! Die Schweizer Maschinenindustrie wird nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn sie diesen Weg wirklich geht. Ich meine, das gilt auch für grössere Volkswirtschaften, aber gerade in der Schweiz, wo wir vor allem von unserem Innovationskapital leben, ist das überlebenswichtig. So einfach ist das.

Also muss man diesen Weg konsequent weitergehen, und dann ist «Smart-up your Automation» nicht nur ein Schlagwort. 

Davon bin ich überzeugt. Aber ehrlich gesagt macht es wenig Sinn, auf der Stelle zu treten. Ich weiss, dass das passieren kann. Man hat die «low hanging fruits» geerntet und ist vielleicht sogar glücklich damit und dann muss man plötzlich mehr investieren und vor allem eine Digitalisierungsstrategie entwickeln. Das überfordert manche.

Woher kommt diese Überforderung?

Vielleicht, weil man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Hinzu kommt, dass man den Begriff Digitalisierung mittlerweile in allen möglichen Zusammenhängen hört, er hat sich für viele sozusagen abgenutzt. Und dennoch: Es führt kein Weg daran vorbei, diesen Weg konsequent weiterzugehen. Ich hatte kürzlich ein Gespräch mit einem Geschäftsführer und er hat es auf den Punkt gebracht: «Wir müssen unser Unternehmen konsequent weiter intelligent digitalisieren, sonst gibt es uns in fünf Jahren nicht mehr.» In fünf Jahren. Das ist doch ein Grund, die eigene Produktion intelligenter zu machen.

Und auf einer Messe wie Sindex nach dem «Smart up» der eigenen Automation zu suchen?

(lacht) Genau!

Und wenn wir noch einmal kurz auf das Leitthema «Smart up your Automation» zurückkommen: Gab es noch andere Themen, die diskutiert wurden?

Im Strategic Board sind Vertreter verschiedener Unternehmen, die jeweils eine etwas andere Ausrichtung haben. Das ist eine gute Voraussetzung für ein Brainstorming und so hatten wir auch eine rege Diskussion – auch mit den Vertretern der Messegesellschaft Bernexpo. Dabei sind tatsächlich einige Themen aufgetaucht. Ich habe zum Beispiel das Thema IT/OT-Konvergenz eingebracht. Denn ich bin überzeugt, dass wir dieses Thema angehen müssen, weil es immer dringlicher wird. Das sehen wir auch bei unseren Kunden: Vor ein paar Jahren waren das noch getrennte Welten, jetzt wachsen sie immer mehr zusammen und man muss dringend Lösungen suchen und finden.

Damit meinen Sie primär das Thema «Cybersicherheit»? 

Nicht nur. Es geht auch um Themen wie die Durchgängigkeit von Daten. Aber die Cybersicherheit steht im Mittelpunkt und ist zu einem der Probleme geworden, für die wir, wie zuvor besprochen, dringend Lösungen finden müssen. Früher war die Produktion von der IT im Büro abgeschottet. Während man im Büro die Sicherheitsvorkehrungen etwas strenger betrachtete, nahm man es in der Produktion eher locker. An der Maschine ist es auch schwieriger. Ein Panel mit einem alten Betriebssystem? Kein Problem, auch wenn es keine Patches mehr gab. Solange das alles getrennt war, war die Gefahr eher gering. Aber spätestens mit dieser IT-OT-Konvergenz können wir vor der Bedrohung nicht mehr die Augen verschliessen.

Für Sie wäre die IT-OT-Konvergenz also ganz oben auf der Liste gestanden. Aber für ein Leitthema war es nicht breit genug?

Das ist richtig. Das Thema war zu eng für ein Leitthema. Auch gab es andere Themen, die wichtig sind und die momentan im Trend liegen. Kreislaufwirtschaft zum Beispiel. Letztlich mussten wir aber auf eine Metaebene gehen, und von dort aus kann man dann verschiedene Themen breiter abdecken.  Das ist bei «Smart up your Automation» der Fall und sicherlich ein gutes Leitthema und auch ein guter Slogan.

Fokusthema «Nachhaltigkeit» als gesellschaftliche Verpflichtung

Und warum ist das Leitmotiv auf Englisch?

Das ist eine berechtigte Frage, denn ich bin wirklich ein Verfechter der deutschen Sprache, auch wenn es nicht meine Muttersprache ist. Ich versuche immer, deutsche Begriffe zu verwenden. Aber in der Schweiz mit ihrer Mehrsprachigkeit stellt sich immer wieder die Frage, wie wir die anderen Sprachregionen mit einbeziehen können. Die Sindex in Bern ist ein guter Standort für die französischsprachige Schweiz, und die Messe legt auch besonderen Wert auf diese Besucherinnen und Besucher.

Es gibt dieses Leitthema, aber es gibt auch zwei Fokusthemen: Nachhaltigkeit und Ökosysteme. Was können Sie dazu sagen?

Nachhaltigkeit ist so aktuell, dass es einfach ein Thema sein muss. Oder ich muss es anders sagen: Für uns als strategischer Ausschuss der Messe ist es eine gesellschaftliche Verpflichtung, dieses Thema Nachhaltigkeit ernst zu nehmen.

Ich persönlich bin aber auch der Meinung, dass die gesamte Industrie dieses Thema ernst nehmen muss. Wir bei Siemens - wenn ich kurz über das Unternehmen sprechen darf - integrieren Nachhaltigkeit vollständig in unser Geschäft. Auch bei Investitionsentscheidungen ist Nachhaltigkeit ein wichtiger Faktor. Das Management investiert sehr viel in das Thema Nachhaltigkeit, damit es auf allen Ebenen des Unternehmens verinnerlicht wird.

Aber wie gesagt, das Thema ist nicht nur bei uns in aller Munde, und so denke ich, dass wir mit diesem Thema auf der Messe viele Kunden- und Interessengruppen ansprechen werden.

Wettbewerbsvorteile dank Nachhaltigkeit und Co-Creation

Kann die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit schon heute ein Wettbewerbsvorteil für Unternehmen sein?

Davon bin ich überzeugt. Wenn man sich die Finanzindustrie anschaut, dann kommen einige der Kriterien, nach denen Unternehmen bewertet werden, aus diesem Bereich. Es wird somit definitiv mittlerweile darauf geschaut, wie Firmen mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen. Sei es in Bezug auf die Umwelt, aber auch in Bezug auf die eigenen Mitarbeiter. Man kann als Unternehmen auch an der eigenen Reputation arbeiten, wenn man das Thema in den Vordergrund stellt und proaktiv angeht. Zudem sollten wir uns immer vor Augen halten: Die Mehrheit der Menschen ist davon überzeugt, dass wir etwas gegen den Klimawandel unternehmen müssen. Und diese «Mehrheit der Menschen» sind alles potenzielle Kundinnen und Kunden und auch potenzielle Mitarbeitende.

Während Nachhaltigkeit fast schon ein Muss ist, scheint das Thema «Ökosysteme» noch lange nicht bei allen angekommen zu sein. Man liest zwar immer mehr darüber, und in den vergangenen Jahren ist auch ein wachsendes Interesse an dieser Art der Zusammenarbeit, an Co-Creation und Co-Collaboration zu beobachten. Was war das Entscheidungskriterium für den Vorstand?

Sicherlich, dass das Thema immer wichtiger wird. Wobei ich sagen muss, dass ich da eine Art Déjà-vu-Erlebnis habe. Vor mehr als 20 Jahren gab es den Begriff der Kundenintegration schon einmal. Es wiederholt sich also, aber natürlich auf einem der heutigen Zeit angepassten Niveau. Sicherlich ist es Teil eines guten Unternehmens, Projekte gemeinsam mit dem Kunden anzugehen.

Aber ein Ökosystem geht darüber hinaus. Der Ansatz der Kundenintegration wird auf andere Interessengruppen, diesen sogenannten Stakeholdern, ausgeweitet. Das bedeutet, dass Unternehmen nicht nur den Kunden an Bord holen müssen, sondern sich auch mit anderen Stakeholdern wie Software-Integratoren, App-Entwicklern und sogar Marktbegleitern und anderen Unternehmen aus anderen Branchen zusammensetzen und sich mit ihnen auseinandersetzen müssen.

Wettbewerbsvorteile dank Nachhaltigkeit und Co-Creation

Kann die Beschäftigung mit Nachhaltigkeit schon heute ein Wettbewerbsvorteil für Unternehmen sein?

Davon bin ich überzeugt. Wenn man sich die Finanzindustrie anschaut, dann kommen einige der Kriterien, nach denen Unternehmen bewertet werden, aus diesem Bereich. Es wird somit definitiv mittlerweile darauf geschaut, wie Firmen mit dem Thema Nachhaltigkeit umgehen. Sei es in Bezug auf die Umwelt, aber auch in Bezug auf die eigenen Mitarbeiter. Man kann als Unternehmen auch an der eigenen Reputation arbeiten, wenn man das Thema in den Vordergrund stellt und proaktiv angeht. Zudem sollten wir uns immer vor Augen halten: Die Mehrheit der Menschen ist davon überzeugt, dass wir etwas gegen den Klimawandel unternehmen müssen. Und diese «Mehrheit der Menschen» sind alles potenzielle Kundinnen und Kunden und auch potenzielle Mitarbeitende.

Während Nachhaltigkeit fast schon ein Muss ist, scheint das Thema «Ökosysteme» noch lange nicht bei allen angekommen zu sein. Man liest zwar immer mehr darüber, und in den vergangenen Jahren ist auch ein wachsendes Interesse an dieser Art der Zusammenarbeit, an Co-Creation und Co-Collaboration zu beobachten. Was war das Entscheidungskriterium für den Vorstand?

Sicherlich, dass das Thema immer wichtiger wird. Wobei ich sagen muss, dass ich da eine Art Déjà-vu-Erlebnis habe. Vor mehr als 20 Jahren gab es den Begriff der Kundenintegration schon einmal. Es wiederholt sich also, aber natürlich auf einem der heutigen Zeit angepassten Niveau. Sicherlich ist es Teil eines guten Unternehmens, Projekte gemeinsam mit dem Kunden anzugehen.

Aber ein Ökosystem geht darüber hinaus. Der Ansatz der Kundenintegration wird auf andere Interessengruppen, diesen sogenannten Stakeholdern, ausgeweitet. Das bedeutet, dass Unternehmen nicht nur den Kunden an Bord holen müssen, sondern sich auch mit anderen Stakeholdern wie Software-Integratoren, App-Entwicklern und sogar Marktbegleitern und anderen Unternehmen aus anderen Branchen zusammensetzen und sich mit ihnen auseinandersetzen müssen.

«Messe Sindex kann nur eine Art Katalysator für dieses Thema sein»

Liegt ein Grund für die Beliebtheit solcher Kooperationen auch darin, dass die Technologien – und die Welt – immer komplexer werden und man die Aufgaben einfach nicht mehr allein bewältigen kann?

Das ist schwer zu sagen. Es kann sein, aber ich vermute, dass die meisten Unternehmen es auch allein schaffen würden. Was aber für Ökosysteme spricht: Es kommen bessere Lösungen heraus. Ich erinnere nur an Beispiele wie Apple: Apple hat vor vielen Jahren ein solches System geschaffen, an dem heute viele Tausend Entwickler arbeiten. Sie nutzen ihre Plattform und pflegen sie. Auch wir bei Siemens haben das: Offene Plattformen, die mit eigenen Produkten wie Simulationstools oder digitalen Zwillingen gefüllt werden, aber auch Partnerfirmen bringen ihre Anwendungen ein.

Wie bringt man ein solches Thema auf eine Messe wie die Sindex? Wie stellt man es dar?

Es wird sicherlich ein grosses Thema im Forum sein und es wird einige Vorträge und Keynotes geben. Aber man muss eines sehen: Die Messe Sindex kann nur eine Art Katalysator für dieses Thema sein. Wenn solche Ökosysteme von Erfolg gekrönt sein sollen, dann kann es nicht sein, dass am Ende der Messe das Thema auch wieder vorbei ist, dann ist das Ziel definitiv nicht erreicht. Die Sindex wird hoffentlich eine Initialzündung für ein oder mehrere Ökosysteme sein.

Wir haben jetzt im ersten Teil über das Leitmotiv gesprochen, im zweiten Teil über die Fokusthemen und nun soll es im dritten Teil um das strategische Board der Sindex und um die Messe selbst gehen.  Sie sitzen in diesem strategischen Board: Warum sind Sie dabei und warum ist es für Sie wichtig, diese Messe Sindex sozusagen mitzugestalten?

Mein Arbeitgeber Siemens ist, wie viele andere auch, Mitglied des Verbandes SwissT.net und dort sehr engagiert. Wir arbeiten in verschiedenen Sektionen und Arbeitsgruppen mit, zum Beispiel in der Sektion 31, die sich mit Automatisierung beschäftigt, in der Sektion 22 für industrielle Mess- und Regeltechnik oder in der Sektion 39, die sich mit Antriebstechnik befasst. Hier investieren wir Ressourcen und Zeit, weil wir die Arbeit im Verband für wichtig halten. Ich selbst bin Mitglied der Messekommission und wurde in dieser Funktion angefragt, ob ich im Messebeirat von Sindex mitarbeiten möchte. Bernexpo ist zwar die Veranstalterin der Messe, organisiert diese aber in enger Partnerschaft mit den Verbänden SwissT.net und GOP.

Haben Sie dabei ein konkretes Ziel vor Augen?

Einerseits beobachten wir mit dem Verband selbst die gesamte Messelandschaft in der Schweiz sehr genau. Die Sindex als Leitmesse für die Automation ist darin wichtig. Mein Beitrag besteht darin, die Messelandschaft in der Schweiz zu stärken, und zwar so, dass sie dem Werkplatz Schweiz dient. Bei der Sindex selbst bin überzeugt, dass diese Plattform für den Werkplatz Schweiz und die MEM-Industrie wichtig ist.

Können Sie diese Bedeutung näher erläutern?

Für mich ist die Sindex eine Begegnungsplattform, auf der sich alle Marktteilnehmer alle zwei Jahre treffen und austauschen können. Dabei geht es eigentlich von Anfang an auch um das Thema, das wir jetzt als Fokusthema haben: Um die Bildung von Ökosystemen oder ganz allgemein um die Vernetzung. Für Unternehmen ist das sehr wichtig, um Kundenbeziehungen zu pflegen und zu gestalten. Auch für unser Unternehmen, Siemens, ist es selbstverständlich, dass wir uns an der Sindex beteiligen. Und zwar deshalb, weil sie eben - mehr als andere, grössere Messen zum Beispiel - eine echte Begegnungsplattform ist.

Ich komme gerne darauf zurück. Sie haben vorhin aber auch erwähnt, dass Sie den Werkplatz Schweiz stärken wollen. Gehört es dazu, dass das Strategische Board Themen evaluiert und nach diesen Themen eine Messe ausrichtet? Kann man damit den Werkplatz Schweiz stärken?

Auf jeden Fall! Als Unternehmen, aber auch als Verband haben wir die Pflicht, uns zu artikulieren und klar zu sagen, dass sich die Welt in eine bestimmte Richtung bewegt, in diesem Fall in Richtung intelligente Automatisierung und dieser so genannten Co-Creation. Die Aussteller und Besucher müssen das wissen. Und die Aussteller müssen zeigen, wie sie mit ihren Produkten und Dienstleistungen dazu beitragen können, die Wettbewerbsfähigkeit bestehender und potenzieller Kunden zu steigern. Dafür ist eine Messe wie die Sindex hervorragend geeignet. Denn die Messe ist eine Plattform, um solche Themen noch einmal zu beschleunigen. Das unterstreichen wir als Vorstand mit unseren Schwerpunktthemen und als Aussteller, indem wir diese Themen aufgreifen und zeigen, wie wir sie umsetzen wollen.

Fahne Sindex

Können Sie diese Bedeutung näher erläutern?

Für mich ist die Sindex eine Begegnungsplattform, auf der sich alle Marktteilnehmer alle zwei Jahre treffen und austauschen können. Dabei geht es eigentlich von Anfang an auch um das Thema, das wir jetzt als Fokusthema haben: Um die Bildung von Ökosystemen oder ganz allgemein um die Vernetzung. Für Unternehmen ist das sehr wichtig, um Kundenbeziehungen zu pflegen und zu gestalten. Auch für unser Unternehmen, Siemens, ist es selbstverständlich, dass wir uns an der Sindex beteiligen. Und zwar deshalb, weil sie eben - mehr als andere, grössere Messen zum Beispiel - eine echte Begegnungsplattform ist.

Ich komme gerne darauf zurück. Sie haben vorhin aber auch erwähnt, dass Sie den Werkplatz Schweiz stärken wollen. Gehört es dazu, dass das Strategische Board Themen evaluiert und nach diesen Themen eine Messe ausrichtet? Kann man damit den Werkplatz Schweiz stärken?

Auf jeden Fall! Als Unternehmen, aber auch als Verband haben wir die Pflicht, uns zu artikulieren und klar zu sagen, dass sich die Welt in eine bestimmte Richtung bewegt, in diesem Fall in Richtung intelligente Automatisierung und dieser so genannten Co-Creation. Die Aussteller und Besucher müssen das wissen. Und die Aussteller müssen zeigen, wie sie mit ihren Produkten und Dienstleistungen dazu beitragen können, die Wettbewerbsfähigkeit bestehender und potenzieller Kunden zu steigern. Dafür ist eine Messe wie die Sindex hervorragend geeignet. Denn die Messe ist eine Plattform, um solche Themen noch einmal zu beschleunigen. Das unterstreichen wir als Vorstand mit unseren Schwerpunktthemen und als Aussteller, indem wir diese Themen aufgreifen und zeigen, wie wir sie umsetzen wollen.

Nun gibt es im weiteren Umfeld einige andere und viel grössere Messen, die sich mit Automation beschäftigen. Warum braucht es trotzdem eine Sindex?

Es wäre wirklich schade, wenn es nur noch grosse Formate wie die Hannover Messe oder die SPS gäbe. Natürlich besuchen viele Schweizer Fachleute auch diese Messen, aber sie erwarten etwas anderes. Geschäfte machen war schon immer ein persönliches Geschäft, das auf Vertrauen basiert. Vertrauen entsteht durch den Austausch mit Menschen, durch das Einhalten von Verpflichtungen, durch das Kennenlernen. Auf einer Messe trinkt man auch mal ein Glas Wein, sitzt zusammen und plaudert. Wenn unsere Kunden zum Beispiel auf die viel grössere Hannover Messe mit ihren riesigen Ständen gehen, sind die Leute, die sie dort treffen, nicht unbedingt diejenigen, die ihre Bedürfnisse genau kennen. Ein weiterer Aspekt ist der Standort der Sindex. Bern ist durch seine Brückenfunktion zwischen den Landesteilen mit deutscher und französischer Sprache der ideale Treffpunkt für die Branche. Deshalb ist es wichtig, dass die Messe erhalten bleibt, und dafür setze ich mich ein.

Was kann ein Unternehmen selbst tun, um als Aussteller attraktiver zu werden?

Da gibt es viele Möglichkeiten! Ich persönlich finde Networking sehr wichtig, dazu gehört eine einladende Atmosphäre und vielleicht auch ein gutes Catering. Aber natürlich ist der Inhalt immer noch König. Und da es immer viele Themen gibt, an denen man sich orientieren kann, holen wir die Unternehmen ab und versuchen, sie auf bestimmte Themen einzustimmen, so dass wir sozusagen gemeinsam eine grosse Themenshow abliefern können. Und Sie haben mich vorhin gefragt, wie ich mir eine perfekte Messe vorstelle. Sie endet so, dass ein Besucher, wenn er am Ende aus den Messehallen kommt, sagen kann: Dieser Tag in Bern war gut investiert - und das nicht nur wegen des Caterings.

Weitere Infos rund um die Sindex: die Sonderzonen

Die Sindex ist die führende Schweizer Messe für die industrielle Automatisierung. Sie findet statt vom 5. bis 7. September 2023 in Bern.


Die Sonderzonen der Sindex

Der Fachkräftemangel ist auch in der Technologiebranche allgegenwärtig und stellt viele Unternehmen vor zunehmend grosse Herausforderungen, ihre offenen Stellen fristgerecht mit kompetenten Mitarbeitenden zu besetzen. In der Sonderzone SINDEX TALENTS haben Ausstellende während der diesjährigen Ausgabe erstmals die Möglichkeit, sich ergänzend zu Ihrem Hauptauftritt an allen drei Messetagen als attraktive Arbeitgebende zu positionieren. Idealerweise wird diese Zusatzfläche durch HR-Verantwortliche betreut, welche den anwesenden Jugendlichen ihr Unternehmen, Anstellungskonditionen sowie offene Stellen präsentieren können. Die Sonderzone befindet sich in der Halle 2.0 unmittelbar neben den Industry-Skills und wird durch BERNEXPO als Veranstalterin komplett inszeniert.

Sindex Start-ups

Um ihre führende Rolle als Innovations- und Werkplatz zu behalten ist die Schweiz mehr denn je auf Innovationen und Neuheiten angewiesen erst recht in der Technologiebranche. Erstmals bieten wir an der diesjährigen Ausgabe Start-ups und Jungunternehmen mit ihren Lösungen eine attraktive Bühne. Die Sonderzone befindet sich in der Halle 3.2 und wird durch Bernexpo als Veranstalterin komplett inszeniert.

Industry-Skills

Eines von vielen Highlights an der Sindex 2023 stellen die Industry-Skills dar. In Zusammenarbeit mit dem Verbandspartner Swissmem duellieren sich an allen drei Messetagen weit über 100 Teilnehmende in den Disziplinen Elektroniker:in, Elektrotechniker:in, Automatiker:in und Industrie 4.0. Neben den spannenden Wettkämpfen sorgt dies auch für viel junges Publikum, welches die gesamte Fachmesse kostenlos besuchen kann. Die Wettkampfzone befindet sich in der Halle 2.0.


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Impressum

Autor: Eugen Albisser

Bildquelle: Technik und Wissen (Foto Granados), Vistacreate (Foto 2)

Redaktionelle Bearbeitung: Technik und Wissen

Informationen

Bernexpo / Sindex
sindex.ch

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